Eichstätt
Letzte Ruhe für den Schnuller

Seit Samstag gibt es im Hofgarten den zweiten "Schnullerbaum" Bayerns

28.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Eichstätt (baj) Nachdenklich beäugt Mona den hochgewachsenen Haselnussbaum im Eichstätter Hofgarten. Er ist mit bunten Luftballons geschmückt, aber Monas Blicke gelten den Schnullern, die im Geäst baumeln. Die Dreijährige fasst einen Entschluss: Auch ihr Schnuller soll sich dazugesellen.

Aber wie kommt sie so weit nach oben? Kein Problem: Der Papa hebt Mona hoch, und sie befestigt sorgfältig den gelben Sauger mit einem Wollband. Wieder am Boden bekommt das Mädchen eine große Medaille als Belohnung ausgehändigt. Übermütig und lachend hüpft Mona umher und zeigt jedem ihren neuen Schatz.

Mit einem kleinen, aber bunten Fest hat das Uni-Kinderhaus am Samstag den „Schnullerbaum“ im Hofgarten erstmals bestückt. Die Idee dafür holte sich das Kinderhaus aus Dänemark. Dort gibt es längst solche speziellen Bäume. Kinder, denen der Abschied von ihrem lieb gewonnen Schnuller schwerfällt, können ihn dort anbringen – und wenn sie Sehnsucht haben, ihren „Nuckel“ jederzeit besuchen. Die pädagogisch korrekte Umschreibung liefert das Kinderhaus gleich mit: „Die Kinder erleben sich als selbstbewusste Träger ihrer Entscheidung“, wenn sie sich auf diese Weise von ihrem Schnuller trennen – und sehen, dass andere Kinder das auch tun.

Die Stadt Eichstätt hat diese Idee unterstützt und den Haselnussbaum zur Verfügung gestellt. Kinderhaus und Stadt spielen in Bayern somit eine Vorreiterrolle. In ganz Bayern gab es bisher nur einen „Schnullerbaum“, in München. Jetzt steht der zweite in Eichstätt. Er soll eine feste Instanz in Eichstätt werden. Jederzeit hat ein Kind die Gelegenheit, dem Baum seinen Schnuller anzuvertrauen. Dazu hängt eine Jutetüte am Baum, in der sich – wasserdicht verpackt – die wichtigsten Utensilien befinden, vor allem die Bänder und die Belohnungsmedaillen.

Auch der schönste Tag geht zu Ende. Mona stapft mit ihrer Medaille nach Hause, eine Freundin riskiert einen letzten Blick auf ihren ehemaligen Schnuller: „Tschüss“ winkt sie ihm zum Abschied.