Eichstätt
Kunst als moralischer Bildungsauftrag

Ausstellung von chinesischen Malern, die Falun Gong praktizieren, in der ehemaligen Johanniskirche

04.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:50 Uhr

Das Ölgemälde „Wer bin ich“ von Xiqiang Dong ist Teil der Ausstellung, die in der Johanniskirche gezeigt wird - Foto: Jing Tang-Wiesberg

Eichstätt (chl/EK)„Die Kunst von Wahrhaftigkeit Barmherzigkeit Nachsicht“ heißt eine Ausstellung, die ab Montag in der ehemaligen Johanniskirche am Eichstätter Domplatz zu sehen ist. Hier stellen chinesische Künstler aus, die Falun Gong praktizieren.

Am Dienstag, 8. September, gibt es um 19.30 Uhr eine öffentliche Vernissage, bei der die Hintergründe aus Sicht der Künstler näher vorgestellt werden sollen. Präsentiert wird die Ausstellung von „Ars Honesta, Verein für Kunst und Menschenrechte Deutschland e.V.“.

Gezeigt werden soll „Kunst, die bestrebt ist, zu informieren und zu bilden, zu inspirieren, zu verändern und zu regenerieren.“ Wie die Organisatorin Jing Tang-Wiesberg mitteilt, praktizieren alle mitwirkenden Künstler Falun Gong (auch Falun Dafa genannt). Dadurch seien sie sich „noch klarer geworden, welchen Einfluss die Kunst auf die moralische und ästhetische Bildung der Menschen hat“. Sie verstehen Falun Dafa als eine „Kultivierungspraktik nach den kosmischen Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“. Ein Künstler sollte demnach mit seinen Kunstwerken den Menschen Wahrheit, Hoffnung, Schönheit und Reinheit und das Licht vermitteln und außer über künstlerische Virtuosität vor allem über ein hohes geistiges Niveau verfügen.

Die Falun-Gong-Praktizierenden sehen sich in China systematischer und gewaltsamer Unterdrückung durch den Staat ausgesetzt und stellen sich Fragen wie: „Warum leiden gute oder unschuldige Menschen? Ist spirituelles Engagement den Preis wert, den es in sich birgt – einen Preis, der vielleicht so hoch wie das eigene Leben sein kann? Ist das Universum gerecht, letzten Endes“ Die Antworten, die die Künstler den Betrachtern bieten wollen, sollen bejahend sein.

Das künstlerische Spektrum reicht von westlichen klassischen Ölgemälden bis zu Aquarellen, von modernen chinesischen Porträts bis zu traditionellen chinesischen Pinselgemälden auf Seide. Die Serie der Kunstwerke umfasst mehr als 60 Bilder. Seit 2005 sind die Kunstwerke in über 50 Ländern und über 300 Städten fast 1000 Mal ausgestellt worden.

Die evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin, die bundesweit als die Referenz in solchen Fragen schlechthin gilt, ordnet Falun Gong nicht als gefährliche Sekte im westlichen Sinne ein, rät jedoch durchaus zu einer kritischen Betrachtung (siehe auch Interview). Ihrer Ansicht nach versteht sich Falun Gong als „ein spiritueller ,Weg zur Vollendung’“, der von dem Chinesen Li Hongzhi begründet und 1992 erstmals öffentlich präsentiert wurde. Mit einer volkstümlich-synkretistischen Mischung aus buddhistischen, daoistischen, konfuzianischen und chinesisch-volksreligiösen Elementen sollen die Menschen und das ganze Universum geläutert und durch hochenergetische Substanzen veredelt werden. Ziel ist demnach die „Erlösung“ aller Wesen.

In China gilt die Falun-Gong-Bewegung als illegale Organisation, ihr „Meister“ als Staatsfeinde. Im Westen wurde die Bewegung bekannt, als 1999 rund 10 000 Anhänger für ihre Anerkennung und gegen die Unterdrückung durch die Kommunistische Partei Chinas demonstriert haben.

„Die Kunst von Zehn, Shan, Ren – Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ mit Arbeiten von chinesischen Künstlern des Traditional Culture Art Centers New York ist ab Montag bis Mittwoch, 16. September, in der ehemaligen Johanniskirche in Eichstätt zu sehen, der Eintritt ist frei. Die Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr, an den Wochenenden von 9 bis 19 Uhr.