Eichstätt
Komödien mit Tiefgang sind sein Metier

Der Eichstätter Bühnenautor und Theaterregisseur Florian Schmidt (50) sieht sich vor allem als Dienstleister

30.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:08 Uhr

So soll es sein, für diesen Moment hat sich alles gelohnt: Das Publikum wurde bestens unterhalten und dankt mit Applaus für die Schauspieler und den Regisseur Florian Schmidt (im Bild oben beim "Schwedenbrand" 2011). Seine Theaterstücke schreibt der Autor meist am heimischen Küchentisch (Bild unten). ‹Œ ‹ŒArch - foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Das einzige Körperteil, das Florian Schmidt bewusst nie in Szene setzt, ist der erhobene Zeigefinger. Belehrungen nach dem Motto "die Moral von der Geschicht'" sind dem 50-jährigen Eichstätter ein Graus. Er will mit seinen Stücken vor allem eines: Beste Unterhaltung bieten. Wenn der ein oder andere Denkanstoß dabei ist, soll's ihm recht, aber keineswegs Pflicht sein. Als Bühnenautor und als Theaterregisseur versteht sich Schmidt vor allem als Dienstleister: dem Publikum gegenüber, das für einen unterhaltsamen Abend bezahlt, ebenso wie den Auftraggebern gegenüber. Das sind meist Amateurtheaterbühnen, die von Schmidt ein gutes, spielbares Stück und, falls sie ihn auch als Regisseur dazuverpflichten, eine kurzweilige und interessante Probenzeit erwarten. "Da sehe ich mich als Freizeitgestalter im besten Sinne", sagt Schmidt.

Und damit ist dieser Kulturprofi inzwischen ziemlich erfolgreich: In den vergangenen zehn Jahren wurden 25 verschiedene Stücke aus seiner Feder auf den Amateur- und Volkstheaterbühnen und auf Schulbühnen in Bayern und darüber hinaus gespielt. "Der Schmidt" gilt als Markenzeichen, das dem Publikum mit einem hohen Takt an Zuverlässigkeit beste Theaterunterhaltung verspricht. Schmidt hält es da mit Carl Zuckmayer: "Das Theater ist weder eine Schulstube noch eine Pfarrkanzel. Die Leute sollen lachen oder weinen", und der Eichstätter ergänzt voller Überzeugung: "Am besten beides!" Komödien mit Tiefgang sind sein Metier.

Die Theaterleidenschaft hatte den 50-jährigen verheirateten Vater von vier erwachsenen Kindern und Opa von inzwischen fünf Enkelkindern bereits während der Schulzeit am Gabrieli-Gymnasium (Abiturjahrgang 1987) gepackt. Dort hat er erste Regieerfahrungen gesammelt: Nach dem Ausfall der zuständigen Lehrerin hatte er kurzerhand die Inszenierung selbst übernommen. Schon richtig aufwendig wurde es dann bei seinem ersten komplett selbst gestalteten Film ("Märchenwald"), realisiert mit einem engagierten Freundeskreis. Und der ist bis heute auch der Stamm der Schmidt'schen "Altmühltalbühne". Schmidt hatte 1997 die Eichstätter Kleinkunstbühne im Wirtshaus "Zum Gutmann" gegründet, deren Wirt und Pächter er zunächst gewesen ist, bevor er sich später komplett und hauptberuflich dem Stückeschreiben und der Regie verschrieben hat und dazu auch entsprechende Workshops anbietet.

Der Autor und Spielleiter "macht" auch gerne in Festspiel: 2006 hatte Schmidt zum Beispiel als Auftragsarbeit der Kulturstiftung Volksbank-EICHSTÄTTER KURIER das Schlossleutnant-Krach-Festspiel geschrieben und mit großer Truppe uraufgeführt, 2016 hat er für den Markt Kipfenberg zu dessen 750-Jahrfeier "Die Goaßhenker" mit den Kipfenbergern auf die Freiluftbühne gebracht. Jetzt plant er dort ein Workshopprojekt, das 2019 unter dem Titel "Märchenhaftes Kipfenberg" in einem großen Theaterstück münden soll.

Dass er so etwas erfolgreich auf die Bühne bringt, hatte er schon 2011 beim "Schwedenbrand" zu den damaligen Oberbayerischen Kulturtagen in Eichstätt gezeigt. Heuer hatte das Neuburger Volkstheater unter der Regie von Florian Schmidt den Freistaat Bayern beim Festival des Bundes deutsches Amateurtheater in Schleswig vertreten: mit einer entstaubten Schmidt'schen Version des bayerischen Bühnenklassikers "Die Drei Eisbären". Ist der Stoff denn nicht zu altbacken für die heutige Zeit, haben derart alte Schinken mit einem oft überkommenen Rollenbild überhaupt noch eine Berechtigung? Schmidt antwortet darauf mit einem überzeugenden "Aber sicher doch!". Er legt gerne echte Klassiker neu auf, und zwar sowohl in der ursprünglichen Form als auch neu inszeniert: "Autoren von heute müssen schon wissen, auf wessen Schultern sie stehen." Und dazu gehören im bayerischen Volkstheater neben dem "verkauften Großvater" von Anton Hamik eben auch "Die Drei Eisbären" von Maximilian Vitus und natürlich der legendäre "Brandner-Kaspar"; Letzteren hat Schmidt nun schon mehrmals auf die Bühne gebracht, und zwar sowohl in der bekannten Kobell'schen Version als auch in der komplett neu geschriebenen eigenen Fassung - beides wird stets vom Publikum mit großem Applaus goutiert, die letzte "Brandner"-Tour endete gerade in Pfalzpaint, weitere Anfragen für 2018 sind schon notiert. Schmidts Oeuvre sind zwar keine thematischen Grenzen gesetzt - gerade für die Schultheater in Wasserburg und Unterschleißheim hat er schon "Robin Hood"-, Western- und "Star Wars"-Geschichten auf die Bühne gebracht -, doch einen gewissen Hang zum Bayerischen kann der gebürtige Franke nicht leugnen. Die Heimatgeschichte, speziell die des Altmühltals, hat es ihm angetan: "Schuld" daran ist die knapp zweijährige Recherche, die 2002 im Stück "Walpurgisnacht" und dem gleichnamigen Roman, der ebenfalls in Landershofen an der Leithen mit tatsächlichen Überlieferungen spielt, mündete: "Da habe ich bemerkt, dass es in Eichstätt und Umgebung unendlich viel Stoff gibt. Da hätte man ein Leben lang zu tun." Wenn es denn die Auftragslage hergäbe. Einige Sagen und Legenden des Altmühltals hat Schmidt in seinem Büchlein "Mia san die. . ." zusammengefasst, in dem er die verschiedenen Ortsnecknamen beleuchtet. Daraus erwächst nun aktuell noch ein Stück für die Gungoldinger Theatergruppe, Stichwort: "Glockenstehler".

Und gleich zweimal wird Schmidt 2018 wieder in Neuburg vertreten sein: Schmidt schreibt gerade das Libretto für "Ebenezers wundersame Weihnachtszeit" nach Charles Dickens' "A Christmas Carol", ein Musical für das Neuburger Volkstheater, komponiert von Thomas E. Killinger. Und gerade in diesen Tagen gab es die erste Leseprobe für den Schmidt'schen "Jedermann", den die Neuburger Ende Juni präsentieren wollen (wir berichteten). Das wird auch für den erfahrenen Theatermann eine besondere Herausforderung. Denn es ist das erste Stück aus seiner Feder, das keine Komödie ist. Textzeilen wie "Die Dummheit setzt den Hass ins Recht, die Macht das Fremde bös' und schlecht" lassen Tiefgang vermuten. Schmidt entwickelt seinen "Jedermann" - anders als die Figur in der berühmten Hoffmannsthal'schen Version - als kompletten Menschen. Auch deshalb verspricht Schmidt: "Es wird zwar keine Komödie, aber es wird trotzdem etwas zu lachen geben. Ich kann einfach nicht anders."