Eichstätt
"Künstlerische Beutezüge"

Jahresausstellung des Gabrieli-Gymnasiums noch bis Montag in der ehemaligen Johanniskirche zu sehen

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Eichstätt (wbu) Goethe sitzt genauso relaxt in einer offenen Landschaft "in der Campagna" wie in Johann Heinrich Tischbeins Original, doch trägt er eine Beinprothese. "Die Erschaffung Adams", bekannt aus Michelangelos Original in der Sixtinischen Kapelle, zeigt einen Adam, neben dem eine Krücke liegt.

Und Vermeers "Mädchen mit dem Perlohrring" schielt jetzt schräg und trägt eine gelbe Blinden-Binde am Arm: Verfremdungen berühmter Kunstwerke wie diese kann man noch bis Montag in der ehemaligen Johanniskirche in Eichstätt sehen - in der "Kunstpiraten"-Schau, der Jahresausstellung des Gabrieli-Gymnasiums.

Zur Vernissage kamen dort am Donnerstag zahlreiche Besucher - Eltern, Schüler, Lehrer wie auch interessierte Bürger. Mit dieser bereits neunten Jahresausstellung in Folge zeigt die veranstaltende Fachschaft Kunst des musischen GG, was dort im Kunstunterricht sämtlicher Jahrgangsstufen aus Kreativität hervorgehen kann. Am E-Piano musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Luise Fieger (Klasse 8 a) mit Sätzen aus einer Sonate Mozarts und einer Etüde von Carl Albert Löschhorn.

Im Namen der Schulleitung des GG dankte Elisabeth Götz-Strasser bei der Begrüßung der Fachschaft Kunst sowie der Schülerschaft für die Ausrichtung und Bestückung der Schau, ebenso Elternbeirat und Klassenelternsprechern, die zu der Vernissage ein sehr opulentes Buffet beisteuerten.

Dass der Titel dieser Ausstellung diesmal auf ungewöhnlichem Weg gefunden wurde, machte Kunst-Fachbetreuer Andreas Karlstetter bekannt. Er bezieht sich auf ein Bild des Schülers Simon Schleer (Klasse 6 d), das bei einem Wettbewerb ausgezeichnet wurde und feiernde Piraten in einer Art Schiff in Fischgestalt zeigt. Der Titel "Kunstpiraten" verweist darauf, dass der Kunstunterricht oft an bereits da gewesene Stilrichtungen anknüpft und sich von bekannten Werken inspirieren lässt. Er lasse sich aber auch, so Karlstetter, auf die Kunst überhaupt übertragen, hier bediene man sich an schon Vorhandenem: Moderne Kunst sei nicht vorstellbar ohne die Malerei des Expressionismus, van Gogh oder Cezanne. Auch sei ja Albrecht Dürer nur durch "künstlerische Beutezüge durch Europa" zu seinem Weltruhm gelangt. Im Anschluss daran ging Karlstetter ausführlich auf die Vita und die künstlerischen Bildungsreisen Dürers, vor allem nach Italien, ein.

Die Ausstellung hat manche hübsche und geistreiche Exponate zu bieten: Da finden sich etwa Materialcollagen aus Herbstblättern nach dem Vorbild Arcimboldos (5. Klassen) oder eine Reihe von "Selbstporträts: Ich vor vielen Jahren", die Phasen der Menschheitsgeschichte abschreiten (6. Klassen). Die "Kunstpiraterie" der 7. Klassen macht reiche Beute bei Edgar Degas, indem sie Bewegungsstudien präsentiert; auch die sinkende "Titanic" ist zu sehen, ebenso eine Reihe von "guten" und "bösen" Masken, die durch außereuropäische Kulturen angeregt wurden. Weiter gibt es Beiträge zum "Tag des Waldes", indem Modelle für Installationen gefertigt wurden, die im Juni am Domplatz zu sehen sein werden.

Das breite Spektrum des Oeuvres des Kunstunterrichts am Gabrieli-Gymnasium wird weiter ausgewiesen durch von Filmen beeinflusste Schattenzeichnungen (9. Klassen), durch die von der Pop Art inspirierte Darstellung von Innenräumen (10. Klassen), kubistische Porträts oder Beiträge der Q 11 zum Thema "Integration": Und eben deshalb trägt "Goethe in der Campagna" in dieser Ausstellung eine Beinprothese.

Die Öffnungszeiten sind von Samstag bis Montag, 29. April bis 1. Mai, jeweils von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.