Eichstätt
Krimi trifft auf Kabarett

Jörg Maurer stellt in Eichstätt seine neues Buch "Oberwasser" vor

20.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:48 Uhr

Lässt Kommissar Hubertus Jennerwein wieder ermitteln: Jörg Maurer. Der Krimi-Autor stellte das jüngste Buch am Montagabend in Eichstätt vor – mit einem höchst abwechslungsreichen Programm. - Foto: smo

Eichstätt (EK) Jörg Maurer kann sein Leben als Kabarettist, das er vor dem großen Durchbruch als Krimi-Autor hatte, nicht verleugnen. Nicht nur wegen der Preise, die der 59-Jährige schon eingeheimst hat. Seine Krimi-Lesung, mit der er seinen im März erschienen Krimi „Oberwasser“ vorstellt, gleicht einem Kabarettauftritt der Extra-Klasse.

Es ist keine Krimi-Lesung mit Vorträgen aus dem Buch und zwischenzeitlichen Erzählungen, wie der Autor zu seinen Figuren steht, wie sie entstanden sind. Jörg Maurer zieht vor der großen Bücherkulisse in der Eichstätter Buchhandlung Rupprecht und rund 60 Jennerwein-Fans ein einzigartiges Programm ab. Selbst, dass er manchmal vielleicht ein wenig arg weit vom Thema abschweift, macht hier nichts aus. Im Gegenteil. Es muss ja nicht immer gruselig zugehen. Das tut es schon, wenn Maurer das erste Kapitel der Geschichten um Kommissar Hubertus Jennerwein aufschlägt und von ominösen Beobachtungen auf einem Autofriedhof berichtet. Im spannendsten Moment grinst er schelmisch: „Ja, das ist meine Aufgabe heute, an den entscheidenden Momenten aufzuhören.“

Aber Maurer wäre nicht Maurer, wenn er den Spannungsbogen nicht aufrechterhalten könnte. Er schwingt sich zum E-Piano, das neben dem improvisierten Lesepult steht, und himmelt seine Heimat an, das Werdenfelser Land. „’S gibt nur a Loisachtal alloa, a Zugspitz und an Waxenstoa“ singt er und unterlegt die gemütliche alpenländische Melodie mit ungewöhnten Reggae-Rhythmen. Maurer ist an der Loisach daheim, er wurde in Garmisch-Partenkirchen geboren („gefährlich nah an der Grenze zu Österreich“). Er weiß das gut zu vermarkten, nicht nur in der inzwischen vier Bände umfassenden Jennerwein-Reihe.

Der verschrobene Kommissar – „Föhnlage“ ist mittlerweile verfilmt – ermittelt in einem Bindestrich-Kurort. Wo, das kann und soll sich jeder selber denken. Im jüngsten Band, bei dem die Truppe um Jennerwein verdeckt in Sachen eines verschwundenen BKA-Beamten ermitteln muss, gibt es dann auch ein Wiedersehen mit einem Ehepaar, das Maurer selbst und seine Leser liebgewonnen haben: mit den Graseggers, die der Mafia zu Liebe schon einmal zwei Leichen in einem Sarg beerdigen.

Jörg Maurer zeigt an diesem Abend auch seine extreme Wandlungsfähigkeit: Nicht nur, dass er seine musikalischen Fähigkeiten exzellent unter Beweis stellt. Er beherrscht auch die Dialekte quer durchs Land. Die Protagonisten – Nicole Schadtke, die Recklinghäuser Austausch-Kommissarin, der Allgäuer Kommissar Ludwig Stengele oder der sachbearbeitende Franke, der die Vorstellungen der Oberbayern nicht verstehen mag, erhalten von ihm passende Stimmen. Humorvoller und spannender kann man einen Krimi gar nicht vorstellen.