Eichstätt
Krieg, Streit und Konflikt in Schwarz-Weiß

Oberstufen-Theatergruppe des Gabrieli-Gymnasiums überzeugt mit neuer Inszenierung "Krieg um Troja"

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Die Oberstufen-Theatergruppe des Gabrieli-Gymnasiums präsentierte ihren "Krieg um Troja" in "Schwarz-Weiß-Malerei". - Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) Wenn die Götter Ares, Amor, Aphrodite grölend und skandierend ihre Parteinahme für die Trojaner bekunden ("Troja! Troja! Troja ...!"), aber von Hades nicht ganz politisch korrekt schnoddrig ausgebremst werden ("Hald amal dei Maul, ey! Griechen sind viel weniger behindert!"), wenn Dionysos im Dauerrausch durchs Bühnenbild torkelt und Hera ihren Zeus bezirzt, er solle nun "gar niemanden mehr vernaschen - außer mich!" - dann verfolgt man den "Krieg um Troja", das neue Bühnen-Stück der Oberstufen-Theatergruppe am Gabrieli-Gymnasium.

Kein Fußball konnte vorige Woche die Zuschauer davon abhalten, an den zwei Abenden in die GG-Aula zu strömen.

Das Stück ist eine lockere Szenenfolge zwischen Ernst und Komik (was in zwölf Szenen recht streng alternierend aufeinander folgt), zu Recht wurde es am Dienstag und Mittwoch lautstark bejubelt. Unter Leitung von Deutschlehrer Johannes Wild kam dem Team eine Regie-Grundidee, die auf den ersten Blick simpel scheint, aber brillant durchdacht war. Sie bestand schlicht darin, Krieg, Streit und Konflikt in Form einfacher Schwarz-Weiß-Kontraste zu gestalten: Die Bühnenwände aus Matten kontrastieren symmetrisch schwarz und weiß, der Bühnenboden präsentiert sich im Schachbrett-Muster, die Schauspieler sind konsequent je zur Hälfte in eben diese beiden Farben gekleidet. Dabei bleibt die Zuordnung zu Gut und Böse, zu Trojanern und Griechen oft unklar, weil sie je nach Lage oft wechselt.

Zu sehen war eine rasante Szenenfolge, in deren Rahmen die Vorgeschichte um den Raub der Helena erzählt wird, ein olympisches Konzil der Götter Einigkeit demonstriert, als handle es sich um eine Konferenz der EU, ein Bataillon von Forellen und ein Reporterteam (Florian Schulz und Anabel Hoffmann) ins Geschehen eingreift, Kassandra vergeblich vor dem Pferd der Griechen warnt (das sich, auch dies ein genialer Regie-Einfall, aus umgestülpten Stühlen formiert) und die finale Schlacht in Zeitlupe in Form einer Partie Schach geschlagen wird.

Schon die Eingangsszene macht Konkurrenz und Übertrumpfungs-Versuche von "Schwarz" und "Weiß" lächerlich, indem sich die Parteien beim Prahlen ad absurdum führen ("Nur bei uns gibt es rechte Winkel"). Gott Hades (Lea Frühauf) agiert als eine Art hyperventilierende Gerda Hassknecht, die locker Sendezeit in der "Heute-Show" eingeräumt bekäme, ein hinkender Hephaistos (David Munzinger) schleppt sich humpelnd über die Bühne, Gott Pan (Sabrina Strauß) belutscht bewundernswert akrobatisch die eigenen Zehen, und Hera sorgt sich um den Cholesterin-Spiegel ihres Zeus (Annika Huber). Köstlich auch die Szene, in welcher der von einer Trias gespielten Kassandra von den trunkenen Trojanern zum Gassenhauer vom "Griiiechischen Wein ..." beschieden wird, sie rufe "außerhalb der Geschäftszeiten" an, der Kummerkasten sei am andern Tag ab neun Uhr wieder für sie da.

Tragik - etwa wenn Andromache um ihren Helden Hektor bangt - wechselt mit Komik: Wenn die Griechen in den Kampf ziehen, ertönt das neu getextete "Lummerland"-Lied "Auf nach Troja mit Galeeren / übers tiefe blaue Meer / aufgerüstet mit viel Speeren / zieht der Griechen wildes Heer ...". Dass in der zweiten Strophe von "der Helena mit den zwei Bergen" die Rede ist, mag man den jungen Spielern noch verzeihen - wie die Tatsache, dass sie sich auf Böhmermann-Niveau und -wortschatz einlassen und von "Ziegenfickern" grölen.

Jennifer D'Amico und Clara Schöpfel, die beiden "Schauspiel-Göttinnen" des GG-Theaters, die bereits seit der Mittelstufe zu den Mimen gehören, gaben hier eine beeindruckende Abschiedsvorstellung, jüngere Spieler wie Nadine Klinger, Monika Lindner, Jakob Rinnagl, Leonie Vogl und die zwei Youngsters Iris Ingerling und Selina Meier ihr Debut. Für gefühlvolle musikalische Untermalung sorgten "harfend und tutend" Kilian Hiermeier und Linda Rügheimer. Als Licht- und Tontechniker zeigten die Mitglieder des Technik-Teams um Hannes Bauch und Wolfgang Buchta kompetent Einsatz. Großer Applaus am Schluss.