Eichstätt
Kontinuierliche Begleitung

Caritasverband richtet neue Stellen für Integrationsberatung von Zuwanderern ein

17.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr

Zunehmend Hand in Hand wollen bei der Caritas Asylberaterin Angela Müller und Simon Kolbe vom Migrationsdienst für die Integration von zugewanderten Menschen arbeiten. - Foto: Esser/Caritas/pde

Eichstätt (pde) Die Caritasarbeit für zugewanderte Menschen entwickelt sich immer mehr zu einer Integrationsberatung. "Die Herausforderungen werden damit nicht weniger werden", erklärt Caritasdirektor Franz Mattes anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Migranten.

Der Diözesan-Caritasverband Eichstätt hat drei neue halbe Stellen bei Migrationsdiensten seiner Kreisstellen in Eichstätt, Weißenburg und Nürnberg-Süd geschaffen. Ab Januar gilt eine neue Richtlinie des Bayerischen Sozialministeriums, um Asyl- und Migrationsberatung eng miteinander zu verbinden. Diese ermöglicht nach Meinung von Angela Müller mehr Flexibilität: "Von mir betreuten Asylbewerbern muss ich nach einer Anerkennung jetzt nicht mehr sagen, dass ich nun nicht mehr für sie zuständig bin und sie zu einem Migrationsberater gehen müssen, sondern ich kann sie auch noch bei ihren ersten Schritten danach begleiten." Müller berät geflüchtete Menschen bei der Caritas-Kreisstelle Eichstätt und ist Sprecherin für Asyl- sowie Migrationsdienste beim Caritasverband. Sie sieht aber kritisch, dass nach der Richtlinie in Zukunft auch alle Städte und Landkreise selbst mit eigenen Sozialpädagogen Beratungen durchführen können. "Denn in diesen sind schließlich gleichzeitig die Ausländerbehörden angesiedelt, die teils strittige Entscheidungen treffen. Wenn die Beratung dort erfolgt, muss sichergestellt sein, dass die Unabhängigkeit im Interesse der Flüchtlinge gewahrt bleibt", sagt Angela Müller. Diese sei bei einem Wohlfahrtsverband besser garantiert. Die Caritassprecherin betont dabei, "dass wir mit den Behörden insgesamt ja gut zusammenarbeiten".

Darüber hinaus fordert Müller, dass in Zukunft nicht weniger staatliche Gelder für die Asyl- und Migrationsarbeit zur Verfügung gestellt werden dürften. Um dies zu gewährleisten, sollten in der Berechnungsstatistik für finanzierte Beratungsstellen in beiden Bereichen nicht nur Migranten registriert werden, die in den ersten drei Jahren in Deutschland leben. "Denn so steht zum Beispiel einem Asylbewerber, der nach zwei Jahren hier anerkannt wird, nur noch ein Jahr Beratung zu. Und das ist in der Regel viel zu wenig."

Einer der neuen Caritas-Migrationsberater beim Caritasverband ist Simon Kolbe, der nun ganz im Sinne einer integrativen Beratung arbeitet. Er war bisher als Asylberater bei der Kreisstelle Eichstätt tätig und hat sich dazuentschieden, in den Migrationsdienst zu wechseln. Kolbe, der selbst fließend arabisch spricht, empfindet es als besonders sinnvoll, "mit den Menschen, die ich durch die Asylberatung schon kenne, jetzt weitere Weichenstellungen für ihr Leben in Deutschland vorzunehmen". Die Herausforderungen reichten von der Verbesserung der Sprache über die Integration in Arbeit und Hilfen für Migrantenkinder in Schule und Ausbildung bis hin zur weiteren Unterstützung im Umgang mit Behörden sowie beim Anliegen Familiennachzug.

Diesen ab März nicht länger auszusetzen, fordern Müller und Kolbe. Müller erinnert an einen 13-jährigen Jungen aus Syrien, der mit seinem Onkel geflohen ist: "Die Eltern sitzen in einem Flüchtlingslager in Jordanien fest und der Bub leidet fürchterlich darunter." Ihr Kollege Kolbe informiert: "Wir haben insbesondere viele junge Familienväter mit durchaus hohem Potenzial, die dieses aber nicht ausschöpfen können, weil sie täglich Sorgen und Ängste um ihre Kinder und ihre Frau haben." Wenn diese auch weiterhin ihre Familien nicht nachholen dürften, sei dies nicht nur menschlich nicht zu verantworten, sondern beeinträchtige auch deren Integration zunehmend.