König im Bademantel wird Popstar

26.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:28 Uhr

 

Eichstätt (bei) Wenn am Ende des Stücks neben dem frenetischen Applaus Bravorufe laut werden und das Publikum vor Begeisterung mit den Füßen trommelt, ist an sich schon alles gesagt. Und es waren nicht nur die zahlreichen Unterstufenschüler, die auf diese Weise ihren Beifall bekundeten, sondern auch die erwachsenen Zuschauer waren schlichtweg fasziniert.

"Her mit den Prinzen", das im Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt aufgeführt wurde, ist ein märchenhaftes Stück, einem Bilderbuch nacherzählt. Das Besondere: Es sind Schüler der sechsten und siebten Klassen, die hier auf der Bühne agieren, und sie tun das mit einer derartigen Sicherheit und einem so großen Selbstbewusstsein, als ob sie auf den sprichwörtlichen Brettern zur Welt gekommen wären.

Eine klare Artikulation, eine Bühnenpräsenz schon fast wie bei Erwachsenen, aber mit dem Charme eines Kindes, und dann noch ein Stück, das vor originellen Ideen geradezu sprüht – Schauspielleiter Adalhard Biederer hat hier zusammen mit anderen am Gabrieli-Gymnasium Großes erreicht!

Die einstündige Aufführung in der Aula beginnt mit einem Ordnungsdienst, zu dem die Schüler verdonnert wurden. Dabei finden sie ein Bilderbuch ("Wo ist denn da der Stecker") und tauchen dann in die eigentliche Geschichte ein. Es geht um einen König (Florian Schulz als selbstgefälliger Genießertyp im Bademantel), der zusammen mit seiner Gattin (Rebecca Schnaidt als Königin mit hoheitlicher Würde und gleichzeitiger Bodenständigkeit) die geliebte Tochter (Jennifer D’Amico: eine charmante und auch etwas pubertäre Prinzessin) an den Mann bringen will. Voraussetzung: Es muss ein Prinz sein, der den obligatorischen Drachen besiegen kann. So wird es der Hofgesellschaft verkündet, zu der auch Daphne Hobohm, Larissa Marske und Konstanze Binder als Hoffräulein und Köchin gehören.

Eine tolle Idee am Rande: Da sich beim Betrachten des Bilderbuches jemand verliest und "Pilze" statt "Prinzen" erwähnt, werden die Pilze zu einem "Running Gag" im wahrsten Sinn des Wortes – immer wieder laufen "Pilze" (Eva Meyer, Verena Loos, Ivana Petrovic und Miriam Günthner) grazil und dynamisch über die Bühne. Bald treten die ersten Prinzen zum Kampf gegen den Drachen (wunderschön behäbig gespielt von Hannah Vonneguth).

Doch diese Prinzen (Raphael Leibig, Sarah Franz, Clara Schöpfel, Anna Radeljic-Jakic, Michael Lindner und Tobias Berndt – alle mit unterschiedlichen Interessen und Stilvorlieben) müssen kapitulieren, während der letzte Prinz (ebenso ausdrucksstark: Johanna Ofner) schließlich den Drachen besiegt, aber ganz anders, als man es sich vorstellt. Es sind insgesamt immer wieder die Überraschungen, die das Ganze so kurzweilig machen – sei es in den Musikeinspielungen ("Einer ist immer der Loser"), bei den Tänzen mit synchronen Bewegungen oder auch dadurch, dass der Drachenkampf zu einem Geschicklichkeitswettbewerb (Weitspucken oder Bauchtanz) wird. Eine Szene, die bewusst schief geht, wird auf der Bühne einfach gelöscht, und der Hofhund (Susanna Bauer, die mit ihren animalischen Anwandlungen viele Lacher erntete) wird zum Hofnarren und Philosophen, der eine Szene erklären muss. Und dann tauchen auch noch Requisiten aus einer früheren Schulvorstellung auf.

Am Ende bekommt der Prinz seine Prinzessin und die Hälfte des Königreiches (eine halbe Landkarte!), die Pilze landen im Kochtopf, der König mutiert zu einem Popstar ("That’s the way God planned it") und alles mündet in einen wahrhaft orgiastischen Taumel – einfach klasse! Das Stück wird heute Abend in der Aula des GG noch einmal aufgeführt. Beginn ist um 19 Uhr; der Eintritt ist frei.