Eichstätt
Koalition für würdige Arbeit

23.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:14 Uhr

Theo Rau vom Kolping-Erwachsen-Bildungswerk begrüßte den Gast des ersten Kamingesprächs zur Arbeitnehmerpastoral, Professor Karl Gabriel ais Münster (rechts). - Foto: oh

Eichstätt (EK) Gast des ersten Kamingesprächs zur Arbeitnehmerpastoral im Bistum Eichstätt war der Seniorprofessor des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster, Professor Dr. Dr. Karl Gabriel. In einer Runde mit Experten und Praktikern ging es um Leitideen und neue Impulse für die Arbeitnehmerpastoral. Eingeladen hatte das Kolping-Erwachsenen-Bildungswerk Eichstätt.

"Arbeitnehmerpastoral ist lebensweltorientierte Pastoral und als solche unverzichtbar im Handeln der Kirche", so Gabriel beim Kamingespräch im Marquardussaal des Bischöflichen Ordinariates. Die heute oft – auch von Bischöfen – vertretene Meinung, man könne sich auf ein Kerngeschäft in der Kirche zurückziehen, gehe in die Irre, so die Meinung des Münsteraner Sozialethikers. Gabriel wies darauf hin, dass man die Lebensvollzüge der Kirche (Liturgie, Diakonie und Verkündigung) nicht auseinander reißen dürfe. "Es gab nie einen geschichts- und gesellschaftslosen Glauben und es wird ihn nie geben", und deshalb könne das Soziale im Handeln der Kirche nicht hintangestellt werden, folgerte Gabriel und fand allgemeine Zustimmung in der Runde.

Nach dem Impulsreferat des Gastes aus dem hohen Norden moderierte Bernhard Löhlein, Redakteur des kirchlichen Hörfunks K 1, das Gespräch und konnte dabei erfreut feststellen, dass die gesetzten Impulse auf den Nerv der Anwesenden trafen. Michael Konecny, Leiter der Arbeitnehmerpastoral im Bistum Eichstätt, fragte nach neuen Möglichkeiten in der Arbeitnehmerpastoral. "Koalitionen für würdige Arbeit schmieden mit anderen gesellschaftlichen Kräften", sei eine Initiative; eine andere, so Gabriel, bestehe darin, nicht nachzulassen in der "Befähigung der Menschen zum Zeugnis". Die Erfahrungen des Arbeitslebens müssten Eingang finden in die Kirche, so wie Menschen missionarisch an ihrem Arbeitsplatz tätig sein müssten, so die Erkenntnis der Teilnehmer des Kamingesprächs.

Professor Bernhard Sutor verwies auf die Bestrebungen in den Verbänden und Räten, die Milieuverengung in der Kirche aufzubrechen und das Leben jenseits der Erwerbsarbeit zu stärken. Die dazu notwendige Vernetzung laufe an einigen Stellen bereits sehr gut, so DGB-Regionsvorsitzender Karl-Heinz Katzki, sei aber sicher noch ausbaufähig. Walter Harrer, langjähriger Kolping-Diözesansekretär, und KAB-Kreispräses Pfarrer Hans Schmidtlein ergänzten aus ihren Erfahrungen in der Arbeitnehmerpastoral, dass Pastoralkonzepte "von oben nach unten" zum Scheitern verurteilt seien. Ganz im Duktus der "Geh-Hin-Kirche" müssten die Seelsorger auf die Menschen zugehen und sich ihren Sorgen und Ängsten zuwenden.

Der Vorsitzende des Kolping-Erwachsenen-Bildungswerkes, Theo Rau, dankte allen Teilnehmern des Kamingesprächs für die fachkundige Auseinandersetzung mit dem Thema und den Ideen für die Weiterarbeit auf dem Feld der Arbeitnehmerpastoral und kündigte an, dass es auch im kommenden Jahr wieder dieses Forum geben werde.