Eichstätt
Karten der Erinnerung

Die belgische Künstlerin Els Patoor eröffnete Ausstellung "Grenzgang" in der Lithographie-Werkstatt

29.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Zur Vernissage der Ausstellung "Grenzgang" der belgischen Künstlerin Els Patoor (links) sprach Eichstätts Zweite Bürgermeisterin Dr. Claudia Grund (rechts). Mit dabei: Gastgeberin Li Portenlänger und "LiteraPur17"-Festivalleiter Michael Kleinherne. - Foto: Prokschi

Eichstätt (EK) Els Patoor ist sich ganz sicher: Ihre "Grenzgänge", die sie im vergangenen Winter an der belgisch-deutschen Grenze unternahm und nun in Eichstätt lithographisch umgesetzt hat, wird sie in naher Zukunft fortsetzen. Mit welcher Begeisterung sie ihre Grenzwanderung nun in eine faszinierende Vielfalt lithographischer Kunstwerke verwirklicht hat, ist ab sofort in der Lithographiewerkstatt in der Pfahlstraße zu sehen.

Am Freitagabend empfing die belgische Künstlerin zusammen mit Gastgeberin Li Portenlänger viele Gäste zur Vernissage.

"Wir erleben heute eine echte Premiere, die erstmalige wie spannende künstlerische Kooperation zwischen der Lithographiewerkstatt und dem Literaturfestival", betonte Zweite Bürgermeisterin Claudia Grund. Denn von dem Thema des Literaturfestivals "LiteraPur 17" - "Grenzen(los)" - hatte sich Künstlerin Patoor inspirieren lassen. Doch das Attribut "grenzenlos" sei durchaus zwiespältig, so Grund: "Mit grenzenlos assoziieren wir übersprudelnde, uneingeschränkte Fantasie, wir verbinden damit Freiheit, wie etwa das grenzenlose Reisen innerhalb Europas. € Das Wort steht aber eigentlich für das Gegenteil: Begrenzung, ja auch das Verhängnis, wenn Streben und Tun keine Grenzen mehr kennen, wenn Gier grenzenlos werde, erinnerte Grund. Els Patoor hat sich in den Werken mehr von ihren inneren Empfindungen denn von aktuellen politischen Debatten leiten lassen: "Ich habe mich bei meinen Wanderungen und bei der Arbeit sehr intensiv mit den Begriffen rund um die ,Grenze' beschäftigt, aber da ich selbst Erfahrungen wie Flucht und Ausgrenzung nicht erfahren habe, wollte ich dies nicht mit einbeziehen", sagte sie. Dennoch: "Grenze" wird in vielen ihrer Bilder sichtbar - wie durch kunstvolle Gitternetze, die auf ihren Lithographien wie Maschendrahtzaun oder kartographische Strukturen liegen.

Patoor wähle für ihre Bilder festes, hartes Papier, ein Druckkarton, der fast wie ein Spiegel zeige, worüber die Künstlerin reflektiert, erläuterte Gastgeberin Li Portenlänger die Arbeit von Els Patoor: "Wege, eine Flussüberquerung, Horizont und Himmel, eine aufgerührte Bodenfläche, Zäune, Gitter - die Vermessung des Landes", nannte Portenlänger die vielfältigen Elemente in den Kunstwerken Patoors .

Mit den klassischen Farben der Landschaftsdarstellung, Braun, Grün und Blau, eingebettet in das Weiß des Druckkartons, bilde sie Fußstapfen, zerbröselte Erdschollen, Wildspuren, Häuser ab; auch ein Hirsch taucht in ihren Bildern auf. Dazu passt die lithographische Reihe "Terra Incognita", die Els Patoor schon vor einigen Jahren fertigte, eine Bildreihe von "unbekannten Kontinenten", die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist.

Mit ihren "Grenzgängen" hat die Künstlerin erst einen Teil der heute unsichtbaren Grenze zwischen Belgien und Deutschland erwandert - etwa 195 Kilometer Weg und 153 tatsächlicher Grenzbegehung, wie Li Portenlänger erklärte. "Ich möchte nun unbedingt noch die restlichen Grenzen meines Landes kennenlernen." Dieses Vorhaben will sie allerdings nicht mehr im Winter umsetzen, der sie durch die kurzen Tage doch des öfteren in missliche Situationen gebracht habe, schmunzelte sie in Erinnerung an einsame dunkle Heimwege.

Die Ausstellung ist bis zum 11. Juni jeweils mittwochs, donnerstags und freitags von 16 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr in der Lithographie-Werkstatt (Pfahlstraße 25) zu sehen.