Eichstätt
Kampf um die Sekundärbahn

Seit 1885 Pendelverkehr zwischen Stadt- und "Hauptbahnhof" – 189 Meter Tunnel durch Schneckenberg

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Bis 1934 hielt der Zug am Halteplatz Rebdorf beim langen steinernen Steg. Das Foto stammt aus dem Jahr 1913.

Eichstätt (EK) In der Diskussion um die Sanierung des Hofmühlstegs, über den die Bahnstation Rebdorf-Hofmühle erreicht wird, ist ein Blick in die Geschichte interessant. Bei der Eröffnung der Schmalspurbahn von Eichstätt zum Hauptbahnhof bei Wasserzell waren die „Halteplätze“ anders als heute eingerichtet.

Als die königliche Eisenbahn ab 12. April 1870 auf den Gleisen von Ingolstadt nach Pleinfeld beziehungsweise später von München nach Nürnberg über Ingolstadt rollte, war Eichstätt zunächst abgehängt. Wer mit dem Zug verreisen wollte, musste entweder die Straße über Wasserzell zum Hauptbahnhof gehen oder über die Waschette „pilgern“. Bald wurde ein „Stellwagenbetrieb“ für den rund fünf Kilometer langen Straßenabschnitt eingerichtet. Lohnkutscher boten diese Fahrten an. In Eichstätt waren unter anderem ansässig: Xaver Herzner, Xaver Daum und Alois Ochsenkin. Die Fahrt dauerte etwa 45 Minuten. Jedenfalls war nun per Pferdewagen der Bahnhof zu erreichen – und für ankommende Fahrgäste die Stadt:

ANNO DAZUMAL

Den Eichstätter Politikern mit Bürgermeister Georg Fehlner an der Spitze ließ das keine Ruhe. Erste Gesuche zum Bau einer „Sekundärbahn“ wurden schon im Juni 1874 wegen der hohen Baukosten für eine Gleisanlage abgelehnt. Insbesondere die Geländeschwierigkeiten schlugen zu Buche. Verschiedene Varianten wurden ausgeknobelt, darunter auch ein Tunnel unter dem Frauenberg. Erst 1883 hatten die Eichstätter mit ihrem Kampf Erfolg. Wie es im EICHSTÄTTER KURIER heißt, schrieb das Innenministerium am 21. August 1883 nach Eichstätt: „Auf Grund allerhöchster Ermächtigung wurde die Erbauung einer schmalspurigen Lokalbahn vom Bahnhof zur Stadt Eichstätt beschlossen.“ Dabei hatte der Eisenbahnausschuss in München den Bau der Verbindung bereits 1879 mit zwölf zu sieben Stimmen befürwortet.

Es dauerte auch dann noch einige Zeit, bis der Betrieb aufgenommen werden konnte. Aber am 1. September 1885 war es so weit: Die offizielle Probefahrt mit einer in München bei Krauss & Co. gebauten Dampflokomotive, zwei Personenwagen, einem Packwagen und einem Güterwaggon konnte beginnen. Die Stadt war festlich mit Fahnen und Girlanden geschmückt, und Böller krachten, als der Zug mit einer mächtigen Rauch- und Dampfwolke losfuhr.

Die Schmalspurbahn verband Eichstätt quasi „mit der großen weiten Welt“ knapp ein halbes Jahrhundert. Bald kamen Pläne auf, eine Talbahn in Richtung Kipfenberg, Kinding und Beilngries zu errichten, was auch gelang. Am 7. November 1898 war die feierliche Eröffnung dieser schmalspurigen Linie.

Das Zwischenstück war die Eichstätter Schmalspurbahn. An der Bahnlinie lagen sechs Halteplätze, nicht vier wie heute (siehe grauer Kasten). Die Eisenbahn brauchte 21 Minuten, was eine wesentliche Verbesserung gegenüber dem Stellwagen bedeutete. Laut Fahrplan von 1888 verließ täglich achtmal ein Zug den Stadtbahnhof, ebenso in umgekehrter Richtung den Hauptbahnhof.

Der Bau der Gleisanlagen für Normalspur, die nicht überall die alte Trasse nutzten, begann im August 1932. Wesentlichstes Projekt war dabei der Bau des 189 Meter langen Tunnels bei Wasserzell; bis dahin hatte der Zug den Schneckenberg umrundet und endete auf dem Bahnhofsvorplatz. Schon am 4. Juli 1934 wurde der Halteplatz Rebdorf beim steinernen Steg nicht mehr bedient. Im Oktober 1934 war dann die Eröffnung der Normalspurstrecke mit einer Länge von 5,149 Kilometer.

Wie Leonhard Bergsteiner im Buch „Eisenbahnen im Altmühltal“ notierte, gab es nun folgende Stationen: Hauptbahnhof, Wasserzell, Rebdorf-Hofmühle, die Steinbruchladestelle Schlagbrücke für Güterzüge und den Stadtbahnhof.

In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf dem „Zubringer“ noch einige Zeit Dampflokomotiven und umgebaute Güterwaggons zur Personenbeförderung eingesetzt. Die Züge waren im Schüler- und Berufsverkehr schier überfüllt, doch die Konkurrenz des Autos spürten die Eisenbahner bald schmerzhaft.

Was den Hofmühlsteg anlangt, so wurde er nach Angaben aus dem Bauamt der Stadt in den Jahren der Altmühlregulierung nach 1927 gebaut. Bei der Hofmühl wurde ein Industriegleis angelegt. Hier verlud auch das Arbeitshaus Kohlen, weshalb extra in den frühen 1930er Jahren an der seitlichen nördlichen Mauer des Arbeitshausareals ein Tor gebaut wurde, das heute noch vorhanden ist.