Eichstätt
Chancen auf einen glaubwürdigen Journalismus

K'Universale-Vortrag von Beatrice Dernbach beschäftigte sich mit dem Vertrauen in die Medien

16.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Referentin des Abends war Beatrice Dernbach. - Foto: Kusche

Eichstätt (ddk) Der dritte Vortrag der K'Universale-Reihe beschäftigte sich mit dem erschütterten und wiedergewonnenen Vertrauen in die Medien. Zu Gast war Professorin Beatrice Dernbach, die an der Technischen Hochschule Nürnberg im Studiengang Technikjournalismus und Technik-PR lehrt.

Sie diagnostizierte in ihrem Vortrag eine eklatante Vertrauenskrise gegenüber Journalisten und Medien. Fake News hätten nicht erst seit der Flüchtlingskrise und dem Amtsantritt von Donald Trump die Glaubwürdigkeit der Medien erschüttert. Das Vertrauen in die Medienlandschaft stehe derzeit generell auf dem Prüfstand.

Dernbach hatte für die Zuhörer auch ein kleines didaktisches Experiment: Sie präsentierte mehrere Nachrichten und ließ diese auf ihre Glaubwürdigkeit prüfen. Dazu musste das Publikum - je nach dem beurteilten Wahrheitsgehalt der jeweiligen Nachricht - grüne oder rote Zettel hochhalten. So durften sie etwa darüber abstimmen, ob tatsächlich im März 2017 eine Reisewarnung für Schweden herausgegeben wurde oder ob ein arabischer Mob von 1000 Mann in Dortmund eine Kirche in Brand gesteckt hatte (beide Nachrichten sind falsch). Dass aber eine Veganerin tatsächlich das Glockenspiel mit der Melodie "Fuchs, du hast die Gans gestohlen" stoppen konnte, trug sehr zur Erheiterung der Zuhörer bei.

Darin erschöpften sich aber schon die unterhaltsamen Partien des Vortrags am Montagabend. Der Rest bestand aus Feststellungen und Thesen, Zitaten, Statistiken, Studien und Zahlen. Etwas lebendiger und griffiger hätte sich mancher im Publikum den Vortrag schon gewünscht, zumal sich die Vortragsreihe nicht an eine rein akademische Zuhörerschaft wendet.

Das Misstrauen in Medien und Journalisten ist nach Aussage des Intendanten des Deutschland-Radios, Stefan Raue, tief verwurzelt in der öffentlichen Meinung. Es sei, so Dernbach, dauerhaft und beinahe als chronisch zu bezeichnen. Als Ursachen seien auch die Ereignisse der letzten beiden Jahre zu nennen: So hätten während der Flüchtlingswelle manche Journalisten eine "Willkommenskultur" herbeigeschrieben, die so in Deutschland gar nicht anzutreffen gewesen sei. Die zum Teil einseitige Berichterstattung über Pegida, die Euro-Krise und Hartz IV habe ihr Übriges getan, um die Krise zu verschärfen. Im Internet vollziehe sich die Publikation von Information oft ungeprüft.

Informierte und gebildete Menschen haben etwas mehr mediales Vertrauen als Nichtinformierte, Männer etwas mehr als Frauen. In der Rangliste der Institutionen findet man die Medien erst an siebter Stelle - nach Polizei, Justiz und Verwaltung. Weiter abgeschlagen als die Medien sind auf der Vertrauensskala nur Parteien, Kirchen und das Internet. Am glaubwürdigsten erscheinen ARD, ZDF und Co. sowie die Tages- und Wochenpresse, während die Boulevardpresse und Online-News auf den hinteren Plätzen rangieren. Im Osten Deutschlands sind tiefere Vertrauensbrüche festzustellen als im Westen, und dem Berufsstand der Journalisten vertraut man insgesamt nicht besonders: Sie finden sich erst auf Rang 12, hinter Ärzten und Juristen, Lehrern, Krankenschwestern und Handwerkern.

Wege zu mehr Vertrauen in den Journalismus unserer Tage sah Beatrice Dernbach in der Stärkung der Medienkompetenz aller Deutschen und in Investitionen statt Stellenabbau und Zeitdruck im Qualitätsjournalismus. Nur dann bewahre der Journalismus seine Unabhängigkeit.