Eichstätt
"An die Lebenswelt der Muslime herangehen"

Eduard Kopp spricht beim Journalistischen Kolloquium der Katholischen Universität über den Islam

29.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:53 Uhr

−Foto: Friederike Lehmann

Eichstätt (EK) Eduard Kopp ist täglich mit Fragen zum Islam konfrontiert. Als leitender Redakteur Theologie des evangelischen Magazins chrismon hat er beim letzten Journalistischen Kolloquium der KU von seinen Erfahrungen berichtet. Und gab Tipps, wie mit dem Islam in Deutschland - vor allem auch als Journalist - umgegangen werden soll. Sunniten, Schiiten, Liberale, Ahmadiyya, Aleviten - der Islam ist in viele Gruppen zersplittert, die unterschiedliche Ansichten zur Ausübung ihrer Religion haben.

Dazu kommen auch noch nationale Unterschiede, denn die Herkunft prägt die Muslime. "Es gibt somit nicht den einen Islam in Deutschland", erklärte Eduard Kopp. So entstanden eine Reihe konkurrierender muslimischer Verbände in Deutschland, die alle um politischen Einfluss ringen, wie beispielsweise der Türkeinahe Verband Ditib und der arabisch dominierte Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD). Es gibt zwar noch zahlreiche andere, kleinere Verbände, doch alle Verbände zusammen repräsentieren nur knapp ein Drittel der deutschen Muslime. In den deutschen Medien wird diese Problematik der Zersplitterung kaum thematisiert. Hinzu kommt, dass sich Journalisten bei Fragen zum Islam immer der gleichen Ansprechpartner bedienen. "Der Vorsitzende des ZMD, Aiman Mazyek, ist der Liebling aller Journalisten", sagte Eduard Kopp, "denn er ist sehr umgänglich." Auf diese Weise verbreiten die deutschen Medien hauptsächlich nur eine Meinung, und zwar die der großen Verbände. Oft ist dem Redakteur auch nicht klar, welcher Verband der richtige Ansprechpartner zu seinem Thema ist, er hat ein Orientierungsproblem. Je nachdem wen er fragt, erhält er eine andere, teils auch widersprüchliche Aussage.

Einen weiteren Fehler, den viele Journalisten begehen, ist, dass sie im Zusammenhang mit Gewalt über den Islam berichten. "Sobald eine Bombe hochgeht, ruft jeder zweite Redakteur automatisch beim ZMD an", sagte Eduard Kopp, "und die sagen immer, dass sie es traurig und nicht richtig finden."Auch das Phänomen der islamischen Streitschlichter, der sogenannten Paralleljustiz, schätzt Eduard Kopp nicht als so gravierend ein, wie es teilweise dargestellt wird. Es existiere nur in einem kleinen Umfang.

Anstatt sich in der Berichterstattung auf Gewalt, Paralleljustiz und Kopftuch zu konzentrieren, fordert Eduard Kopp etwas anderes von den Journalisten: "Je dichter sie an die Lebenswelt der Muslime herangehen, desto spannender wird es." Um an diese Themen heranzukommen, können muslimische Journalisten in den Redaktionen helfen. Bei chrismon sind bereits zwei Sondermagazine in Zusammenarbeit mit ehemaligen Geflohenen entstanden, die zweisprachig erschienen sind. Einmal Deutsch-Farsi und einmal Deutsch-Arabisch. Dennoch bleibt auch die Redaktion chrismon nicht vom Islam-Hass einiger Menschen verschont. "Die unsäglichen Horden an Muslimen verdrängen und ersetzen unsere Kultur Stück für Stück." Mit solchen islamfeindlichen E-Mails oder Kommentaren ist Eduard Kopp fast täglich konfrontiert - und das ist noch einen harmlose Variante. Die Äußerungen sind rassistisch, überspitzt und oft unterstreichen die Schreiber ihre Aussagen mit Fäkalausdrücken. Eduard Kopp reagiert darauf so: "Ignorieren und löschen. Vernünftig argumentieren kann man mit denen nicht."