Eichstätt
Junge und frische Blechblasmusik

Die "Stahlblosn" hat sich vor genau zehn Jahren gegründet und ist inzwischen auch über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Die "Stahlblosn" feiert ihr zehnjähriges Bestehen mit einem Jubiläumsabend am 2. Oktober im Alten Stadttheater. - Foto: Würzburger

Eichstätt (rix) Zehn Jahre "Stahlblosn". Das ist eine für junge Musikanten doch beachtliche Wegstrecke gemeinsamen Musizierens, bei der das Ensemble die Blechblasmusik auch gehörig entstaubt und verjüngt hat.

Zurückblickend war es fast genau vor zehn Jahren, als vier noch sehr junge Burschen aus Eichstätt und Umgebung - der damals knapp 18-jährige Raphael Decker aus Eichstätt als "Senior", die 16-jährigen Landershofener Stefan Rössler und Stephan Rixner sowie der gleichaltrige Christoph Gerner aus Workerszell - beschlossen, eine kleine Blaskapelle zu gründen und diese mit "jungem Leben" zu erfüllen.

Raphael hatte gerade die Tuba für sich entdeckt, Christoph war bereits dem Tenorhorn verschrieben und durfte schon einige Jahre Blaskapellenerfahrung in Petersbuch sammeln, und Stefan und Stephan waren schon bei der Stadtkapelle Eichstätt als Trompeter und Flügelhornisten aktiv.

Es kam, wie es kommen musste, und es erwies sich wie eine glückliche Fügung, dass die vier sowohl von ihren Persönlichkeiten als auch instrumental hervorragend zusammenpassten, sich auch privat bestens verstanden, sich hin und wieder trafen, selbstverständlich irgendwann ihre musikalischen Ambitionen austauschten und dann die zündende Idee hatten, künftig ihre Fähigkeiten zu bündeln und von da ab gemeinsam zu musizieren.

Bestens gelaunt - um das Wort "Schnapsidee" zu vermeiden - gründeten sie bei einem geselligen Wirtshausbesuch die "Stahlblosn". Warum aus gerechnet "Stahlblosn"? Die vier Musikanten der ersten Stunde dieser neuen Formation waren zu diesem Zeitpunkt der Meinung, dass die ganz großen Namen wie "Blechschaden" oder "Egerländer Musikanten" schon vergeben waren.

Ganz klar war das musikalische Konzept: Ein Blechbläserensemble in kleiner Besetzung mit ausschließlich individuellen Arrangements sollte es werden. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die "Stahlblosn" ist ihrem Namen und ihrem Konzept in den zurückliegenden zehn Jahren treu geblieben.

Anfangs war das Willibald-Gymnasium erste Anlaufstelle und erster Wegbegleiter, Mentor und Förderer war der leider viel zu früh verstorbene Dieter Eichiner und mit ihm zusammen Herbert F. Mayer und Gerhard Julius Beck, die die Kapelle bis heute begleiten und nach wie vor unumstrittene Vorbilder sind.

Bereits nach wenigen Wochen verstärkte Benjamin Eigner, ein Mitschüler von Christoph Gerner und Stephan Rixner am Willibald-Gymnasium, die Gruppe als Flügelhornist und Trompeter. Ihn verschlug es allerdings nach seinem Abitur im Jahr 2009 zunächst nach Leverkusen, später nach Pittsburgh und schließlich nach Buenos Aires. Und dennoch ist er auch heute noch dabei, wenn er gerade einmal auf Heimaturlaub ist und die Gruppe irgendwo aufspielt.

Am 3. Dezember 2006 bestritt das Ensemble "Stahlblosn" bei der Nikolausfeier des Gartenbauvereins Landershofen seinen ersten Auftritt. Kurz nach diesem Debüt kam das sechste Mitglied hinzu: Andreas Baumann aus Möckenlohe, damals 17 Jahre alt. Bei einer Probe der Stadtkapelle zum bevorstehenden Jahreskonzert half er als Posaunist aus und wurde prompt angeworben. "Ich wusste nicht, worauf ich mich da einlasse. Aber da ich heute noch dabei bin, muss es wohl ganz gut gepasst haben", erinnert sich Andreas Baumann heute.

Gerne und oft saßen die fünf Musikanten in den letzten Jahren auf der sonnigen Terrasse oder im heimischen "Rixnergarten" in Landershofen und probten neue Stücke und Arrangements. Und auch hier folgen sie einer ganz bestimmten Vorgabe, die sich ebenso wenig wie Name und Stilrichtung geändert hat: Auf längere Konzentrationsphasen folgt immer und ausschließlich ein Feuerwerk der guten Laune, sodass auch nach zehn Jahren gemeinsamer Musik die Gaudi nicht zu kurz kommt. Manchmal gibt's dazu ein besonderes Schmankerl, nämlich Grillenten mit Knödel und Soß', serviert von den Gastgebern und musikalischen Nutznießern. Raphael Decker meint dazu: "Egal, was wir spielen, die Freude an der Musik und der Spaß sind mindestens so wichtig wie das Streben nach musikalischer Perfektion".

Heute, nach zehn Jahren, sind es mehrere hundert Auftritte, die die Musikanten gemeinsam gemeistert und gestaltet haben. Sie bewegen sich im Spannungsfeld zwischen "Mnozil Brass", "Blechhauf'n" und "Federspiel", wobei sich zu modernen Stücken und Melodien mit Gesang auch ganz bodenständige, echte und unprätentiöse bayerische Volksmusik gesellt. "Uns ist eine gewisse Vielfalt im Repertoire wichtig. Gleichzeitig soll sich aber ein stilistischer roter Faden durch alle Stücke ziehen, egal ob modern oder traditionell", erklärt Stephan Rixner.

Die Mischung macht's also - und das zeigt sich auch im unermüdlichen Innovationsdrang der Musikanten: Arrangements werden kontinuierlich überarbeitet, verworfen oder wiederbelebt. Dazu kamen inzwischen musikalische Projekte wie die "Festliche Musik zum Jahresausklang" in der Schutzengelkirche unter der Regie von Rudolf Pscherer oder die Gestaltung von Gottesdiensten mit dem Streicherensemble der Familie Hertle, Heli Bittlmayer mit den Pauken und Dominik Harrer an der Orgel, bei der ausgesuchte Werke wie beispielsweise der "Feierliche Einzug des Johanniterordens" von Richard Strauss zu Gehör gebracht wurden.

Zehn Jahre gemeinsame Musik verbindet, knüpft Freundschaften und schreibt schon fast ein bisschen Geschichte. Und wer zehn Jahre gemeinsam Musik macht, den zieht es irgendwann auch in andere Orte und in die Ferne. Die noch immer jungen Musikanten der "Stahlblosn" können mittlerweile auf Gastspiele in Innsbruck, Salzburg, Hamburg und Prag zurückblicken, und erst vor Kurzem absolvierten sie in Dresden einen Auftritt im dortigen Hofbräuhaus, einem Ableger des renommierten Münchner Hofbräuhauses, in dem sie ebenfalls regelmäßig aufspielen.

München ist ein beliebtes und liebenswertes Ziel der "Stahlblosn", nicht zuletzt, weil zwei Gruppenmitglieder dort ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Zu den schönsten Erinnerungen zählt ein Auftritt auf der "Oidn Wiesn" des Münchner Oktoberfestes, und Ende Oktober dieses Jahres steht im traditionsreichen Wirtshaus "Zum Fraunhofer" ein musikalischer Frühschoppen mit Volkstanz auf dem Programm des Ensembles. Alle zwei Jahre geht die Reise nach Regen in den Bayerischen Wald, um beim dortigen Volksmusikspektakel "Drumherum" mitzuwirken und so darf die "Stahlblosn" natürlich auch beim Eichstätter Pendant, dem Volksmusiktag "Mittendrin", nicht fehlen. Bei beiden Veranstaltungen wurde die Kapelle vom Bayerischen Rundfunk live aufgenommen und war im Hörfunk mit diversen Eigenkompositionen zu hören.

Apropos Volksmusiktag "Mittendrin": Mit Christoph Gerner und Stephan Rixner finden sich zwei Mitglieder der "Stahlblosn" auch im Vorstand des Kulturvereins "Mittendrin" wieder. "Das kulturelle Engagement für Eichstätt liegt uns besonders am Herzen", berichtet Christoph Gerner. Und das zeigt sich auch in der jährlich am Samstag vor Weihnachten stattfindenden Serenade in der Frauenbergkapelle, die heuer mit Textbeiträgen von Herbert F. Mayer und Edith Rixner untermalt wird. Beide begleiten die Gruppe seit ihrem Bestehen und stehen Ihnen freundschaftlich mit Rat und Tat zur Seite.

Ihr zehnjähriges Bestehen feiert die "Stahlblosn" mit einem Konzert im Alten Stadttheater am 2. Oktober (siehe Kasten in der Mitte).