Eichstätt
Jetzt ins Leitungsnetz investieren

Versammlung des Gemeindetags in Pietenfeld zum Thema Trinkwasser

28.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:35 Uhr

"Die Zeiten des Kirchturmdenkens sind vorbei." Referentin Juliane Thimet vom Bayerischen Gemeindetag sprach bei der Kreisversammlung in Pietenfeld über die Zukunft der Wasserversorgung im ländlichen Raum.  - Foto: Franz Bauer

Eichstätt/Pietenfeld (EK) Mit einem zentralen Aufgabenbereich der Gemeinden befasste sich der Kreisverband Eichstätt des Bayerischen Gemeindetags bei einer Versammlung in Pietenfeld. Das Thema lautete "Zukunft der Wasserversorgung im ländlichen Raum".

Kreisvorsitzender Richard Mittl (Mörnsheim) begrüßte dazu die Bürgermeisterkollegen, Mitarbeiter der Wasserzweckverbände sowie die Behördenvertreter von Landratsamt, Gesundheitsamt und Wasserwirtschaftsamt. Das Referat hielt Juliane Thimet, stellvertretende Geschäftsführerin des Bayerischen Gemeindetags. Und gleich vorneweg das Positive: In Bayern, so ihre Eingangsworte, kosten 1000 Liter Wasser im Durchschnitt nur 1,55 Euro, und aus den Hähnen fließe Wasser in bester Trinkwasserqualität: "Es ist unglaublich gut. Diese Qualität gilt es zu erhalten." 96 Prozent des Trinkwassers werden in Bayern aus dem Grundwasser gewonnen. Zur Qualität leisten die Wasserschutzgebiete ihren Beitrag. "Da gibt es keine Probleme", erklärte sie. Problematischer sei es stellenweise außerhalb der Wasserschutzgebiete. In diesem Zusammenhang nannte sie die neue Düngeverordnung und das Düngegesetz, die Ende März auf Bundesebene beschlossen werden sollen.

Des Weiteren ging die Referentin auf die Größe der Wasserversorger in Bayern und deren Personal ein. Ihr Credo: "So klein als möglich, so groß wie nötig, um auch eine gute Wirtschaftlichkeit zu ermöglichen." In Bayern gibt es 2261 Wasserversorger. Davon sind diejenigen als klein zu bezeichnen, die bis zu 300 000 Kubikmeter fördern beziehungsweise bis zu 5000 Einwohner versorgen. Für ganz wichtig hält Thimet die Anwerbung, Ausbildung und Weiterbildung von Fachpersonal. Denn die Technik werde immer komplizierter. Um Personalressourcen optimal zu nutzen, empfahl sie den Gemeinden und Zweckverbänden auch die interkommunale Zusammenarbeit. "Die Zeiten des Kirchturmdenkens sind vorbei", sagte sie.

Verbesserungsmöglichkeiten sieht die Vertreterin des Bayerischen Gemeindetags in Kooperationsverträgen mit der Landwirtschaft, in der Reduzierung des Gefahrenpotenzials in Schutzgebieten und in der Notversorgung durch ein zweites Standbein, um die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten. Die Chance, die Wasserversorgung zu optimieren, liegt nach Auffassung der Direktorin auch in der Anlagentechnik. Um Wasserverluste zu minimieren, sollte ins Leitungsnetz investiert werden: "Hier rede ich Ihnen ins Gewissen, wenn es notwendig ist, in den Gemeinderäten die entsprechenden Sanierungsbeschlüsse zu fassen. Warum nicht jetzt, wo wir in Bayern so stolz auf unsere klein strukturierte Wasserversorgung mit der hohen Wasserqualität sind und sein können"

Bei der Versammlung ging es auch um neueste Technik. Den über Funk auslesbaren Wasserzählern werde, so Thimet, die Zukunft gehören. Solche Geräte seien von mikrobiologischem Vorteil und könnten zudem mittelfristig die Arbeit erleichtern und Kosten sparen. Denn der Wasserwart könne den Verbrauch von der Straße aus ablesen und die Bürger müssten nicht für einen Termin mit dem Wasserwart eigens zu Hause bleiben. Außerdem ließen sich mit den neuen Zählern leichter Rohrbrüche und Wasserverluste feststellen. Mit Kopfschütteln reagierten die Zuhörer auf die Aussage, dass der geplante Einbau der funkgesteuerten Wasserzähler den Landesbeauftragten für Datenschutz auf den Plan gerufen habe. Der sehe in dieser Technik einen Eingriff in das Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung sowie einen Verstoß gegen das Recht der Unversehrtheit der Wohnung.

Landrat Anton Knapp dankte der Referentin für den "erfrischenden und ermutigenden Vortrag". Der Kreisvorsitzende Richard Mittl verabschiedete Thimet mit einem "steinernen" Geschenk, da man in der Eichstätter Gegend steinreich sei.