Eichstätt
Inspiriert von den Grenzwegen Belgiens

Die Lithographie-Künstlerin Els Patoor eröffnet am Freitagabend ihre Ausstellung "Grenzgang"

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Auf Spurensuche auf den Grenzwegen Belgiens hat die belgische Lithographie-Künstlerin Els Patoor (rechts) sich begeben und das Thema "Grenzgang" bei ihrem Arbeitsaufenthalt bei Li Portenlänger künstlerisch umgesetzt. - Foto: Kusche

Eichstätt (EK) "Grenzgang" - diesen bedeutungsvollen Titel hat die Brüsseler Lithographie-Künstlerin Els Patoor ihrer Ausstellung gegeben, die sie als Gastkünstlerin derzeit in der städtischen Lithographie-Werkstatt vorbereitet. An diesem Freitagabend, 26. Mai, um 19 Uhr ist dort Vernissage.

Nach zweiwöchigem Arbeitsaufenthalt, betreut von Li Portenlänger, wird die Ausstellung in der Pfahlstraße 25 eröffnet. Einen Tag später, am Samstag, 27. Mai, wird Patoor in der Litho-Werkstatt dann auch den Startschuss für das diesjährige Literaturfestival LiteraPur17 geben, das sich mit dem Thema "Grenzen(los) € beschäftigt. Erstmals entstand so eine interessante Kooperation zwischen dem Literaturfestival und der Lithographie-Werkstatt.

Als Els Patoor von der Idee einer Zusammenarbeit mit LiteraPur17 und dem Titel des diesjährigen Festivals erfuhr, war sie begeistert. Ihr erster Gedanke: "Ein spannendes Thema!" Grenzen, Grenzgang, grenzenlos, Begrenzung - so viele Assoziationen und Konnotationen existieren zu diesen Begriffen, so viele Fragen ergeben sich auf Anhieb. Was bedeutet Grenze heute überhaupt? Wie kann man sie fassen?

Die in Gent geborene studierte Psychologin, Malerin und Lithographin überlegte nicht lange: Ausgerüstet mit Wanderstiefeln, Rucksack, Kamera, Notizbuch, Stift und Landkarten brach sie auf zu ihrem eigenen "Grenzgang". Mit dem Auto fuhr sie von Brüssel aus sehr früh morgens Richtung belgische Grenze und wanderte bis spät abends immer wieder verschiedene Teilstrecken direkt an der Grenze zu Deutschland - allein. "Das war eine ganz besondere, unvergessliche Erfahrung", erinnert sich die Künstlerin an die insgesamt zehn Tage im Dezember, Januar und Februar.

Obwohl weite Strecken sehr verlassen wirkten, spürte Patoor doch immer wieder eine ganz besondere Stimmung: "Hier stolpert man über alte Grenzsteine, dort findet sich noch eine große Zahl an 'Drachenzähnen'", jene zahnförmigen Beton-Panzersperren aus Kriegszeiten. Dann wieder stößt man auf eine ehemalige Zollstation oder läuft auf der Spuren der alten Venn-Bahn, einer ehemaligen Eisenbahnstrecke €.

Dass die Umsetzung ihrer "Grenz-Erfahrungen" indes nicht leicht sein würde, war Patoor schon bald klar: "Der Kopf ist gefüllt mit konkreten Bildern, doch um diese dann künstlerisch-lithographisch umzusetzen, müssen diese erst einmal wieder losgelassen werden", erklärt die renommierte Künstlerin, die 2006 den Eichstätter Lithographie-Jahresdruck anfertigte und 2008 bei dem Projekt "HortusWanderWunderKammer" mitwirkte. Doch ihre Begeisterung für Kartographie, die Patoor schon seit eh und je empfunden hat, war schnell einer der Wege, mit denen die Lithographin sich an das schwierige Thema annähern konnte: "Die abstrahierte Vorstellung von Orten, aus der Luft gesehen - dies alles ist Zeichnung, die wir benützen, um den Weg in die dreidimensionale Wirklichkeit zu finden."

So sind während ihres Gastaufenthaltes bei Li Portenlänger eindrucksvolle Lithographien entstanden, in denen sie kartographische Elemente verarbeitet, zart unterlegt mit Schichten, die wie Stein oder Boden anmuten. Andererseits hat sie auch die Suche nach den Spuren künstlerisch umsetzt, die die Grenze zwischen Deutschland und Belgien gezeichnet hat.

Bis Freitag nun arbeitet Els Patoor noch intensiv an Portenlängers Handpresse an ihren "Grenzerinnerungen" weiter, bevor sie ihre Ausstellung am Freitagabend eröffnen wird. Mit Spannung sieht sie dann auch dem Auftakt - "Prolog" - zum LiteraPur17-Festival "Grenzen(los)" am Samstagabend in der Lithographie-Werkstatt entgegen. Dabei wird Festivalleiter Michael Kleinherne ab 19 Uhr in der Pfahlstraße Rilke-Texte lesen. Eva Neidlinger zeigt zudem ihren Film "Grenzland" und Anne Esswein liest "narrative commons", Artikel und Hintergrundberichte zu gesellschaftspolitischen Themen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 11. Juni jeweils Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr zu sehen.