Eichstätt
"Im Epizentrum"

Die Borkenkäfer schwärmen aus: Dringende Warnung an Waldbesitzer im Raum Eichstätt

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Alarm für alle Waldbesitzer: Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Eichstätt warnt dringend vor einer massenhaften Ausbreitung der Borkenkäfer. Seit die Tagestemperaturen auf 18 Grad gestiegen sind, schwärmen die Buchdrucker. Schlimmer denn je, glaubt man bei der FBG.

"Ich sehe das so: Wir sind im weiten Umkreis das Epizentrum der Borkenkäfer-Problematik", sagt FBG-Vorsitzender Hans Stadler im Pressegespräch. Während vor zehn Jahren noch Westmittelfranken bayernweit im Brennpunkt gestanden sei, habe sich die dramatische Lage jetzt Richtung Eichstätt verlagert. Dazu beigetragen hätten mehrere trockene Jahre und auch regionale Stürme, bei denen punktuell viele Fichten fielen und gar nicht schnell genug weggeschafft werden konnten.

Die FBG Eichstätt ist die Organisation von derzeit etwa 2200 privaten oder kommunalen Waldbesitzern, und Hans Stadler appelliert dringend an sie, regelmäßig nach vom Buchdrucker befallenen Fichten Ausschau zu halten. Stadler empfiehlt Rundgänge alle zwei Wochen. Die Bauern wüssten in der Regel selbst, wo die neuralgischen Stellen seien, an denen es schon in den vergangenen Jahren einzelne Käferbäume gegeben habe. Und niemand solle sich wegen der kalten Witterung und den vielen Niederschlägen der letzten Wochen in Sicherheit wiegen: Bei der FBG gehen in den letzten Tagen ununterbrochen Anrufe von Waldbauern ein, die Käferholz zum Verkauf melden. Momentan stürzt sich die erste Buchdrucker-Generation dieses Jahres auf geschnittene Rundholzpolder, die auf den Abtransport warten und noch im Wald lagern.

Erkennen kann man dieses Phänomen an den braunen Bohrmehlhaufen, die der Käfer bei seinem Treiben unter der Rinde produziert. Nun rächt es sich, dass seit rund 15 Jahren Stammholz in der Regel nicht mehr im Wald entrindet wird, weil die großen Holzverarbeiter die Rinde als gut vermarktbares Nebenprodukt entdeckt haben. Sicher sind da nur jene 25 Holzlagerplätze, die die FBG weit entfernt von den Waldrändern überall im Altlandkreis Eichstätt angelegt hat. Doch das geschlagene Holz ist nur der Anfang: Nach dem liegenden Holz nimmt sich die nächste schwärmende Generation sofort die stehenden, gesunden Fichtenbäume vor. Die FBG rät den Waldbesitzern hier zu großer Sorgfalt: "Allein der Blick in die Krone des Baumes reicht nicht aus. Frisches braunes Bohrmehl, das meist am Wurzelanlauf eines befallenen Baumes zu erkennen ist, zwingt zum Handeln. Wer erst dann Käferholz erntet, wenn der Baum seine Nadeln verloren hat, ist zu spät dran. Binnen weniger Tage bringt dieser kleine Nager die größten Bäume zum Absterben. Dann ist der größte Feind aller Waldbesitzer längt weitergezogen und schädigt weitere gesunde Bäume."

Das Problem mit den Poldern ist seit gut 14 Tagen aufgetaucht, sagt Hans Stadler. Die FBG sei hier "sehr gut hinterher", um diese Depots in die Sägewerke abtransportieren zu lassen. Schlimm sei es allerdings, wenn Waldbauern allen Ernstes ihr Fichtenbrennholz längere Zeit mitten in ihrem Wald stapeln: "Das ist ein Eigentor hoch drei", sagt Stadler. Insgesamt allerdings stellt er den hiesigen Waldbauern ein gutes Zeugnis aus: "Der Großteil ist sehr aktiv, das merkt man auch an den Holzmengen. Aber ein gewisser Anteil ist einfach noch nicht aufgeklärt. Teilweise glauben die Leute immer noch nicht, welches Problem der Käfer ist." Dabei seien Vorsicht und Sensibilität dringend geboten: "Jetzt ist die Zeit, wo man wirklich noch die Kohlen aus dem Feuer holen kann." Und am Geld sollte es nicht liegen: Die Bauwirtschaft brummt, die Nachfrage nach Holz ist groß, der Preis stabil.

Die FBG übrigens hat in diesem Jahr rund 50 000 Festmeter Holz vermarktet. Etwa die Hälfte davon führt Stadler unter der Rubrik "Zwangsanfall": also Fichten, die vom Käfer befallen waren oder die auf dem wasserarmen Jura nicht mit der Trockenheit zurechtgekommen waren. Der Klimawandel wird den Waldbesitzern noch viel Kummer machen, ist Stadler überzeugt.