Eichstätt
"Ich gehe jeden Tag auf die Wiesn"

Nach seinem schweren Schlaganfall ist der ehemalige Festwirt Conny Rudingsdorfer zurück

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

„Seht her, hier bin ich wieder“: Beim Gehen benötigt Conny Rudingsdorfer zwar noch manchmal Unterstützung, aber mittlerweile geht es dem ehemaligen Festwirt deutlich besser. Rudingsdorfer hatte im Dezember 2014 einen schweren Schlaganfall erlitten - Foto: kno

Eichstätt (kno) Es war der rührendste Moment beim offiziellen Wiesnstart am Samstagnachmittag: Als Conny Rudingsdorfer – gestützt von Volksfestausschussmitglied Rudi Faßl – sein früheres „Wohnzimmer“, das Bierzelt, betrat, brandete herzlicher Applaus auf. Im vergangenen Dezember hatte Rudingsdorfer einen schweren Schlaganfall erlitten.

Heute geht es ihm schon deutlich besser: „Ich gebe nicht nach“, zeigt er sich kämpferisch.

22 Jahre lang war das Eichstätter Urgestein Festwirt auf der Wiesn, bis er 2013 den Stab an den Konditormeister Hans-Jürgen Fuchs weiterreichte. Dieser meinte auch heuer am Rande des Anstichs: „Ich bin in große Fußstapfen getreten.“ Tatsächlich ist von einer Ära die Rede, die Rudingsdorfer über zwei Jahrzehnte auf dem Eichstätter Volksfest geprägt hat. Schlitzohrig und nie um einen humorigen Spruch verlegen, das waren die Markenzeichen des mittlerweile 75-Jährigen: So klagte er einmal nach einer total verregneten Wiesn über „große Minuseinbußen“ und brachte zahlreiche weitere Bonmots hervor.

Rudingsdorfer hat eine schwere Zeit hinter sich: Sieben Monate war er in der Kipfenberger Klinik und musste mühsam wieder die Dinge des Alltags erlernen. „Nach dem Schlaganfall konnte ich nichts“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Mittlerweile ist er daheim und wird dort betreut. Körperlich ist Rudingsdorfer zwar noch gehandicapt, „aber geistig bin ich fit“. Und auch beim Reden ist er wieder fast der Alte: „Ich gehe jeden Tag auf die Wiesn“, verspricht er und blickt sich mit glänzenden Augen um. Eine Maß Bier schaffe er, „dann steig’ ich auf alkoholfrei um“. Einmal allerdings versagt ihm die Stimme: Als es um den warmen Empfang geht. Mehrfach klopft sich Rudingsdorfer mit der Faust auf die Brust – dorthin, wo das Herz ist. Zuhause geht der 75-Jährige wieder seiner großen Leidenschaft nach, dem Amateurfunk. Mittlerweile hat er Gesprächspartner in 305 Ländern auf seiner Liste: „Letztes Jahr habe ich über 5000 Karten verschickt.“ Einen positiven Effekt, wenn man so will, habe der Schlaganfall gehabt: „Ich kann jetzt wieder einwandfrei Englisch.“