Eichstätt
"Hypermodernes Rostgebäude"

Bauausschuss lehnt Pläne der Diözese für Probesäle ab und wirft grundsätzliche Fragen auf

23.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr

Neue Heimat für die Dommusik: Wo jetzt noch das Beneheim ist (rechts), sollen Probesäle entstehen. Der Bauausschuss stößt sich allerdings an den Plänen des Diözesanbauamts für das offenbar sehr moderne Gebäude. Allerdings scheint der Einfluss des Gremiums auf die Gestaltung gering - Foto: kno

Eichstätt (EK) Es war einer dieser Bauanträge, die am Selbstverständnis des Gremiums nagen: Die Diözese plant am Domplatz den Bau von Probesälen. Dem Bauausschuss gefiel die Gestaltung nicht, er schmetterte das Vorhaben mehrheitlich ab. Dass das Votum Bestand haben wird, ist aber zweifelhaft.

Als sich die Hände am Donnerstagabend im Sitzungssaal des Rathauses zur Abstimmung hoben, war die Überraschung perfekt: Dreimal Ja, fünfmal Nein lautete das Ergebnis nach angeregter Debatte. Zunächst erschien das Anliegen als reine Formsache: Am Domplatz 9 plant die Diözese die Umnutzung eines Wohnhauses zum Verwaltungsgebäude und den Anbau von Probesälen für die Dommusik. Der eingeschossige Neubau soll 27 Meter lang und 6,50 Meter hoch werden. Er ersetzt das sogenannte „Beneheim“: Die dort noch beheimatete KSJ zieht in den Ziegelbau am Seminarweg. Stadtbaumeister Manfred Janner sprach von einem „sehr modernen Baukörper mit Flachdächern“ und gab dem Ausschuss die Empfehlung, dem Vorhaben zuzustimmen. Auch Innenstadtmoderatorin Lisa Lorenz hatte das Projekt per Vorlage begrüßt: Sie sehe in der Erweiterung des Hauses der Dommusik eine Belebung der Innenstadt.

So weit, so gut? Beileibe nicht. Nicht nur die Flachdächer, mit denen ja auch das Landesamt für Denkmalpflege so seine Probleme habe, wie dritter Bürgermeister Max Pfuhler (SPD) andeutete, missfielen manchem Mitglied des Gremiums. Vor allem war es die geplante Außengestaltung, die erheblichen Diskussionsstoff bot: Die Fassade soll nämlich mit Metall verkleidet werden, und schnell war der Begriff „hypermodernes Rostgebäude“ (Willi Reinbold, ÖDP) geprägt. „Das fügt sich nicht ein und springt einem ins Gesicht“, verdeutlichte Reinbold seine Bedenken. Denen schlossen sich weitere Ausschussmitglieder an: Auch CSU-Fraktionschefin Elisabeth Gabler-Hofrichter mochte sich nicht so recht mit der Gestaltung anfreunden, und Klaus Bittlmayer (Grüne) teilte diese Skepsis ebenfalls. Günther Köppel (FW) wiederum sah zwar einen „massiven Eingriff“, den er aber positiv bewerte. Nicht zuletzt stünde Eichstätt ja in der Schattner-Tradition und damit für „gewagte Lösungen“. Max Pfuhler konterte: Nicht jedes moderne Gebäude müsse Kunst sein, „man kann auch mal danebenliegen“.

Nur – wie weit reicht der Arm des Bauausschusses in solchen Fällen? Wiederholt wiesen Oberbürgermeister Andreas Steppberger und Stadtbaumeister Manfred Janner darauf hin, dass der Einfluss des Gremiums begrenzt sei. „Die Gesetzeslage gibt es nicht her, dass ein Stadtrat über die Gestaltung eines Gebäudes entscheidet“, so Steppberger. Die Wertung erfolge rein nach planungsrechtlichen Parametern, ergänzte Janner. Und vor allem: Bereits im Juli 2013 habe der Ausschuss diese Maßnahme positiv vorbeschieden, „und dieser Vorbescheid ist rechtskräftig“. Für Max Pfuhler offenbarte sich in diesem Fall ein grundsätzliches Problem: „Der Bauausschuss verdient seinen Namen nicht mehr“, holte er aus: „Wenn wir dagegen stimmen, hat es keine Wirkung. Wir können dem Bauamt eine Empfehlung geben, mehr haben wir aber nicht zu sagen.“ Pfuhler prophezeite, dass es viele geben werde, „die mit diesem Bauwerk allergrößte Probleme haben“. Der Gesetzgeber räume Bauherren sehr viel Freizügigkeit ein, „und wir müssen den Kopf dafür hinhalten“.

Alles in allem sei das Ganze „gar nicht so dramatisch“, resümierte Stadtbaumeister Manfred Janner. Das Bauamt nehme die Stimmungslage im Ausschuss in Bezug auf das weitere Vorgehen sehr ernst. Und ganz so ohnmächtig sei der Stadtrat letztlich auch nicht: Er könne immer noch über die Gestaltungssatzung Einfluss nehmen.