Eichstätt
Hollywoods Töne

Das Movie-Night-Orchestra wurde für seine beiden Auftritte im Alten Stadttheater gefeiert

26.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Foto: Edgar Mayer

Eichstätt (EK) Orchesterleiter Gerhard Reissig strahlte übers ganze Gesicht. Mit Standing Ovations und lauten Bravo-Rufen wurden er und sein Movie-Night-Orchestra bei zwei Konzerten im jeweils proppenvollen Eichstätter Alten Stadttheater gefeiert.

Zum fünften Mal luden die knapp 50 Musiker ihr Publikum zu einer Reise durch die Welt der Filmmusik, der Musicalmelodien, Soundtracks und Evergreens ein und unterstrichen mit ihrer Musik, dass sie in eine Nische vorgestoßen sind, die wohl von wenigen Laienorchestern in Deutschland in dieser Art präsentiert wird. Eichstätt darf stolz sein auf dieses Orchester und das Engagement der Musiker, die teilweise weite Anfahrtswege für die Proben und Auftritte in Kauf nehmen.

Besonders gut kam in diesem Jahr der Einsatz eines Jugendchores an, den Gerhard Reissig extra für das Konzert zusammengestellt hatte und der eine glanzvolle Premiere erlebte. Dabei kam Reissig zugute, dass er auf bestens ausgebildete Stimmen aus der Jugendkantorei von Domkapellmeister Christian Heiß zurückgreifen konnte, die er nach einem "Casting" mit weiteren Sängerinnen und Sängern ergänzte.

Dass Musik verändern, leiten und erziehen kann, wie in dem Film "Die Kinder des Monsieur Matthieu" beschrieben, das zeigten denn auch die jungen und klaren Stimmen, getragen von einem Orchester, das sich als homogener Klangkörper auf hohem Niveau präsentierte.

Bezaubernd war der Auftritt der jungen Sänger, jetzt als Katzen verkleidet, in der Pause, als sie die Gäste aus dem Foyer mit einem "Miau" zurück in den Saal holten und sogleich im Duett mit Georg Thaller und Conni Schneider, die den Abend charmant moderierten, Songs aus dem Musical "Cats" zum Besten gaben.

Beeindruckend war das gewaltige Gesamtgefüge des Orchesters mit seinem wuchtigen Klangapparat, in dem neben den zahlreichen Streichern auch ein satter Holz- und Blechbläserapparat samt einem üppigen Schlagwerk zum Einsatz kam. Immer wieder war das gesamte Ensemble gefordert und zeigte - auch ohne vokale Begleitung -, dass es in der Lage war, Musik kraftvoll und dynamisch, dann aber wieder zart und lyrisch zu interpretieren. Exemplarisch seien der "Raiders Marsch" aus der Blockbuster-Reihe um den Abenteurer Indiana Jones genannt, der im Gegensatz stand zu Charlie Chaplins Song "Smile", bei dem Georg Thaller den Gesangspart übernahm. Sehr nachdenklich wurde es im Saal, als Thaller von seinen Begegnungen mit dem jüngst verstorbenen Max Mannheimer erzählte und damit überleitete zur Filmmelodie von "Schindlers Liste", bei der Konzertmeister Roman Strößner als Solist mit empfindsamen Tönen glänzte.

Höhepunkt war aber zweifelsohne der "Typewriter", ein absolut witziges Orchesterstück von Leroy Anderson aus dem Jahre 1950, bei dem ein alter Mercedes die Hauptrolle spielte. Nein, kein Vehikel, sondern eine Schreibmaschine des gleichnamigen Büromaschinenherstellers. Georg Thaller war Hauptinterpret, und allein sein Minenspiel war den Eintritt wert. Die alte Schreibmaschine kam als Instrument zum Einsatz, Tastenanschläge, die Schreibmaschinenglocke und der Wagenrücklaufmechanismus wurden perfekt eingesetzt.

Es folgen Musicalmelodien aus Andrew Lloyd Webbers Klassiker "Jesus Christ Superstar", Anthonys Silvestris Komposition zu Forrest Gump, die Ballade "You never walk alone" oder Richard Rogers "Caroussel". Mit dem wohl bekanntesten Sinatra-Song ging es in einen sehr emotionalen Schlussteil, denn Orchesterleiter Gerhard Reissig griff selbst zum Mikrofon. "My way" war deshalb auch als Hommage an das Orchester zu verstehen, das er vor Jahren selbst gründete und das er von Jahr zu Jahr zu neuen Höchstleistungen herausfordert.

Mit dem Volkslied "Guten Abend, gute Nacht" endete ein wundervolles Konzert.