Eichstätt
Himmelsspektakel

Astronomen beobachteten gestern den Merkurtransit und einen 22-Grad-Bogen

09.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:50 Uhr

Den Merkurtransit konnten alle Interessierten durch die Teleskope der Sterngucker auf der WG-Sonnenterrasse mitverfolgen.

Eichstätt (EK) Auf der Sonnenterrasse des Eichstätter Willibald-Gymnasiums herrschte gestern Nachmittag reges Treiben. Die Astronomiefreunde Ingolstadt hatten ihre Teleskope auf ein seltenes Himmelsphänomen gerichtet: den Merkurtransit.

Planet Merkur umrundet die Sonne in einer stark elliptischen Bahn - alle 90 Tage startet er eine neue Runde. Das allein wäre noch nicht außergewöhnlich. Gestern aber überholte der kleine Planet unseren Heimatplaneten Erde allerdings in einem ungewöhnlich geringen Abstand von "nur" 75 bis 80 Millionen Kilometern auf der Innenbahn, und zwar in einem Winkel, der Merkurs "Vorbeizug" direkt vor der Sonne von der Erde aus sichtbar machte; freilich nicht mit dem bloßen Auge, sondern mit starken Teleskopen.

Und die hatten Alexander Geiss, Holger Altmann und einige weitere Mitglieder der Astronomiefreunde Ingolstadt gestern auf der Sonnenterrasse des Willibald-Gymnasiums aufgestellt. Alle Interessierten, die einen Blick auf dieses seltene Himmelsspektakel werfen wollten, durften ein Auge zukneifen und durchlinsen. Zu sehen war für den Laien eigentlich wenig: ein winziger schwarzer Punkt, der sich ab 13.15 Uhr im Laufe des Nachmittags bis 20.42 Uhr auf einer hellen "Scheibe" von rechts nach links bewegt. Doch die Begeisterung, mit der Geiss, Altmann und Co. diese "Sonnenfinsternis" - denn auch das gestrige Ereignis darf sich so nennen, selbst wenn diesmal der Mond keine Rolle spielt - kommentierten, war ansteckend. Der letzte Merkurtransit war in Deutschland am 7. Mai 2003 sichtbar, der nächste wird 2019 und dann erst wieder 2032 erwartet - diese Unregelmäßigkeiten ergeben sich aus der "eierigen" Flugbahn des Merkur.

Holger Altmann baute außerdem den Nachmittag über an einer Apparatur für sein Teleskop, mit der er versuchen wollte, die Bewegung des Merkur auf Video festzuhalten. Wenn das gelungen ist, dann soll der Film im Internet unter astro.foto-altmann.de zu sehen ein.

Ganz ohne technische Hilfsmittel ließ sich zufällig noch ein weiteres seltenes Himmelsspektakel sehen, das Geiss in Verzückung versetzte: "Ja Wahnsinn! Ein 22-Grad-Bogen!" Einen solchen kreisrunden "Regenbogen" um die Sonne herum hatte Geiss in seinem Leben bisher nur einmal live gesehen. Da hatten gestern also auch die eigentlich von den Sternguckern so ungeliebten Cirruswolken ihr Gutes, denn dieser Bogen entsteht, wie Geiss begeistert erzählte, nur in einer seltenen Konstellation von Eiskristallen eben genau jener Wolken, die den Astronomen ansonsten oft die Freude vergällen.