Eichstätt
Hilfe bei Verstößen gegen das Presserecht

Gemma Pörzgen war beim Journalistischen Kolloquium an der KU zu Gast Engagement für Reporter ohne Grenzen

16.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Gemma Pörzgen. - Foto: Meyer

Eichstätt (EK) Ob als Auslandskorrespondentin in Russland oder Vorstandsvorsitzende bei Reporter ohne Grenzen: Die Journalistin Gemma Pörzgen tritt aktiv für Presse- und Informationsfreiheit ein. Beim Journalistischen Kolloquium der Katholischen Universität berichtete sie von der bedeutenden Rolle des Exiljournalismus.

Pörzgen hat die Anfänge von Reporter ohne Grenzen mitbegleitet und unterstützt bis heute die deutsche Sektion der Non-profit-Organisation. Prägend für ihre Initiative waren ihre Anfänge 1990 als Journalistin in Südafrika. "Der Grundgedanke von Reporter ohne Grenzen ist, mit allen Kollegen, die unter schwierigen und bedrohlichen Bedingungen arbeiten müssen, solidarisch zu sein." Somit seien ihre Hauptaufgaben Verstöße gegen das Presserecht zu dokumentieren, Journalisten in Notlagen zu helfen - zum Beispiel Kampagnen für Pressefreiheit zu starten oder vor Ort einen Anwalt einzuschalten und auch Exiljournalisten bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Exiljournalisten würden wegen ihres Berufes gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen. Pörzgen unterstützt Exiljournalisten durch mehrere Projekte, bei denen Journalisten über Websites von einer sicheren Basis aus weiter über ihr Heimatland berichten und Kritik äußern können. Diese Websites stellen in dem betroffenen Land eine von der Regierung unabhängige Quelle dar und behandeln gleichzeitig Themen, die in Deutschland nicht auf der Medienagenda auftauchen. "Durch Exiljournalismus und diese Websites kann in einer geschlossenen Gesellschaft trotzdem Öffentlichkeit hergestellt werden", sagte Pörzgen. "Es werden Themen abgebildet, über die es sonst keine verlässlichen Informationen gibt und Regierungen geraten unter Druck, zu handeln." So finden Themen wie Kinderarbeit bei der Baumwollernte in Usbekistan auch hier in Deutschland Gehör. Pörzgen berichtete aber auch von Hürden des Exiljournalismus in Deutschland. Knackpunkt für die Arbeit eines Journalisten sei die Sprache, ohne Deutsch-Kenntnisse verweigerten deutsche Redaktionen meist jede Zusammenarbeit. Auch mangle es meist am Geld in den deutschen Redaktionen, um Projekte mit Exiljournalisten zu realisieren. "Hierbei fehlt es vor allem am Verständnis bei den deutschen Förderämtern", meinte die Journalistin.

Die andauernde Medienkrise erschwere zusätzlich die Arbeitssuche für Exiljournalisten. Als ein "schwieriges Klima" bewertete die ehemalige russische Auslandkorrespondentin für die "Frankfurter Rundschau", die "Stuttgarter Zeitung" und den "Tagesspiegel" in einem kleinen Exkurs auch die aktuelle Situation in Russland. "Solange man nicht zu laut ist und nicht aneckt, kann man leise vor sich hinarbeiten. Journalisten werden angegriffen, wenn sie Kritik äußern." Zur Informationsfreiheit meinte Pörzgen, man sei in Russland "besser über Facebook als über Zeitungen" informiert. Als Ausblick gab sie zu bedenken, dass Pressefreiheit auf der Welt in den vergangenen zehn Jahren immer stärker eingeschränkt worden sei und die Zahl der freien Journalisten stetig ansteige, was den Druck in der Branche erhöhe. Denn nur wenn weiterhin gewährleistet sei, dass Journalisten professionell mit wissenschaftlichem Material umgehen, handle es sich um guten Journalismus. "Es werden auch in Zukunft Journalisten gebraucht, da der normale Bürger nicht professionell mit Informationen umgehen kann", resümierte Pörzgen. "Sie müssen gut für ihn aufbereitet werden, hier benötigt die Gesellschaft die Hilfe von Journalisten am meisten." Und zwar egal ob im In- oder Ausland.