Eichstätt
"Heilbare Erkrankung"

Eichstätter Gesundheitsgespräch befasste sich mit dem Tabuthema Krebs

16.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:57 Uhr

Die Jugendkantorei am Eichstätter Dom unter der Leitung von Christian Heiß sorgte mit einer großartigen Darbietung dafür, dass auch die seelischen Belange zu ihrem Recht kamen. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Mit einem heiklen Thema befasste sich das Eichstätter Gesundheitsgespräch, das die Kliniken im Altmühltal am Samstag im Asthe anboten. Es ging um Krebs, nach wie vor ein Tabuthema. Hochkarätige Fachleute beleuchteten die Krankheit von verschiedenen Seiten.

Nach der Begrüßung der etwa 80 Gäste durch Landrat Anton Knapp und den Vorstandsvorsitzenden der Kliniken, Gunter Schlosser, ging Diplom-Psychologe Markus Besseler, Geschäftsführer der Bayerischen Krebsgesellschaft, auf das Spektrum der Psychoonkologie ein. Diese Wissenschaft befasst sich mit den gefühlsmäßigen Reaktionen der Patienten in allen Krankheitsphasen und bezieht ebenfalls Familien und Behandler mit ein. Die Ziele der Psychoonkologie bestehen darin, Symptome zu beseitigen, zu verändern oder zu mildern, Wissen und Orientierung zur Krankheitsverarbeitung zu vermitteln, Belastungen zu reduzieren und die günstige Entwicklung der Persönlichkeit sowie die Verbesserung der Lebensqualität zu fördern.

Dr. Stefan Englmeier, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie-Belegarzt der Klinik Eichstätt, befasste sich mit Lungenkrebs. Ursachen und Risikofaktoren bestehen insbesondere im Zigarettenrauch sowie auch bei Kontakt mit Asbest. Es gebe keine absolut typischen Beschwerden für den Lungenkrebs, erklärte der Mediziner. Häufig treten die Symptome erst bei fortgeschrittener Erkrankung auf. Frühzeichen können anhaltender Husten, Kurzatmigkeit bei ungewöhnlich geringer Belastung oder auch Schmerzen im Brustkorb sein. Wichtige Hinweise können ebenfalls blutiger Auswurf, Fieber, Gewichtsverlust oder Appetitlosigkeit sein.

Mit Komplementärmedizin beschäftigte sich Dr. Axel Eustachi vom Klinikum rechts der Isar. Unter dem Begriff Komplementärmedizin sind Verfahren oder Produkte zu verstehen, die nicht Teil der konventionellen Medizin sind, diese aber möglicherweise sinnvoll ergänzen können. Dazu gehören beispielsweise die westlichen Naturheilverfahren, die Traditionelle Chinesische Medizin, die Homöopathie, die anthroposophische Medizin, aber auch meditative Entspannungsverfahren oder Nahrungsergänzungen.

Dr. (MU Tirana) Sokol Rexhepi, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Klinik Eichstätt, referierte über Gebärmutterkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Der Gebärmutterhalskrebs ist ursprünglich eine sexuell übertragbare Virusinfektion. Durch konsequente Verwendung von Kondomen wird das Übertragungsrisiko einer HPV-Infektion vermindert. Durch eine Impfung bei zwölf- bis 17-jährigen Mädchen könne die Entstehung von Krebs verhindert werden. Rexhepi plädierte für regelmäßige, jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchungen.

Dr. Thomas Siebert, Facharzt für Urologie, Urologische Praxis Merkl, bezeichnete den Prostatakrebs als eine heilbare Erkrankung. Prostatakrebs sei meist eine Erkrankung des älteren Mannes, das Risiko steige ab dem 55. Lebensjahr deutlich an. Die Sterberaten seien dagegen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Sei der Krebs auf das Organ selbst beschränkt und habe er noch keine Absiedelungen (Metastasen) gebildet, bestehe die Chance auf eine vollständige Heilung.

Einen Abstecher in die Traditionelle Chinesische Medizin machte Physiotherapeutin Brunhilde Walter. Sie stellte Qi Gong vor, die auf Körper und Geist wirkt. Körperliche und geistige Aktivität würden harmonisiert. So könne eine ganzheitliche gesundheitsfördernde Wirkung für den Körper als auch die Psyche erreicht werden.

In der Tradition der Gesundheitsgespräche gab es auch einen besinnlichen Teil: die Jugendkantorei am Eichstätter Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Heiß. Das Ensemble sang hinreißend drei Stücke aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt: Die Küche der Klinik hatte einen bunten vegetarischen Linseneintopf aus Karotten, Sellerie, Paprika und Kartoffel kreiert. „Lauter Zutaten, denen man antikanzerogene Wirkungen nachsagt“, erklärte Anni Miehling.