Eichstätt
Harvester im Einsatz

Bund Naturschutz informierte über Waldbewirtschaftung Vorbehalte abgebaut

25.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Einen Harvester bei der Arbeit beobachten konnten die Teilnehmer einer Veranstaltung des Bundes Naturschutz und des Landesbundes für Vogelschutz im Staatsforst bei Weißenkirchen. - Foto: Beck

Eichstätt (EK) Spaziergänger und Wanderer, die im Wald Ruhe und Idylle suchen, sind entsetzt, wenn sie auf Spuren der modernen Waldwirtschaft stoßen. Die extrem breiten Reifen eines Harvesters und eines Rückezuges können bei ihrem Einsatz im Wald nicht zu übersehende Spuren hinterlassen.

Dass der Aufwand mit den möglichst breiten Reifen getrieben wird, um den Druck auf den Boden und die zu befürchtende Verdichtung des Bodens zu verringern, erfuhren die Teilnehmer einer Veranstaltung der Kreisgruppen Eichstätt des Bundes Naturschutz in Bayern und des Landesbundes für Vogelschutz.

Ernst Geyer, der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg, hatte die Idee zu dieser Veranstaltung und organisierte den Termin, bei dem ein Harvester im Einsatz beobachtet werden konnte. Er stellte die Frage an den Beginn, ob der Einsatz eines Harvesters und naturnahe Forstwirtschaft ein unüberwindbarer Gegensatz oder vereinbar seien. Diese Frage war für den Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz, Johann Beck, die Begründung, warum der Harvester ein Thema für das Veranstaltungsprogramm von Naturschutzverbänden sein kann.

Das Publikum konnte im Staatsforst bei Weißenkirchen mit einem entsprechenden Sicherheitsabstand zuschauen, wie Wolfgang Mayer vom Fahrersitz aus präzise und schnell eine vom Borkenkäfer befallene Fichte nach der anderen fällte, von den Ästen befreite und in gleich langen Stücken auf einem Stoß ablegte.

Norbert Harrer, zu dessen Firma der "arbeitende" Harvester gehört, stellte die Maschine vor. Ernst Geyer steuerte bei, warum, wie und wann die Bayerischen Staatsforsten Harvester in den Wald holen. Es entwickelten sich Fragerunden und Diskussionen über das Für und Wider des Einsatzes der hoch spezialisierten Maschinen.

Als sehr wichtig für die Meinungsbildung schälte sich das System der Rückegassen heraus. Schon lange vor der Entwicklung der Harvester hatten die Forstleute begonnen, von den Waldwegen ausgehend alle 30 oder 40 Meter eine Rückegasse mit Farbe an den Bäumen zu markieren. Ganz gleich, ob ein kleiner Traktor oder große Maschinen im Einsatz sind, sie dürfen nur auf diesen Rückegassen fahren und nicht kreuz und quer durch den Wald, wie Ernst Geyer betonte. In Fichtenbeständen könne mit den Ästen der gefällten Bäume eine druckmindernde "Matratze" gebildet werden.

Die Diskutanten trieben weniger die bei durchnässten Böden sichtbaren tiefen Spuren um, sondern die für das Auge unsichtbaren Verdichtungen des Bodens durch das Befahren. Die Forstfachleute Norbert Harrer und Ernst Geyer machten klar, wie sie mit diesem Problem umgehen. Neben den Rückegassen helfe die Gerätetechnik zum Beispiel durch die breiten Reifen und in schwierigen Fällen die sogenannten "Bänder", die ähnlich wie bei Raupenfahrzeugen die Fläche vergrößern und damit den Druck pro Flächeneinheit noch weiter verringern. Eine richtige Steuerung des Zeitpunkts des Einsatzes unter Berücksichtigung der Wetterlage und auch der Verzicht auf den Harvester bei bestimmten Bodentypen und bei zu großer Durchfeuchtung des Bodens seien wichtig.

Da ein mit Holz beladener Rückezug schwerer ist als ein Harvester, müssen die Verantwortlichen beim Herausfahren des geschlagenen Holzes noch sorgfältiger planen und von den Mitarbeitern noch mehr Fingerspitzengefühl verlangen. Sorgen macht Harrer und Geyer, dass es im Durchschnitt immer weniger Tage mit gefrorenen Böden gibt, was dazu führt, dass entgegen den früheren Gepflogenheiten die für den Holzeinschlag gut geeigneten Tage eher in nicht mehr im Winter liegen.