Eichstätt
Nicht nur auf Holperpisten unterwegs

Klaus Bittlmayer (Grüne) am Lagerfeuer über die Kreistagspolitik seiner Partei

29.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr

Ein gescheites Feuer über den Dächern der Stadt: Klaus Bittlmayer, Fraktionssprecher der Grünen, schürt gerne in seinem Garten an. - Fotos: Schneider

Eichstätt (EK) Es knistert langsam, die zusammengeknüllten Zeitungsseiten färben sich schwarz, wenige Sekunden später lodern die ersten Flämmchen in die Luft: Klaus Bittlmayer schürt an diesem Abend kräftig ein. "Das mache ich zurzeit täglich", sagt Bittlmayer lachend und schiebt einen Spreißel in die Flammen. Hinter ihm eröffnet sich ein wundervoller Blick über das abendliche Eichstätt, von der Schutzengelkirche läutet die Abendglocke herauf. Fast romantisch ist es da im Garten des grünen Kreistags-Fraktionsvorsitzenden Auf der Alm am Frauenberg.

Auch beruflich schürt er als Pädagogischer Mitarbeiter des Kreisjugendrings (KJR) oft so ein Feuerchen: sei es bei der Kinderbetreuung während der Sommerschule, oder bei den Freizeiten draußen im Landkreis mit dem Spielbus. "Ein Feuer ist immer ein zentraler Punkt eines solchen Lagers", da könne man einmal einfach abschalten, müsse nicht nur reden, sondern könne seinen Gedanken nachsinnen. So wie er es daheim im Garten auch tut. Auch über zentrale politische Themen, wo sich der 45-Jährige mit seiner Partei vorwiegend dem Sozialen verschrieben hat. "Der Landkreis tut hier viel", sagt Bittlmayer. Während er ein weiteres Scheit in das auflodernde Feuer gibt, meint er: "Wir begrüßen es sehr, dass sich der Landkreis zur Einrichtung der Fachstelle gegen sexuelle Gewalt entschieden hat." Und dass derzeit auch der Verein Wirbelwind noch unterstützt wird. Das habe man lange ausgespart, deswegen habe er mit seiner Partei diesen Vorstoß unternommen, der dann aufgegriffen worden sei.

Bittlmayer schaut von seinem Garten aus in die Stadt, hinter ihm knistert das Feuer. "Die Klinik", sagt er und zeigt auf den Bau im Osten Eichstätts, "muss in öffentlicher Hand bleiben." Eine Privatisierung lehnt er ab. Und dass das Krankenhaus nun generalsaniert statt neu gebaut werde, sei auch nicht verkehrt: "Ich kann mir eine Klinik auf der grünen Wiese schwer vorstellen." Das bringe weitere Wege mit sich, auch mehr Individualverkehr. "In der Stadt ist das doch für die Menschen angenehmer."

Inmitten seiner kleinen grünen Oase lässt es sich für Bittlmayer aushalten. Entspannt hat er mittlerweile mit seinem Besuch auf den bereit gestellten Gartenstühlen Platz genommen, das alkoholfreie Dinkelbier ist "aufgestöpselt". "Grüne merken oft kritisch an, dass sie Probleme mit asphaltierten Radwegen haben." Er persönlich hält dagegen: "Radwege müssen attraktiv sein." Mit der Weiterentwicklung der Fahrräder, auch hin zum E-Bike, und dem zunehmenden Radverkehr könne man nicht mehr nicht nur auf geschotterten Holperpisten unterwegs sein. Dadurch könne man vielleicht etwas motorisierten Individualverkehr von der Straße bekommen.

Dass nun der Regionaltarif erneut verschoben sei, findet Bittlmayer höchst ärgerlich. "Wir hätten es als ersten Schritt wichtig gefunden." Mit dem Gemeinschaftstarif wäre auch ein Anschluss an die größeren Verkehrsverbünde in Nürnberg und München möglich gewesen. "Wir haben das in greifbarerer Nähe gesehen." Allgemein "hapert es bei uns am ÖPNV", sagt Bittlmayer. Den Audi-Bahnhalt, der nun 2019 kommen soll, müsse man nutzen, um Bahnhöfe "für alle Bürger" attraktiv zu machen. Dass der Landkreis dabei den Gemeinden unter die Arme greife, begrüßt er - schließlich stehe der Kreistag finanziell gut da.

Die ersten Holzscheite verglimmen langsam, Klaus Bittlmayer legt nach. "Feuer begleitet die Menschen schon immer", sagt er. "Wenn ich jetzt in diese Flammen schaue und mir vorstelle, dass schon Menschen in der Steinzeit in solche Flammen geschaut haben..." Sozusagen auf Holz gesetzt - wie der Landkreis es jetzt beim Bau der neuen Dienststelle in Lenting tut. "Wir begrüßen diese Bauweise sehr", meint der 45-Jährige. Dass man sich umgekehrt für den dritten Bauabschnitt der Berufsschule in Eichstätt weit mehr Gedanken gemacht hat, kann Bittlmayer ebenfalls nur gut heißen. Die Stadt habe es schwierig mit der Tallage und mit den Baudenkmälern. Aber man müsse auch bedenken, dass sie Bildungsstadt sei. "Ein Neubau auf die grüne Wiese wäre hier keine Alternative gewesen." Auswuchernden Flächenfraß solle man stoppen, mehr innerorts bauen. "Da muss man halt auch einmal einen Kompromiss eingehen." Und sich darüber auch austauschen.

Das wünscht sich Bittlmayer auch für den Kreistag: "Da wäre vielleicht schon die eine oder andere Diskussion mehr denkbar." Seine Partei will sich dabei auch anders in den Gesamtdiskurs einbringen: "Wir sehen uns schon oft als die Fraktion, die Themen anspricht, die sonst niemand aufbringt." Auch in Zusammenarbeit mit den Kollegen der ÖDP, denn: "Da gibt es schon viele Schnittmengen und ähnliche Interessen."

Hintergrund

Nicht nur die meisten Gemeindebürgermeister haben die Halbzeit der Wahlperiode hinter sich – auch die Eichstätter Kreistagsfraktionen schauen in diesen Wochen zurück auf das, was bisher passiert ist. Wir haben uns mit den Fraktionsführern der fünf im Kreistag vertretenen Parteien getroffen, um mit ihnen über die Situation des Landkreises zu sprechen, heiße Eisen anzuschneiden und ihnen Ideen für die Zukunft zu entlocken. Dabei sollte es kein steifes Interview in der Redaktionsstube sein. Vielmehr sollten die Hobbys der Kreisräte im Mittelpunkt stehen, um in ungezwungener Atmosphäre über Bildung, medizinische Versorgung oder die finanzielle Lage im Landkreis sprechen zu können. Mit dem Grünen-Fraktionssprecher Klaus Bittlmayer haben wir in seinem Garten auf dem Eichstätter Frauenberg ein Lagerfeuer angeschürt.