Eichstätt
Gute Chancen auf den Wunschberuf

Ausbildungsplatzbörse im Landratsamt: Es gibt wesentlich mehr freie Stellen als Bewerber

06.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:31 Uhr

Die Interessenten informierten sich in gezielten Gesprächen, ob sich ihre Berufsvorstellungen realisieren lassen.

Eichstätt (EK) Wer derzeit im Landkreis Eichstätt eine Lehrstelle sucht, hat gut Lachen. Das Angebot ist wesentlich größer als die Nachfrage. Dennoch gibt es rund 200 junge Leute, die das Richtige für sich noch nicht gefunden haben. Vielleicht hatten sie am Samstag Glück.

Dort fand im Landratsamt wieder eine Lehrstellenbörse statt, bei der IHK, Kreishandwerkerschaft, die Agentur für Arbeit, der Hotel- und Gaststättenverband, das Dachdeckerhandwerk, die Arge Eichstätt, die Berufsschule sowie zwei Unternehmen vor Ort waren, um ausführlich über Chancen und Möglichkeiten zu informieren.

Sehr viele junge Leute, teilweise mit ihren Eltern, nutzten die Gelegenheit, in den dicken Ordnern zu blättern, in denen die verschiedenen Berufe aufgelistet waren, oder gleich das persönliche Gespräch zu suchen. Sie wurden von stellvertretender Landrätin Tanja Schorer-Dremel begrüßt. Die machte darauf aufmerksam, dass es derzeit knapp 400 unbesetzte Lehrstellen gibt. Sie forderte die Jugendlichen auf, die an diesem Tag geballte Kompetenz zu nutzen. Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz wünschte sie viel Erfolg.

Georg Stark, verantwortlich für die Wirtschaftsförderung im Landratsamt, verwies auf die gute Situation für künftige Lehrlinge. Der Trend sei klar: Es gebe sehr viel mehr offene Lehrstellen. Klaus Hendrix, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit, hatte die exakten Zahlen parat: Im Landkreis wurden für den Ausbildungsbeginn im kommenden Herbst 750 Lehrstellen gemeldet, 392 davon seien unbesetzt. Das sind 121 offene Stellen mehr als im vergangenen Jahr. Die Agentur habe 681 Bewerber und damit 111 weniger als im Vorjahr registriert. 392 offene Stellen stehen 207 Menschen gegenüber, die noch keine Lehrstelle gefunden haben. Rein rechnerische wären das 1,9 Stellen pro Bewerber.

Die Wünsche der jungen Leute seien recht deutlich nach Geschlecht verteilt. Die Männer suchen einen Ausbildungsplatz im Bereich Produktion und Fertigung, vor allem in der Elektro- oder Metallbranche, sagt Hendrix. Die jungen Damen liegt eher der Dienstleistungsbereich, also Büroberufe oder Handel, näher.

Hendrix warnt aber vor überzogenen Vorstellungen, und zwar sowohl Bewerber als auch Firmen. Manche junge Leute scheitern an ihren Wünschen, weil sie altersbedingt nicht so mobil sind und die Anbindung ihres Wohnortes an den öffentlichen Nahverkehr alles andere als optimal ist. Andererseits stellen Betriebe oft Anforderungen, die der Berufsberater als überhöht bezeichnet. Und dann gebe es Berufe, die grundsätzlich kaum gefragt sind.

„Wenig gewünscht ist der Lebensmittelbereich, Metzger, Bäcker oder im Verkauf“, sagt der Berufsberater. Ins Hotel- und Gaststättengewerbe würden die Bewerber auch nicht gerade drängeln, so Hendrix. „Da spielen die Arbeitszeiten eine Rolle.“ Das bestätigt Manuela Schmidt vom Hotel- und Gaststättenverband im Landkreis. „Die Arbeit an Wochenenden, an Sonn- und Feiertagen schreckt ab.“ Ganz kann sie aber die Abneigung gegen ihre Branche nicht nachvollziehen: „Man verdient gutes Geld, das sind attraktive Berufe und die Welt steht einem offen.“

Kreishandswerksmeister Hermann Meier zeigte sich erfreut über die hohe Akzeptanz der Börse. Er selbst hat gute Erfahrungen mit dieser Einrichtung gemacht. Erst voriges Jahr hat er hier einen Lehrling für seinen Betrieb kennengelernt. „Wir haben hier einen kurzen Kontakt gehabt, zwei Wochen später ein Bewerbungsgespräch geführt und schließlich ein Ferienpraktikum vereinbart. Heute ist der junge Mann bei uns im ersten Lehrjahr.“ Auch dieses Mal ist das Baugeschäft Meier vor Ort und bietet einen Ausbildungsplatz an, ebenso die Firma Eder, die einen Maler und Lackierer ausbilden möchte. Die Voraussetzungen, dass hier Lehrlinge und Firmen zusammenfinden, ist jedenfalls groß.