Eichstätt
Grandioser Abschluss des Barockjahres

Aufführung von Händels Oper "Acis und Galatea" in der Aula der Universität war ein Höhepunkt des Kulturjahres

20.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

 

Eichstätt (EK) Unheilvolles rotes Licht kündigt die Katastrophe an. Noch bevor man den todbringenden Zyklopen Polyphem wahrnimmt, hört man schon seinen gewaltigen Bariton durch die Aula der Eichstätter Universität schallen. Dann betritt ein wahrer Hüne die Bühne und macht seine Ansprüche auf die schöne Galatea geltend. Mehr als 400 begeisterte Opern- und Musikfans lauschten am Samstagabend der professionellen Darbietung der Händel-Barockoper „Acis und Galatea“ des Freien Opernensembles München (FROM) und des Projektchores des Sängerkreises München unter Leitung von Christian Kelnberger.

In seiner kurzen Begrüßung dankte Günther Köppel, Hauptinitiator dieser außergewöhnlichen Kulturveranstaltung, dem anwesenden Oberbürgermeister Andreas Steppberger für die große Unterstützung aller Bemühungen, gerade im kulturellen Bereich immer wieder Brücken zwischen der Universität und der Stadt zu bauen.

Dann schon werden die gespannten Zuhörer durch eine wunderschöne Händelsinfonie eingestimmt, die von den sechs hervorragenden Orchestermitgliedern des FROM, zwei Violinisten, ein Cellist, zwei Oboisten beziehungsweise Flötisten sowie ein Cembalist gespielt wurde.

Kurz darauf erklingt der stimmenstarke 19-köpfige Chor, der die Geschicke der Hauptfigur Galatea, der Tochter des Meeresgott Nereus, begleiten und die Hirten und Nymphen in Händels Werk repräsentieren soll. Schon betritt Galatea (Leonore Laabs), „die Glänzende“, die Bühne und erfüllt die Aula mit ihrem herausragenden Sopran.

Ausdrucksstark beantwortet der schöne Hirte Acis, meisterhaft gesungen von Tenor Aco Biscevic, die Liebesgesänge der Galatea, bis sich Damon, ein weiterer Schäfer, zu Wort meldet und nicht minder bravourös seine Arien im Tenor anstimmt.

Mit seiner phantastischen Stimme und außergewöhnlichen Mimik erobert Damon, gespielt vom renommierten Opernsänger Fredrik Ahnsjö, sofort die Herzen der Zuschauer – nicht zuletzt, da er originell in eine Eichstätter Feuerwehruniform gekleidet auf die Bühne tritt.

Die eindrucksvollen Lichteffekte, mit denen Ralf Wein für das besondere Ambiente und die Professionalität der Aufführung sorgte, kündigen dann das Ende der romantischen, aber hoffnungslosen Liebesgeschichte der Gottestochter und des Hirten an: Bariton Laurence Gien, der den einäugigen furchteinflößenden Riesen Polyphem verkörpert, beendet in seiner rasenden Wut und Eifersucht die Liebesidylle und droht seinem Nebenbuhler Acis mit dem Tod. Überwältigt, ja nahezu atemlos lauscht das Publikum den Arien und Rezitativen des renommierten Opernsängers Gien, der mit seiner raumfüllenden Stimme und seiner Mimik die ganze Aula in seinen Bann zu ziehen vermag. Eindringlich besingt er die Schönheit Galateas, will sie mitnehmen in seinen Felspalast, bevor sich Damon, der weise Schäfer, noch einmal mit warnenden Gesängen einschaltet.

Ausdrucksstark besingt Acis die ihm bevorstehenden Gefahren, dann folgt der dramatische und musikalische Höhepunkt der Oper: in bedrohlichem Lichtergeflacker erscheinen die drei Hauptfiguren Galatea, Acis und Polyphem noch einmal mit einem wunderbaren Terzett („The floods shall leave the mountains“) zum letzten Mal gemeinsam auf der Bühne, bevor Acis vom Zyklopen mit einem Felsbrocken erschlagen wird. „Mourn, all ye muses“ – „Trauert, all ihr Musen“, so besingt der stimmgewaltige Chor den Schmerz über den Tod von Acis, bevor auch Galatea mit einer gefühlvollen Schlussarie auf die Bühne tritt.

Zweifellos, diese im Jahre 1718 uraufgeführte Pastoraloper von Händel, die schon zu seinen Lebzeiten eines seiner bekanntesten und beliebtesten Werke darstellte, quillt förmlich über vor wunderschönen Melodien, die zu den schönsten gehören, die der große Melodiker Händel je geschaffen hat.

Händel, der diese kleine Oper für den wohlhabenden englischen Grafen James Brydges komponiert hatte, war es gelungen, das Libretto von John Gay, Alexander Pope und John Hughes in zauberhafte Musik mit raffiniertem Farbreichtum und einmal dramatischem, einmal romantisch-emotionalem Ausdruck umzusetzen.

Das Zusammenspiel von professionellen und renommierten Musikern, Chor- und Solo-Opernsängern und der Rückgriff auf ein ganzes Ensemble phantasievoller, regional angefertigter Kunstwerke der Eichstätter Barock-Kulturtage – und dies auf der Bühne der Eichstätter Universitätsaula – machte jedoch aus dieser Opernaufführung ein ganz besonderes Erlebnis.