Eichstätt
Granatsplitter in Silberfassung

Auszeichnungen im Ersten Weltkrieg Treffen der Träger der Tapferkeitsmedaille

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Eine Postkarte von Enkering aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Sie gehörte dem Soldaten Paul Rixner und ist durchschossen worden. - Fotos: Ettle

Eichstätt (EK) Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918) vor 100 Jahren forderte vom ersten Tag an Opfer. Mit seiner Fortdauer wurden die Verlustlisten immer umfangreicher. Ebenso häuften sich in der Heimatzeitung die Nachrichten über Verleihung von Orden und Ehrenzeichen.

Die höchste Auszeichnung für Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade war die Tapferkeitsmedaille. Sie war vom bayerischen Kurfürsten Carl Theodor im Jahr 1794 gestiftet worden.

Eine überaus ehrenvolle und ebenso rare Auszeichnung erhielt im Ersten Weltkrieg der Kanonier Paul Rixner aus Enkering. Er diente beim 4. Feld-Artillerie-Regiment und wurde schwer verwundet. Die Großherzogin Luise von Baden ließ einen bei seiner Operation herausgenommenen Granatsplitter in Silber fassen und dem verwundeten Soldaten überreichen.

ANNO DAZUMAL

Im November 1953 war im Eichstätter Hotel Adler eine Zusammenkunft der Träger der Medaille aus dem Eichstätter Raum angesetzt. Sie wurde vom "Ordenskapitel der Bayerischen Tapferkeitsmedaille", einer Körperschaft des Öffentlichen Rechts, organisiert. Damals gehörte Eichstätt zu Mittelfranken und wurde vom Kreisverband Nürnberg betreut, bei dem 220 Ordensträger eingeschrieben waren. In den fünf Kriegsjahren waren insgesamt 3835 Tapferkeitsmedaillen an Bayern verliehen worden. Bei der Zusammenkunft in Eichstätt standen zwölf Geehrte im Mittelpunkt.

Von ihnen trugen fünf Männer die goldene Auszeichnung, darunter Unteroffizier Adolf Hornung (Eichstätt): Bei Armentiéres war seine Kompanie vollständig eingeschlossen und lag unter Sperrfeuer, das Feldtelefon war zerstört. Dennoch gelang es Hornung zu entkommen und Verstärkung anzufordern.

Jakob Betz aus Kinding erwies sich "als treuer und unerschrockener Helfer seiner Kameraden", als er bei Verdun trotz rasenden Beschusses die zahlreichen Verwundeten versorgte. Schwerverletzte trug er zurück. Auch Gefreiter Josef Müller aus Hirnstetten hatte sich "wiederholt rühmlichst durch Bergung von Verwundeten" ausgezeichnet. Aus Ried stammte Gefreiter Karl Riedl, der mit zwei weiteren Soldaten bei Neuville "den übermächtigen Gegner zurückdrängte". Bei Armentières schlug der Gefreite Georg Treffer aus Pfahldorf mit zwei Soldaten "durch unerschrockenes Vorgehen" in einem Schützengraben rund 20 englische Soldaten in die Flucht.

Die Tapferkeitsmedaille in Silber trugen: August Gloßner und Alfons Meister (beide Eichstätt), Sebastian Stiegler (Marienstein) und Lorenz Bemsel (Pfahldorf) sowie Dr. Karl Meyer aus Eichstätt, der spätere Präsident der Eisenbahndirektion München.

Großen Mut bewies - nicht nur im Krieg - Johannes Kraus, Dompfarrer und Ehrenbürger von Eichstätt, der sich unerschrocken gegen die Nationalsozialisten stellte. Er stammte aus der Pfarrei Wolferstadt (Landkreis Donau-Ries), predigte gegen die Nationalsozialisten und ließ sich trotz Verhaftung durch die Gestapo (Geheime Staatspolizei) nicht mundtot machen. In die Reihe gehört auch der Arzt und Offiziersaspirant Dr. Valentin Müller, der im Zweiten Weltkrieg mit Courage und Tatkraft als Oberstarzt die Stadt Assisi vor der Zerstörung bewahrte.

Die Liste der deutschen Orden und Ehrenzeichen des Ersten Weltkriegs ist sehr lang. Die wichtigsten Auszeichnungen neben der Tapferkeitsmedaille waren wohl das Eiserne Kreuz, die Abzeichen für Flugzeugführer und Matrosen und das Verwundetenabzeichen. Im EICHSTÄTTER KURIER finden sich einige außergewöhnliche Ehrungen, wie der erwähnte in Silber gefasste Granatsplitter für Paul Rixner. Seine Enkelin Gudrun Simon wohnt in Dieburg bei Darmstadt und verwahrt eine Ledermappe mit einem Taschenkalender und einer Postkarte von Enkering, in denen Einschusslöcher sichtbar sind. "Mein Großvater hat oft erzählt, dass ihm die Mappe wahrscheinlich das Leben gerettet hat", sagte Simon.

Dem Leutnant Wilhelm Häußler wurde der Österreichische Militärverdienstorden verliehen. Er war der Sohn des Försters Häußler vom Hirschparkhaus auf der Waschette oberhalb von Eichstätt. König Ludwig III. hat im August 1915 einer großen Anzahl von Persönlichkeiten das "König- Ludwig-Kreuz" zuerkannt. Die Liste wird von seiner Frau, Königin Maria Therese, angeführt. Ein paar Namen aus dem Kreis Eichstätt: Georg Ritter von Orterer, von 1892 bis 1902 Rektor des Humanistischen Gymnasiums, heute Willibald-Gymnasium, und Eichstätter Ehrenbürger. Dann Kommerzienrat Franz Albert, Bezirksamtmann (Landrat) Joseph Maier, Bürgermeister Eduard Mager, Bäckermeister Cölestin Heißler und Landtagsabgeordneter und Domkapitular Georg Wohlmuth (alle Eichstätt), weiter Gendarmeriewachtmeister Michael Daum in Dollnstein und Förster Max Röckseisen in Zandt.

Viele dieser Orden wurden später von den Familienangehörigen den Krieger- und Veteranenvereinen übergeben. Es gehört zu deren Aufgaben, diese Erinnerungszeichen samt Urkunden für die Nachwelt zu aufzuheben. Eine beachtliche Sammlung ist auch im Fundus des Historischen Vereins.

Soldat im Adelsstand