Eichstätt
Gelegenes und Ungelegenes

Sammelband mit Beiträgen des Alt-Unipräsidenten Rudolf Mosis

30.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:10 Uhr

Eichstätt (EK) Wer in den 1970er oder frühen 1980er Jahren die Eichstätter Hochschule besuchte, kann sich gut an ihn erinnern: Neben seinen beiden Nachfolgern Nikolaus Lobkowicz und Ruprecht Wimmer war Rudolf Mosis der einzige Präsident der Hochschule, der eine längere Amtszeit als nur ein oder zwei Jahre absolvierte, wenngleich auch er vor deren regulärem Ende zurücktrat.

Wer bei Mosis Theologie studierte und Vorlesungen über das Alte Testament (AT) besuchte, kann jetzt manche der damals gehörten Gedanken nachlesen: in dem Buch „Gelegenes und Ungelegenes“, einem soeben erschienenen Sammelband mit „Biblischen Impulsen aus drei Jahrzehnten“.

\tRudolf Mosis, Jahrgang 1933, kam nach seinem Studium in Freiburg und Rom, wo er auch zum Priester geweiht worden war, sowie in Tübingen im Jahr 1973 an die damalige Eichstätter Gesamthochschule, die er von 1978 bis 1983 als Präsident leitete; an der Erhebung zur Katholischen Universität im Jahr 1980 war er federführend beteiligt. Nach seinem Rücktritt als Präsident nahm er 1986 einen Ruf an die Universität Mainz an, wo er 1998 emeritiert wurde.

\tDer Sammelband „Gelegenes und Ungelegenes“ wurde nun herausgegeben von seinem Schüler Franz Sedlmeier, der heute an der Universität Augsburg Altes Testament unterrichtet. Sedlmeier war ab 1984 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Eichstätter Lehrstuhl für Altes Testament, 1986 wechselte er zusammen mit dem Lehrstuhlinhaber an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Der Band enthält eine Reihe von Vorträgen und Ansprachen von Mosis, darunter Reflexionen und Meditationen, Rundfunkansprachen und Predigtreihen, Vorträge bei Tagungen und Vernissagen, „in denen sich immer auch der Bibeltheologe und Alttestamentler zu Wort meldet und die gegenwärtige Zeit und den in ihr waltenden Geist im Horizont biblischen Denkens zu verstehen sucht“, wie es im Vorwort heißt.

\tViele der chronologisch angeordneten Beiträge entstammen Mosis’ Eichstätter Zeit, so etwa ein Vortrag für den Katholikentag von 1974 unter dem Motto „Wo alles fraglich wird“; 1978 war Mosis vom Bayerischen Rundfunk die Neujahrsansprache „Zum Neuen Jahr“ übertragen worden; ebenfalls auch in diesem Jahr war er wieder beim Katholikentag zu hören, wo er über „Messianische Erwartung als haltende Kraft“ sprach, und zwei Jahre später beim Berliner Katholikentag über die Tempelrede des Jeremia – ein Thema, das auch die damaligen Eichstätter AT-Vorlesungen von Mosis prägte.

Wiederbegegnen kann man nun auch der Predigt „Der siebte Tag – eine Gabe Gottes“, die Mosis zur Fastenzeit 1985 im Rahmen der Predigtreihe von Professoren der Katholischen Universität in Eichstätt hielt – ein meditativer Text, „der die Sinne für die ’geschenkte Zeit’ schärft“ – ob nun des jüdischen Sabbats oder des christlichen Sonntags. Ebenfalls in seiner Eichstätter Zeit hatte Mosis eine Predigtmeditation zum Thema „Christi Himmelfahrt und die Welt des Menschen“ für den Südwestfunk Baden-Baden verfasst, die beispielhaft verdeutlicht, „wie liturgische Feste und Feiern einen Zugang zur menschlichen Existenz in ihrer Tiefendimension eröffnen können“.

Doch auch in einer Zeit, als der frühere Unipräsident längst einem Ruf an die Universität Mainz gefolgt war, blieb er Eichstätt noch verbunden: So führt der Vortrag „Engel – Boten von Gott“ in eine Ausstellung ein, welche die Künstler des „Gestaltungskreises Bayern“ im Februar 1996 in Eichstätt eröffneten.

Insgesamt bietet der Band die reizvolle Möglichkeit, Erinnerungen an die Eichstätter Jahre von Rudolf Mosis aufzufrischen – andererseits aber auch die Spuren des Alt-Unipräsidenten vor und nach seiner Zeit an der Katholischen Universität zu verfolgen.

Rudolf Mosis: Gelegenes und Ungelegenes. Biblische Impulse aus drei Jahrzehnten. Hg. und eingeleitet von Franz Sedlmeier, Echter Verlag Würzburg 2014, 197 Seiten, Preis 16,80 Euro.