Eichstätt
"Geht es überhaupt noch ohne Karte"

Vor 50 Jahren gaben Kreditinstitute erstmals Scheckkarten aus Bargeldlose Zukunft prognostiziert

15.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Keine Münzen klimpern, kein Schein raschelt. Sie hingegen ist schnell gezückt: Die EC-Karte verdrängt nach und nach das Bargeld. Die Scheckkarte, die den Weg der Bargeldlosigkeit ebnete, ist mittlerweile 50 Jahre alt. Auch in Eichstätt macht sich der Trend bemerkbar.

Elfriede Nemrava vom Huthaus Wölfl hat angefangen mit Lastschriftverfahren: Die Karte wird gelesen, der Kunde unterschreibt die Quittung. Das wollte sie dann nicht mehr. "Da sind wir ein paar Mal echt auf die Nase gefallen. Der Hut war weg und wir haben kein Geld bekommen", ärgert sie sich heute noch. Seit etwa zehn Jahren bietet sie bargeldloses Bezahlen mit einem EC-Kartenlesegerät an. Kontaktloses Bezahlen, das dem Kunden einen Kauf von bis zu 25 Euro ohne Eintippen der Pinnummer ermöglicht, möchte sie auch nicht - sie bleibe lieber auf der sicheren Seite. Besonders am Monatsende zahlen die Kunden vermehrt mit Karte, fällt ihr auf.

Unter zehn Euro akzeptiere sie überhaupt keine Karte, erklärt Maria Vecchio vom Edeka "Nah und gut". Denn jede Kartenzahlung sei für sie mit zusätzlichen Kosten verbunden. Weniger als die Hälfte ihrer Kunden kaufe überhaupt mit Karte.

Dabei hätten durch die Nutzung von EC-Karten die Kunden viele Vorteile, so der Pressesprecher der Volksbank-Raiffeisenbank Eichstätt, Albert Buchner. Besonders kontaktloses Bezahlen biete den Kunden mehr Flexibilität.

Auch der Händler profitiert: Bargeldzahlungen seien teurer, erklärt der Pressesprecher der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, Jörg Tiedt. "Der Händler nimmt sich selbst die Chance, wenn er keine Möglichkeit zu bargeldlosem Bezahlen anbietet", ist er überzeugt. Die Bank rate ihren Geschäftskunden, an Dynamik zuzulegen. Grundkosten eines Terminals liegen zwischen 15 bis 18 Euro monatlich. Pro Einkauf müsse man maximal zehn Cent abtreten. Das sei jedoch umsatzabhängig. Das Lastschriftverfahren, das auch Elfriede Nemrava benutzt hat, sei unsicher, bestätigt Tiedt. Die neuen Lesegeräte können direkt auslesen, ob das Konto gedeckt oder die Karte gesperrt ist. "Wir sind in Deutschland leider hinten dran - Bargeld ist ein geliebtes Kind." Trotz dieser Affinität der Deutschen nehme das Zahlen mit Karte zu. Münzen und Scheine seien mit großem logistischen Aufwand verbunden: das Herausgeben von Wechselgeld, Probleme mit Falschgeld und das Aufnehmen der Kasse. Noch dazu sei der Händler auf ein Werttransportunternehmen angewiesen, was sehr teuer sei.

Aber nicht immer darf überhaupt mit Karte gezahlt werden: Eine Ausnahme bilden Lottoscheine. Frank Stachel verzichtet in seinem Tabakladen deshalb auf ein Lesegerät. Würde ein Kunde aber nur Zigaretten kaufen, greife die Regelung nicht mehr. Die Nachfrage nach Zahlen mit EC-Karte sei aber sehr gering. Sollte sie steigen, würde er auch umsteigen.

Im Gegensatz dazu zahlen Oliver Hauggs Kunden überwiegend mit Karte. Dem Optiker seien Banklastschriften zwei Jahre lang "über den Kopf gewachsen". 1998 ist er dann auf einen Kartenleser umgestiegen. Ihm fällt auf: Auch ältere Kunden möchten mit Karte bezahlen. "EC-Karten sind eine Vereinfachung für mich", so Haugg. Seine Kunden haben außerdem die Möglichkeit, bei Einkäufen mit Karte Bonuspunkte zu sammeln. Die sogenannte "City Card Eichstätt" von Pro Eichstätt ist ein Pendant zu Treuepunkten, wie man sie von Supermärkten kennt. Die Nutzung sei aber rückläufig, erklärt Haugg.

Für die Geschäftsführerin des Bekleidungsgeschäfts Pogo, Gerlinde Scheid, hat die Möglichkeit des bargeldlosen Bezahlens schlicht Service-Charakter. Manche ihrer Kunden kämen spontan zu ihr und hätten gar nicht so viel Bargeld bei sich. "Geht es überhaupt noch ohne Karte", scherzt Scheid.