Eichstätt
Gefahr durch Antibiotika

Referentin des ÖPD-Europaabgeordneten sprach über Massentierhaltung Partei plant Austausch mit Landwirten

28.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:35 Uhr

Zu einem Vortrag im Rahmen der ÖPD-Kampagne gegen Massentierhaltung war Angelika Demmerschmidt, Referentin für Kommunikation und Medien des ÖDP-Europaabgeordneten Klaus Buchner, in Eichstätt zu Gast. Der ÖDP-Kreisvorsitzende Klaus Loderer (von links), der Bundestagsdirektkandidat Jakob Sedlmeier und der Stadt- und Kreisrat Willi Reinbold begrüßten sie. - Foto: Loderer

Eichstätt (EK) Über die Gefahren der Massentierhaltung und die steigende Zahl von Antibiotikaresistenzen sprach Angelika Demmerschmidt, Referentin für Kommunikation und Medien des ÖPD-Europaabgeordneten Klaus Buchner, bei ihrem Vortrag in Eichstätt im Wirtshaus "Zum Gutmann". Aus der lebhaften Diskussion danach entstand die Idee, mit Betriebsbesichtigungen einen intensiveren Austausch mit Landwirten in der Region zu pflegen.

Angelika Demmerschmidt leitet die Kampagne "Klaus graust's" gegen Massentierhaltung und multiresistente Keime. Klaus Buchner war von 2003 bis 2010 Bundesvorsitzender der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP). Bei der Europawahl im Mai 2014 wurde der Münchner ins Europäische Parlament gewählt. Er ist dort Mitglied der Fraktion Grüne/Europäische Freie Allianz.

Wie Demmerschmidt in ihrem Vortrag erläuterte, führe die breite Anwendung von Antibiotika in der industriellen Massentierhaltung zu einer steigenden Zahl von multiresistenten Keimen, den sogenannten Krankenhauskeimen (MRSA - Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus). "Multiresistente Keime aus der Landwirtschaft werden in Besorgnis erregendem Ausmaß auf den Menschen übertragen. Dadurch werden unsere Antibiotika zunehmend wirkungslos", sagte Demmerschmidt. Jedes Jahr stürben weltweit - in steigendem Maße - Menschen an Infektionen, weil Antibiotika nicht mehr wirkten. Wenn gegen diesen Umstand nicht schnellstens etwa unternommen werde, könnten nach einer Studie des Universitätsklinikums Berliner Charité im Jahr 2050 weltweit mehr Menschen an Antibiotikaresistenzen sterben als an Krebs. Das wäre laut Demmerschmidts Einschätzung die Rückkehr ins medizinische Mittelalter. In der Massentierhaltung würden große Mengen Antibiotika vorbeugend eingesetzt, führte die Referentin weiter aus. Wegen der nicht artgerechten Tierhaltung würden die Tiere ansonsten krank werden. Die dadurch entstehenden multiresistenten Keime gelangten über die Gülle auf die Felder und damit auch ins Grundwasser. Ein Mensch, der mit dem Keim besiedelt sei, zeige in der Regel keine Krankheitssymptome. Übertrage er jedoch diesen Keim auf einen kranken oder geschwächten Menschen, führten solche Infektionen immer häufiger zu Multiorganversagen mit Todesfolge. Aus Demmerschmidts Sicht verschließen die verantwortlichen Politiker bei diesem Problem die Augen und unternehmen viel zu wenig. Gründe dafür seien Ahnungslosigkeit oder Sorge um Wirtschaft und Arbeitsplätze in der jeweiligen Region. "Mitteilungen, nach denen der Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft verringert wurde, sind irreführend", sagte Demmerschmidt. Demmerschmidt wies auf die Warnungen des Europaabgeordneten hin, dass durch die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA weitere Millionen Tonnen billiges Massenfleisch aus industrialisierter Tierhaltung auf den europäischen Markt kämen.

Die Referentin unterstrich, dass Buchner ein Umdenken in Politik und Gesellschaft fordere. "Wir müssen wegkommen von der industriellen Landwirtschaft", sagte die Referentin. Als Sofortmaßnahme müsse es ein Verbot von Reserve-Antibiotika in der industriellen Massentierhaltung geben. Antibiotika dürften nicht vorbeugend an gesunde Tiere verabreicht werden. "Stattdessen müssen wir zurückkehren zu einer artgerechten Tierhaltung auf Weiden." Letztendlich müsse die Massentierhaltung in ihrer jetzigen Form abgeschafft werden.

Im Anschluss des Vortrags kam es zu einer kontroversen Diskussion. Vertreter aus der Landwirtschaft saßen im Publikum und zeigten ihren Standpunkt auf. Die Zeit reichte aber für den Redebedarf bei Weitem nicht aus. Daher erwägt der Vorstand der ÖDP Eichstätt, das Gespräch mit den Landwirten weiter zu suchen. In diesem Zusammenhang will die ÖDP Betriebsbesichtigungen konventioneller und biologischer Landwirte im Landkreis organisieren.