Eichstätt
Furcht vor der Falle

Eichstätter Veranstalter bemühen sich bei einer "Bestandsaufnahme" um eine Neuauflage der Kulturtage im Jahr 2016

13.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:41 Uhr

Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Die Oberbayerischen Kulturtage 2012 – im Bild ein Blick aufs Giardini-Projekt im Wiesergarten – löste bei vielen Eichstättern regelrechte Euphorie aus, und die Kulturtage erlebten zwei Neuauflagen. Ob es 2016 weitergeht, machen die Kulturschaffenden nun von der Einführung eines hauptamtlichen Organisators abhängig. Arch - foto: Fehr

Eichstätt (EK) Wird das jetzt noch was mit Eichstätter Kulturtagen 2016? Bei einem Treffen von knapp 20 Kulturschaffenden am Montagabend blieb die Frage ungeklärt. Die Bedingung der verschiedenen Veranstalter: Die Stadt muss erst einmal – und zwar sofort – eine Halbtagsstelle dafür schaffen.

Immerhin konnten sich die Teilnehmer des Treffens neben dieser zentralen Forderung mit Müh und Not noch auf zwei denkbare Veranstaltungswochenenden einigen: Im städtischen Kalender werden der 10. bis 12. Juni sowie der 16. bis 18. Juli 2016 für etwaige Kulturtage reserviert. Der städtische Kulturbeauftragte Günther Köppel, der zu dem Treffen als einer Art „Bestandsaufnahme“ ins Foyer des alten Stadttheaters eingeladen hatte, wird nun in der nächsten Stadtratssitzung die halbe Stelle des Kulturtage-Organisators offiziell beantragen. Der sollte zum 1. Januar sein Amt antreten. Eile tut freilich not, denn die „Abgabefrist“ für Haushaltswünsche läuft gerade ab – und Haushaltsausschuss-Mitglied Willi Reinbold (ÖDP) zeigte sich skeptisch: „Das wird extremst knapp – selbst wenn der Stadtrat bereit ist, darüber schon in der nächsten Sitzung zu entscheiden.“

Köppel, der sich eindeutig hinter die Forderung nach einem „Profi“ in Halbtagsanstellung stellte, zeigte sich beeindruckt von den vielen Kulturanbietern, die an Kulturtagen grundsätzliches Interesse haben: Das Spektrum reichte dabei vom Kammerorchester bis zur Altmühlnet-Jugend, vom Muke e. V. (Akkufish) bis zu MuT e.V. „Sie alle hier zeigen überzeugend, dass das Interesse an den Kulturtagen lebt. Die argumentative Grundlage ist hier ganz klar gegeben.“ Das werde er auch dem Stadtrat so vermitteln.

Freude löste er mit diesem Lob allerdings nicht aus – vielmehr einen mittleren Wutanfall von Theaterproduzent Florian Schmidt, der sich, zuletzt mit Tränen in den Augen, empörte: „Wie oft müssen sich Kulturschaffende in dieser Stadt beweisen, bis irgendwas passiert? Seit 18 Jahren müssen wir uns jedes Jahr aufs Neue beweisen. Jetzt seid ihr mal dran, uns entgegenzukommen.“

Bürgermeisterin Claudia Grund, die den Part der Moderation des Abends übernommen hatte, hatte da viel zu tun, und ihr ursprüngliches Konzept ging ohnehin nicht auf. Sie wollte gerne sammeln, was denn im Falle von Kulturtagen 2016 an konkreten Angeboten zu erwarten sei – aber die Veranstalter hielten mit ihren Plänen hinterm Berg und wollten ausschließlich die Personalfrage geklärt haben. Ihre Sorge: Wenn erst einmal ein Programm in Grundzügen stehe, werde die Stadt wie in den Vorjahren versuchen, die Sache ohne hauptamtlichen Betreuer abzuwickeln. Tom Muhr (Bezirksjugendring) warnte: „Wir dürfen nicht in die Falle tappen.“

Stefan Hanauska von der Altmühlnet-Jugend sagte: „Wir tragen diese Personalfrage Jahr für Jahr vor uns her. Wenn wir jetzt keine hauptamtliche Struktur hinbekommen, brauchen wir uns gar keine Gedanken zu machen.“ Willi Reinbold wiederum mahnte, nicht erst über die Finanzen zu reden, sondern übers Programm. Tom Muhr vom Bezirksjugendring sah da wiederum „das Pferd von hinten aufgezäumt.“ Und so ging das hin und her. Das ständig wiederkehrende Zitat des Abends lautete: „Wir drehen uns im Kreis.“ Am Ende gab’s: keine konkreten Informationen für ein Programm, keine konkreten Ideen für einen Veranstaltungsort, kein klares Meinungsbild, ob es reine Jugendkulturtage sein sollen oder Kulturtage für Groß und Klein. Immerhin so viel: Es sollte wieder ein zentrales Wochenende als Kern-Element geben. Der weitere zeitliche Rahmen blieb völlig offen. Wie schwierig es ist, diskussionsfreudige Kulturschaffende unter einen Hut zu bringen, zeigte sich schon bei der Suche nach dem zentralen Wochenende. Bedenken zuhauf: Die reichten vom frühen Semesterschluss Mitte Juli (keine Studenten mehr verfügbar) bis zum Ramadan. Der Ramadan? Da könnten moslemische Flüchtlinge erst nach Einbruch der Dunkelheit mitfeiern.