Eichstätt
Frauen in der Kunst

Ausstellung in der ehemaligen Johanniskirche zeigt Werke von Künstlerinnen aus der Region

09.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

Über die Schwierigkeiten, die Frauen in der Kunst haben, diskutierten Ekin Deligöz, Li Portenlänger und Beatrix Müller (oben, von links) sowie Agnes Krumwiede und Manuela Knipp-Lillich (unten, von links) bei der Eröffnung der Künstlerinnenausstellung in der ehemaligen Johanniskirche - Fotos: fmz

Eichstätt (EK) Eine bunte Sammlung völlig unterschiedlicher Kunstwerke ist derzeit in der ehemaligen Johanniskirche zu sehen. Eines haben sie allerdings alle gemeinsam: Sie wurden von Frauen gestaltet. Am Sonntag wurde die Ausstellung „Frauen in der Kunst“ eröffnet.

Es ist kurz vor 18 Uhr und immer mehr Menschen betreten an diesem Sonntagabend eilig die ehemalige Johanniskirche am Eichstätter Domplatz. Alle, bis auf einen. Ein älterer Mann hält an der Türschwelle kurz inne und fragt vor dem Betreten sicherheitshalber seine Frau: „Dürfen Männer hier überhaupt rein“ Die leicht ungeduldige Antwort: „Natürlich“.

Tatsächlich ist das Publikum bei der Vernissage zur Ausstellung „Frauen in der Kunst“ bunt gemischt. Frauen wie Männer, Senioren wie Jugendliche sind gekommen, um die Arbeiten von insgesamt sieben Künstlerinnen zu begutachten. Arbeiten, die im Übrigen so unterschiedlich sind wie die Frauen selbst: Von Malerei über Fotografie bis hin zu Holzschnitten, Lithografie und Installationskunst reicht die Palette der präsentierten Werke.

Während die Besucher noch damit beschäftigt sind, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, klopft Manuela Knipp-Lillich bereits sachte ans Mikrofon. Die Grünen-Kreisvorsitzende hatte die Idee zu der Ausstellung und sie ist es nun auch, die den Beginn der damit verbundenen Diskussionsrunde zum Thema „Leben von der Kunst – ein Kunst-Stück“ einläutet.

Für die Moderation hat der Kreisverband auf hochkarätige Unterstützung zurückgegriffen: Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Ekin Deligöz, ist zur Ausstellungseröffnung gekommen, um dem Ruf nach mehr Anerkennung für Frauen in der Kunst Nachdruck zu verleihen. „Wenn man Frauen Türen verschließt, öffnen sie Fenster“, erklärt sie mit Verweis auf die vielfach unterschätzten Fähigkeiten des weiblichen Geschlechts.

Es ist ein Bild, das an diesem Abend noch des Öfteren bemüht werden wird, schließlich bekommen laut Deligöz Frauen immer noch 23 Prozent weniger Lohn als Männer – und das bei gleicher Ausbildung.

In dieselbe Richtung geht auch die Kritik von Agnes Krumwiede, Bundestagsabgeordnete der Grünen. Sie hat nicht nur fünf ihrer eigenen Bilder für die Ausstellung zur Verfügung gestellt, sondern auch eine klare Meinung zum Thema: „In der Kunst verdienen Frauen nicht nur weniger als Männer, sondern sie werden auch seltener ausgestellt und sind in Führungspositionen unterrepräsentiert. Das darf nicht sein. Wir brauchen mehr Wertschätzung für die Künstlerinnen.“ Erreicht werden könnte das unter anderem durch eine Frauenquote für den Kulturbetrieb sowie eine Ausweitung von Stipendienprogrammen, regt Agnes Krumwiede an.

Entsprechend der Ankündigung, dass es eine Ausstellung von Frauen sei, die etwas zu sagen haben, nutzen neben den politischen Vertreterinnen auch die anwesenden Künstlerinnen die Gelegenheit, sich zu Wort zu melden. So moniert etwa Karin Roth, dass das Interesse an Kunst generell immer weniger werde. „Die Leute interessieren sich mittlerweile eher für schnelllebige Dinge. Nicht umsonst sind Drucke von Ikea so beliebt“, sagt die Malerin. Und Beatrix Müller erklärt: „Kunst ist für mich die Möglichkeit, herauszufinden, ob ich die Welt verstehe.“

Wie wichtig es für die Frauen ist, sich künstlerisch ausdrücken zu können, wird auch deutlich, als das Gespräch auf Katharina Hormann kommt. Zwar ist sie nicht persönlich bei der Vernissage anwesend, doch sind ihre Bilder für die Ausstellung von zentraler Bedeutung. Hormann leidet am Down-Syndrom und arbeitet im Heilpädagogischen Centrum Augustinum in Oberschleißheim als Künstlerin. Dass ihre Werke in Eichstätt zu sehen sind, sei schon alleine deshalb erfreulich, weil damit dem Inklusionsgedanken Rechnung getragen werde, betont Knipp-Lillich. „Das ist aktive Teilhabe.“

Wer sich die Werke von Kerstin Hermann, Li Portenlänger, Karin Roth, Katharina Hormann, Beatrix Müller, Bärbl Steidl und Agnes Krumwiede ansehen möchte, hat dazu die ganze Woche über Gelegenheit. Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet.