Eichstätt
Flucht und Asyl beherrschende Themen

Jugendaustausch mit Jordanien – KSJ bietet Programm zu Ökologie und Kultur

03.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

16 Jugendliche aus Jordanien waren bei der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) in Eichstätt zu Besuch. Sie wurden auch von Oberbürgermeister Andreas Steppberger und der stellvertretenden Landrätin, Tanja Schorer-Dremel, empfangen - Fotos: ksr

Eichstätt (EK) 16 Jugendliche aus Jordanien waren für sieben Tage zu Besuch in Deutschland. Vermittelt hatte den Besuch die Deutsch-Jordanische Gesellschaft, aufgenommen wurden sie von der Eichstätter Stadtgruppe der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ).

Deren Mitglieder hatten ein buntes Programm auf die Beine gestellt und die Jordanier zum Teil sogar in ihren Familien aufgenommen. „Die Kommunikation läuft sehr gut“, erzählt Christoph Maurer, Präses und Gemeindereferent mit Schwerpunkt Jugend und einer der beiden Hauptorganisatoren auf deutscher Seite. „Einige können Deutsch, aber alle Jordanier sprechen auch ein sehr gutes Englisch“. Zweiter Hauptverantwortlicher ist Marco Böhm, Jugendreferent der KSJ. Sie sind zufrieden, denn neben den Aktionen hat auch die Aufnahme in den Familien sehr gut geklappt.

Schon der zehnte Austausch findet dieses Jahr statt. Getragen wird er von der Deutsch-Jordanischen Gesellschaft, deren Präsident, Helmut Hensele aus Buxheim, mit unterwegs ist. Immer abwechselnd haben sich die deutschen und jordanischen Jugendlichen in ihrer Heimat besucht.

Auf jordanischer Seite ist Hazem Natsheh als Gruppenleiter dabei. Er kennt Deutschland schon sehr gut, denn er war selbst über ein Jahr hier. Nach seinen Erfahrungen 2008/09 in Deutschland hat Hensele ihn angesprochen, ob er nicht mitmachen möchte – und das wollte er. Im Jahr darauf hat er so seinen ersten Austausch organisiert, und im letzten Jahr bekam er dann Besuch von der deutschen Jugendgruppe.

Von der KSJ ist er sehr begeistert. „Der Austausch lief noch besser als erwartet“, schwärmt er. „Sie sind sehr gut organisiert und wissen, was sie tun.“ Viele der Deutschen waren schon in Jordanien und können vergleichen. Sein Ziel ist es nämlich, neue Ideen mit nach Hause zu nehmen. Schwerpunktthemen des diesjährigen Austauschs sind der religiöse Dialog, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Tourismus. Dazu gab es schon reichlich Aktionen. In Ingolstadt bekamen sie in der AUDI einen Vortrag über die dortigen Karrierechancen und haben sich auch die Müllverwertungsanlage angesehen, „denn in Jordanien gibt es so etwas nicht“, erzählt Lorenz Fieger, Geschäftsführer der KSJ.

Das Schloss Neuschwanstein haben sie besichtigt und sind von dort weiter nach Garmisch gefahren, wo sie durch die Partnachklamm gewandert sind. „Das hat ihnen sehr gefallen, sie waren aber auch froh, als wir es geschafft hatten“, erzählt Franziska Breitenhuber, Diözesanleiterin der Stadtgruppe der KSJ. Das Deutsche Museum stand dann während ihres Besuchs in München auf dem Programm und am Abend das Fußballspiel des FC Bayern gegen Leverkusen. Auf dem Ausflug nach Nürnberg haben sie das Dokumentationszentrum auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände besucht.

Am vergangenen Dienstag ging des um Flüchtlinge. „Flucht ist ein großes Thema in Jordanien, wo zehn Prozent der Bevölkerung Flüchtlinge sind“, erklärt Hensele. Simon Kolbe, Asylsozialbetreuer in Eichstätt, der selbst lange in Jordanien gelebt hat, führte die Gruppe durch die Erstaufnahmeeinrichtung in der ehemaligen Maria-Ward-Realschule. Vor allem die jordanischen Besucher waren sehr interessiert, sie fragten nach Chancen auf Asyl, woher die Asylbewerber kommen. Das Thema Asyl stand auch bei einem Treffen im Rathaus der Stadt Eichstätt mit Oberbürgermeister Andreas Steppberger und der stellvertretenden Landrätin Tanja Schorer-Dremel auf dem Programm. Es ging um die Aufgabe, Flüchtling unterzubringen und ihnen Chancen zu geben. Steppberger erzählte, wie gut das in Eichstätt läuft und was für eine große Aufgabe auf die Stadt zukommt. Die Jordanier können zustimmen, sind die Herausforderungen doch überall die gleichen. Nur eines, sagen sie, gibt es bei ihnen im Gegensatz zu Deutschland nicht: den Hass auf die Fremden. „Doch gerade deshalb ist dieser Austausch sehr wichtig“, erklärt Hensele. Man müsse die anderen Menschen und Kulturen kennenlernen.

Und das haben sie: die bayerische Kultur wohl vor allem auf dem Eichstätter Volksfest. „Die Teilnehmer des Austauschs können 'Schatzi, schick mir ein Foto' schon auswendig“, erzählt Steffen Lechermann, Mitglied der KSJ.

Am Mittwochabend, dem letzten Tag des Aufenthalts, wurde noch einmal gemeinsam gekocht und gegessen. Ein Teil der Gruppe fuhr wieder nach Hause, für einige andere Teilnehmer ging es nach Salzburg. Und die Deutschen freuen sich schon jetzt auf den Gegenbesuch.