Eichstätt
Auf Risikobewertung achten

Wie Banken in Niedrigzinsphasen beraten - auch unter ethischen Gesichtspunkten

05.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Nicht nur mit hohen Renditen, sondern auch sicher angelegt werden sollen Gelder - das ist der Wunsch von Bankern wie Vorstandsmitglied Wolfgang Gebhard und Regionalleiter Thomas Bauer von der VR-Bank Bayern Mitte (unten, rechts). - Fotos: Schneider/Getty Images

Eichstätt (EK) Welche Anlageformen vermitteln Banken in der Niedrigzinsphase? Und gibt es ethische Prinzipien bei der Anlageberatung? Wir haben uns mit zwei Genossenschaftsbankern unterhalten.

Zehn Prozent Rendite in Zeiten des Niedrigzinses - wie bei den Immobiliendarlehen, die im Zuge des Finanzskandals des Bistums nun ans Licht kamen? "Da muss das Risiko aus den Augen tropfen", sagt Wolfgang Gebhard bei einem Pressegespräch mit unserer Zeitung. Gebhard ist Mitglied des Vorstands der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern Mitte eG. Man würde den Kunden gerne solche Angebote machen, ergänzt Regionalleiter Thomas Bauer. So viel gibt aber ein seriöser Markt nicht her. Zinsen auf normale Sparkonten bewegen sich da eher im 0,0-Prozentbereich. Will man etwas mehr haben, braucht es nach Ansicht der Genossenschaftsbanker schon eher Fondsanlagen. Und dazu raten die Bankangestellten - auch unter ethischen Gesichtspunkten.

"Das ist ein breiter Begriff", sagt Gebhard. Aber, man achte "in gewissem Maß" darauf, dass man bei den anzubietenden Produkten etwa die Rüstungsindustrie oder Spekulationen auf Nahrungsmittel außen vor lasse. "Das ist uns als Bank auch wichtig", sagt Regionalleiter Bauer. Man könne es aber "nicht gänzlich ausschließen", schiebt Gebhard nach. Prüfungen "bis in die letzte Ecke" könne man als Bank nicht vornehmen. Dennoch stelle man fest, dass die Nachfrage nach moralisch vertretbaren Fonds steige. Vor allem, so Gebhard, bei Menschen, die vielleicht mehr Geld anzulegen haben. Ebenso werde das Interesse nach so genannten Mikrofinanzanlagen mehr. Das sind Kleinstdarlehen für Menschen in Entwicklungsländern; dabei geht es laut Gebhard um vielleicht 1000 bis 2000 Dollar. Dabei sei die Rendite zwar nicht so hoch, aber man betreibe so als Anleger "Entwicklungshilfe mit überschaubarem Risiko". Die Bewertung und Auswahl der Produkte für das Anlageportfolio der Genossenschaftsbank übernimmt übrigens eine eigene Expertengruppe im Haus. So müssten sich die Berater draußen in den Geschäftsstellen nicht explizit in jeden Fonds im Detail hineinfimmeln. Aber es sei wichtig, sagen zu können: "Hinter diesem Konzept können wir auch als Bank stehen." Und nur die bewerteten Anlageformen würden die Mitarbeiter dann auch aktiv verkaufen. Wer mit Vorschlägen kommt, bekomme sie - aber dann eben auf eigenes Risiko, sagen Bauer und Gebhard.

"Wir als Bank achten auch auf die Risikobewertung", betont Gebhard. Man sei gerade als Genossenschaftsbank den Menschen in der Region verpflichtet und wolle da entsprechend agieren. "Wir legen auch nicht in ausländischen Währungen an." Dennoch müsse man sich gerade in der Niedrigzinsphase relativ breit aufstellen - und trotzdem Kontrollmechanismen bewahren. So fielen Entscheidungen über neue Anlagen der Bank immer im Sechs-Augen-Prinzip, zudem sind weitere Instanzen zwischengeschaltet. Bei der Bank sind also Operative und Aufsicht streng getrennt.