Eichstätt
Felsenkrabbler auf der Willibaldsburg

Erstmals Deutsche Meisterschaften im Rockcrawling in Eichstätt

28.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Foto: Jürgen Knopp

Eichstätt (EK) In Deutschland zählt es eher zu den allerexotischsten Randsportarten – Rockcrawling, übersetzt Felskrabbeln. Entsprechend überschaubar ist die Szene, die dick bereifte Modellgefährte über steilstes Gelände jagt.

In Eichstätt wurden nun die Deutschen Meisterschaften ausgetragen. Genauer gesagt handelte es sich hierbei um den Supercrawl 2015, der in den drei Jahren zuvor in Dortmund stattgefunden hatte. Heuer waren rund 50 Bastler dieser ferngesteuerten Mini-Monstertrucks aus dem gesamten Bundesgebiet – sogar bis aus Rostock – zum felsigen Areal am Fuße der Eichstätter Willibaldsburg gepilgert. Das lag wohl nicht zuletzt daran, dass Veranstalter Andreas Heinzinger aus der Nähe, aus Scheyern, kommt, und das Gelände schon öfter Schauplatz von Trainings- und Qualifikationsläufen war.

Diesmal also der Supercrawl, der Höhepunkt des Jahres für die Modellbau-Enthusiasten: höchste Konzentration, wenn es darum geht, einen der Kurse mit nahezu unmöglichen Steigungen zu bewältigen. „Ein paar Rücks“ habe er gehabt, räumt Christian Mäding aus Bad Säckingen ein. Rückwärtsfahren gibt Minuspunkte. Ein Parcours hat zehn „Gates“ (Tore), die durchfahren werden müssen. Berührt man eines dieser Tore, ist das schon fast „tödlich“, so der amtierende Deutsche Meister, Timo Kaiser aus Nördlingen: Das gibt nämlich satte zehn Miese, wohingegen es beim „Rollover“, beim Überschlag, nur fünf sind. Alles wird streng beäugt von „Judges“ (Schiedsrichtern), die jede Verfehlung gewissenhaft notieren.

Nicht nur die Begriffe, auch die Regeln wurden aus den USA übernommen, wo Rockcrawling ziemlich populär ist. So sind beispielsweise die Maße der Crawler weitestgehend festgelegt. Angetrieben werden sie an Vorder- und Hinterachse von je einem Elektromotor. Die einzelnen Komponenten gibt es bei spezialisierten Herstellern zu kaufen, der Rest ist Marke Eigenbau. „Für die Modellbauindustrie sind wir uninteressant“, erklärt Timo Kaiser, weil es in ganz Deutschland allenfalls um die 80 von seiner Sorte gebe, die diesem Hobby frönen. Nachdem Abstürze aus steiler Wand an der Tagesordnung sind, müssen die Karossen natürlich extrem stabil sein. Entsprechend kommen hier überwiegend Titan und Carbon zum Einsatz. Und in den dicken Reifen befindet sich keine Luft, sondern Schaumstoff – je nach Herausforderung in verschiedenen Härtegraden. Kostenpunkt für solch ein Auto? „Mit 1500 Euro muss man schon rechnen, eher 1800“, so Andreas Heinzinger. Nach oben sei dann aber immer noch genügend Luft.

Ein Blick in die Runde genügt, um festzustellen, dass Rockcrawling eher eine Männerdomäne ist. Aber nur fast: Christina aus Solingen, die ihren Nachnamen nicht verraten will, ist eine von vier Frauen, die hier mitmischen. Die 55-Jährige mit Sonnenhut dankt dem „Crawlerwettergott“ für die guten Bedingungen und lobt den „schönen Naturstein“ hier unterhalb der Burg. Selbstverständlich werde sie von den männlichen Kollegen ernst genommen, betont sie: „Das sind echt gute Kerle.“ Und was die sportlichen Ziele angeht, „lande ich sicher unter den ersten drei – bei den Frauen“.