Eichstätt
"Es geht um Sexualität, Gesundheit und Aids"

Eine Wanderausstellung nicht nur für Geflüchtete ist derzeit an der Katholischen Universität in Eichstätt zu sehen

21.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Die richtige Verwendung von Kondomen zur Verhütung ist ein Thema während der Führungen. - Fotos: Abuter Grebe

Eichstätt (EK) Der Raum ist gefüllt mit Frauen und Männern. Sie diskutieren über Fragen wie: Wie wird Aids übertragen? Welche Verhütungsmethoden gibt es? Was bedeutet Menschenwürde? Der Titel der Ausstellung "Leben. Lieben. Mensch sein." ist gut gewählt, denn diese drei Verben verbinden alle.

Parallel zur aktuell laufenden Sommerschule der Tun.Starthilfe (wir berichteten) geht es in eine weitere Runde von "Only Human. Leben. Lieben. Mensch sein." Eine Gruppe von Teilnehmern der Sommerakademie und Mitarbeiter des Amts für Soziales der Stadt Ingolstadt sind an diesem Tag in der Universität zusammengekommen, um über Themen zu reden, die sehr persönlich sind. "Es geht um Sexualität, Gesundheit und Aids", erklärt Simone Leneis, Mitarbeiterin des Zentrums für Flucht und Migration.

Im Auftrag der Erzdiözese München und Freising schuf die Caritas und ihre psychosoziale Aids-Beratungsstelle eine informative Galerie, um den - laut Caritas - großen Bedarf an Aufklärung für Menschen mit Fluchterfahrung zu decken. Seit der Eröffnung am 13. März in München zieht die Ausstellung umher. Dass sie jetzt 14 Tage lang in Eichstätt gezeigt wird, hängt maßgeblich mit der guten Beziehung zwischen der Erzdiözese und dem Zentrum für Flucht und Migration an der Katholischen Universität zusammen.

Die Führungen sind großteils geschlechtergetrennt. Denn, wie Simone Leneis erklärt, sei es für beide Parteien, sowohl für den Erklärenden als auch für die Zuhörer, schwierig, dem anderen Geschlecht etwas über derart intime Angelegenheiten zu erzählen. Es sei einfacher, sich zum gleichen Geschlecht Zugang zu verschaffen und die Hemmschwelle zu brechen.

Beim Erstellen der Ausstellung gab es "Kontroversen, gerade wegen der Verhütung", sagt Simone Leneis. Trotzdem sei das gesamte Projekt mitsamt Inhalt von allen Veranstaltern abgesegnet. Der zentrale Wunsch der Erzdiözese sei es, den Geflüchteten Rollenbilder von Mann und Frau in das Bewusstsein zu bringen.

So diskutieren die Besucher beispielsweise über Liebe und wo man es fühlt, wenn man verliebt ist. Dabei sind die Meinungen anfangs unterschiedlich. Ein Mann legt die Hand auf sein Herz, eine Frau auf den Bauch. Als ein junger Mann "überall" antwortet, stimmen die anderen Besucher zu.

Die Ausstellung ist in verschiedene Stationen aufgeteilt: es wird über Werte, Würde, Beziehung, Verhütungsmittel, Sexualhygiene und -gesundheit für Mann und Frau aufgeklärt. Dabei ist die Sprachbarriere kein Problem. In der Gruppe ist zum Beispiel ein Lehrer anwesend, der das Gesagte auch in Dari, ein persischer Dialekt, übersetzt. Die Informationen sind in den verschiedensten Sprachen auf die Wand geschrieben, damit wirklich jeder dem Inhalt folgen kann. In interaktiven Spiel- und Lernstationen können die Besucher ihr Wissen testen. Außerdem können sie ein spezielles Maßband mitnehmen, um die Größe des benötigten Kondoms auszumessen. Die Ausstellung wird auch von einer Umfrage begleitet, mit der die Veranstalter erfahren wollen, ob die Besucher "die Botschaft gut verstehen". Laut Dorothea Dechau, einer Mitarbeiterin des Zentrums für Flucht und Migration, möchte man anhand der Umfrage auch erfahren, ob eine "Akzeptanz da ist" und ob "etwas fehlt". Die Caritas ist "offen für Vorschläge", so Leneis.

Wer die Ausstellung im KGE 005 der Katholischen Universität (Ostenstraße 26) besuchen will, kann sich unter E-Mail onlyhuman@ku.de anmelden. Sie läuft noch bis zum 29. August.