Eichstätt
Entzücken und Staunen

Sechs Eichstätter Chöre musizieren bei Benefizabend im Alten Stadttheater auf hohem musikalischen Niveau

22.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Am Schluss des Chorabends im Alten Stadttheater versammelten sich alle Mitwirkenden auf der Bühne, um gemeinsam zu singen. - Foto: Mayer

Eichstätt (EK) Es war ein imponierendes Schlussbild, das sich am Freitagabend auf der Bühne des Alten Stadttheaters darbot. Mehr als 150 Sänger und Sängerinnen aus Eichstätter Chören hatten sich zum Abschlussgesang versammelt, um gemeinsam für Frieden und Freiheit zu singen.

Zuvor hatten sechs Eichstätter gemischte Chöre in ungefähr 20 Minuten dauernden Einzelbeiträgen das Publikum in Entzücken und Staunen versetzt. Dabei waren einige überrascht von der musikalischen Vielfalt und Bandbreite, die das Chorwesen in Eichstätt bietet.

Vorneweg: Alle Chöre sangen bei diesem Benefizkonzert unentgeltlich. Sie spendeten ihre Gage für kulturelle oder soziale Zwecke. Wenn der "leibgewordene Klingelbeutel der Stadt Eichstätt", so Bruder Barnabas beim Starkbieranstich 2016 über Organisator Bert Lina, ruft, dann ist es ja inzwischen fast eine Selbstverständlichkeit, dass viele Menschen ihre soziale Ader entfalten.

Zunächst betrat Chorisma unter Leitung von Klaus Bucka die Bühne und startete mit italienischen und deutschen Rock- und Pop-Songs in das abendfüllende Programm. Ob beim Celentano-Klassiker "Azzurro", Maffays "Über sieben Brücken musst du gehen", dem Nena-Song "Wunder gescheh'n" oder Klaus Lages "1000 und 1 Nacht" - nicht nur beim letzten Song hatte es bei den Zuhörern "Zoom" gemacht.

In die Welt der christlich-spirituellen Chormusik entführte "mittendrin" unter Leitung von Regina Michl. Mit einer kleinen Begleitcombo schaffte es der Chor, die Begeisterung für neue geistliche Lieder, für Gospel- oder Musicalmelodien wie "I will follow him", "Morning has broken", "Let my people go" oder "Wohin sonst" in den Saal zu transportieren.

Auf einem sehr hohen musikalischen Niveau bewegt sich "Crescendo" von Volker Hagemann. Für viele Zuhörer, die den Chor zum ersten Mal hörten, mag es durchaus ein faszinierendes Erlebnis gewesen sein, Chorstücke von Esenvalds (Magnificat) oder Eric Whitacre (Sleep) so sauber und intonationssicher dargeboten zu bekommen. Diejenigen, die den Chor von den Konzerten aus der Erlöserkirche kennen, waren fast ein wenig überrascht, dass Volker Hagemann dieses Mal auch traditionelles Liedgut ("In einem kühlen Grunde") auswählte und mit dem Lied "Es führt über den Main" , dessen Satz von Christian Heiß stammt, die Verbindung zu seiner - neuen - fränkischen Heimat herstellte. Das Abendlied von Joseph Rheinberger war die Krönung eines äußerst gelungenen Auftritts.

Angesichts des für das Publikum womöglich etwas schwer verdaulichen Programms erklärte der Kammerchor der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt unter Leitung von Nico Schneidereit, dass in diesem Semester eine CD-Aufnahme des Musikdidaktik-Lehrstuhls zum KU-Rahmenthema "Flucht und Vertreibung" geplant ist. Von daher stehen Kompositionen auf dem Programm, die allesamt um dieses Sujet kreisen. Die Komponisten der Werke seien alle aus persönlicher Betroffenheit und Erlebnissen mit Flucht und Vertreibung konfrontiert gewesen. Bennos Zieglers "Ave Maria" zum Beispiel entstand, als er nach der Machtübergabe an die Staatsbibliothek Bamberg denunziert und in den Ruhestand versetzt wurde, da er infolge des Reichstagsbrands in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 die Aussage tätigte, dass "dieser Hitler doch ein größenwahnsinniger Idiot" sei. Von daher waren die Gesänge in ihrer Interpretation von ihrem musikalischen Gehalt sehr eindrucksvoll und aussagekräftig etikettiert.

Danach ging es wieder sehr melodiös bei "Ton ab" weiter. Der Wasserzeller Chor unter Leitung von Susanna Edelmann durchwanderte die kreative Welt von weltbekannten Songs. Das waren rhythmisch schwungvolle Lieder wie das brasilianische "El ritmo de la Noche" oder "Top of the world" genauso wie der ruhige und bewegende Folksong "Sally Garden" oder die Ballade von Simon & Garfunkel "The Sound of Silence": eine wunderbar eigenwillige Chorkomposition von Mark Haynes.

Den Schlusspunkt durfte "EI-Vox" setzen. Dabei griff das Ensemble unter der Leitung von Jörg Edelmann auf Stücke aus dem jüngsten Konzertprogramm im März zurück. Von der ersten bis zur letzten Note begeisterte das neunköpfige Ensemble das Publikum. Mit ausgefeilten Choreographien wurden die Stücke auch optisch zum Hingucker. Beim Song "Im Harem sitzen heulend die Eunuchen" schmerzverzerrt die Kastraten zu imitieren, dabei beim Singen die Spannung zu halten und eine Stimme in einem komplexen Chorsatz im Griff zu haben - darin zeigte sich das Können von EI-Vox. Nicht nur beim Gerhard-Winkler-Potpourri mit bekannten Evergreen-Melodien, auch ruhigere Stücke wie "Solang man Träume noch leben kann", gesungen mit viel Dynamik und mit vokaler Percussion, scheinen die Stimmakrobaten scheinbar mühelos zu bewältigen.