Eichstätt
Entlastung angemahnt

Vertreter des BLLV sprechen mit Landtagsabgeordneten Schorer-Dremel und Gottstein

31.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:44 Uhr

Besprachen aktuelle Probleme: Karin Leibl (BLLV Oberbayern), Maria Lehmeier, Florian Rieß (BLLV Eichstätt), Tanja Schorer-Dremel, Eva Gottstein, Marion Ostermeier (BLLV Eichstätt). - Foto: Reichmeyer

Eichstätt (brp) Dass Schulleiter an Grund- und Mittelschulen immer mehr Aufgabengebiete aufgebürdet bekamen, war der Tenor bei einem Gespräch des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes (BLLV) mit den Landtagsabgeordneten Tanja Schorer-Dremel (CSU) und Eva Gottstein (FW).

Die zu leistende Unterrichtsstundenzahl sei seit vielen Jahren konstant, die Aufgaben in Leitung und Verwaltung dagegen immer umfangreicher geworden - ohne dass es hierfür sogenannte Anrechnungsstunden gäbe. Schulleiter müssten beispielsweise seit einigen Jahren die dienstliche Beurteilung ihrer Lehrkräfte durchführen, hätten oft an mehreren Schulstandorten präsent zu sein oder führten am Nachmittag als Betreiber einer offenen Ganztagsschule mit Caterern und Fremdpersonal quasi als Arbeitgeber und Hausmeister in Doppelfunktion einen mittelständischen Betrieb.

Dies seien nur wenige der Zusatzbelastungen, die es früher einfach nicht gegeben habe. Ein Leiter einer Schule bis 180 Kinder erhält für diese Aufgaben sieben "Freistunden" und hat keinen Konrektor als Hilfe. Schorer-Dremels Ansatzpunkt für die Lösung ist: Der Schulleiter muss keine Klassleitung haben. "Das ist nirgends festgeschrieben", dennoch betonte sie: "Das Thema ist virulent." Entlastungsmöglichkeiten für die Schulleiter würden derzeit im Zuge des Doppelhaushalts diskutiert. Dass über den Einsatz eines Konrektors und der Verwaltungsangestellten nicht nach der Schülerzahl, sondern nach der Anzahl der Klassen beschieden werden sollte, meinte Eva Gottstein. Jeder Rektor sollte zudem unabhängig von der Größe der Schule einen Sockel dieser Anrechnungsstunden erhalten. Schorer-Dremel wandte ein, dass es sehr schwer sei, einen gerechten Faktor zu finden, der allen Rektoren gleichermaßen gerecht würde: "Ich sehe aber die Belastung."

Dass an den Verwaltungsangestellten gespart würde und das Sekretariat an manchen kleinen Schulen nicht an allen Tagen besetzt sei, hält Eva Gottstein für Geldverschwendung: Der Rektor sei nicht für die einfache Verwaltungsarbeit da. Auch Tanja Schorer-Dremel sieht hier Handlungsbedarf.

Florian Rieß sprach den Riesenaufwand der offenen Ganztagsschule an. Da dies derzeit ein Pilotprojekt sei, gäbe es in ganz Bayern unterschiedliche Modelle. So seien es, so Schorer-Dremel, teilweise die Gemeinden, die sich um die Organisation der schulischen Nachmittagsbetreuung kümmerten. Wenn die Verantwortung, wie in Eichstätt, bei den Schulleitern läge, ist der Aufwand für die Rektoren um ein Vielfaches höher. Dass beim Modellversuch jede Gemeinde den für sie passenden Weg suchen solle, sei gewollt. Der "Ganztag" brennt den Schulleitern durchaus auf den Nägeln: Nur in drei Ländern in Europa gäbe es noch die Halbtagsschule. Gottstein hinterfragte: "Warum ham wir dieses Gschieß" Sie prophezeite, dass in zehn Jahren auch bei uns flächendeckend die gebundene Ganztagsschule eingeführt sei.

Die Situation seiner Schule in Lenting sprach Konrektor Daniel Bösl an. Die Schule hat 13 gebundene Ganztagsklassen. Ein großes Problem seien die zahlreichen Rückläufer aus Gymnasium und Realschulen während des Schuljahres. Bösl wünscht sich kleinere Klassen, die mit zwei pädagogischen Kräften ausgestattet sind. Auch hier waren sich beide Abgeordneten einig: "Ich sehe die Mittelschule als Handlungsfeld", meinte Schorer-Dremel.

Die recht unterschiedlichen Gehälter der Lehrer empfinden die Volksschullehrer nicht mehr als zeitgemäß. Viele durchliefen Zusatzausbildungen und hätten Qualifikationen, die mit dem vertieften Studium der Gymnasiallehrer sicher gleichwertig seien. Beide unterstützten dieses Anliegen: "Die Eingangsstufe der Lehrer sollte gleich sein. Damit wäre jeder Schüler zunächst einmal auch gleich viel wert." Schorer-Dremel ergänzte: "Dann fangen alle gleich an und kompensieren es mit Beförderungsämtern."

Schorer-Dremel meinte, dass man das Machbare im Blick behalten sollte und mit den finanziellen Möglichkeiten, die man habe, optimal umgehen solle. "Wir haben ein gutes Schulsystem und gute Lehrer." Die Lobbyarbeit, so Schorer-Dremel, sei für Gymnasien und Realschulen im gesamten Landtag intensiver als für die Grund- und Mittelschulen.

Seit mehreren Jahren treffen sich Vertreter des Eichstätter BLLV mit den beiden ehemaligen Schulrektorinnen zum Meinungsaustausch. Hier zeigte sich zum wiederholten Male, dass die Lehrer ihre Anliegen im Austausch mit ihnen nicht wortreich erklären mussten; kleine Stichworte des BLLV-Kreisvorsitzenden Florian Rieß genügten für eine rege Diskussion.