Eichstätt
Eintauchen ins urzeitliche Jurameer

17.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:56 Uhr

Freuen sich über die gelungene Neugestaltung: Grafik-Designerin Gabriela Horsitzky, Beleuchtungsingenieur Walter Bamberger, Regens Christoph Wölfle, Direktorin Martina Kölbl-Ebert und Generaldirektor Gerhard Haszprunar (von links). - Foto: chl

Eichstätt (EK) Eintauchen in die Inselwelt des Jurameeres: Das Juramuseum blättert mit seinen Fossilien 150 Millionen Jahre in den Gesteinsschichten zurück und präsentiert nun im neu gestalteten Hauptsaal einen sehr lebendigen Einblick in das urzeitliche Leben des Solnhofener Archipels vor unserer Haustüre.

Am Mittwochabend eröffnete Museumsdirektorin Dr. Martina Kölbl-Ebert den zweiten Abschnitt ihres neuen Museumskonzeptes auf der Willibaldsburg nach der erfolgreichen Umgestaltung des Achaeopteryx-Saales (wir berichteten). Dort geht es nun – mit dem Urvogel als Prunkstück im Mittelpunkt – um die Evolution des Fliegens. Von diesem Saal segeln nun quasi die urzeitlichen Flugsaurier am Juravenator vorbei in die Lagunenlandschaft hinein.
 

Im Hauptsaal waren bisher die Fossilien bekanntlich ästhetisch durchaus gelungen, aber inhaltlich wenig informativ beinahe wie Kunstwerke aufgehängt und präsentiert. Jetzt hat Kölbl-Ebert in Zusammenarbeit mit weiteren Fachleuten und Mitarbeitern eine neue Struktur geschaffen – die Kosten dafür liegen zwischen 70 000 und 80 000 Euro. "Betreten wir die Inselwelt des Jurameeres, den Solnhofener Archipel, eine sonnendurchflutete, tropisch warme Landschaft mit kleinen, schütter von Samenfarnen und Cycadeen bewachsenen Inseln, auf denen exotische Tiere leben", lud sie nicht nur die Gäste der Eröffnungsfeier ein.

Der Saal ist nun thematisch neu gegliedert: Begrüßt wird das Publikum von einem Überblick über die Ökologie – auch mit dem bestens bekannten Landschaftsmodell. Von den Bewohnern der Wasseroberfläche und des Weichbodens geht es dann über die Riffbewohner bis hin zu jenen des offenen Meeres – am spektakulärsten dabei das große Meereskrokodil. Eine Fläche ist da noch frei: Hier soll, so verrät Kölbl-Ebert, noch ein neuer Fischsaurier Platz finden, und zwar jenes Fossil, das erst kürzlich auf dem Blumenberg gefunden und wohl etwas vorschnell als "Meereskrokodil" bezeichnet wurde. Als "Schaupräparation" sollen die Museumsbesucher die wissenschaftliche Erforschung des Ichthyosaurus bei regelmäßigen Besuchen begleiten können. Und dass so ein urzeitliches Meeresreptil ein spektakuläres Vieh ist, zeigt sich schon jetzt an einem der Modelle, die über den Köpfen der Besucher schweben: Ein gut drei Meter langer Ichthyosaurier, der Jagd auf Mollusken macht. "Das Fressen und Gefressen- Werden – die Nahrungskette – ist auch ein Aspekt des neuen Konzeptes", erklärt Kölbl-Ebert, ebenso wie das Ökosystem der damaligen Zeit im Solnhofener Archipel.

Stets unter der Maßgabe, dass die Solnhofener Plattenkalke ja "nur der Friedhof" des damaligen Lebens seien. "Aber wir können unheimlich viel aus den Funden der Fossilien auf das Leben damals schließen."

Die Erkenntnisse der Wissenschaftler werden nun dem Publikum mit leicht verständlichen Texten und Grafiken in deutsch und englisch vermittelt, die Ausstellung ist auch beleuchtungstechnisch auf dem neuesten Stand.

Der Regens des Priesterseminars als Träger des Museums, Christoph Wölfle, zeigte sich hoch erfreut über die gelungene Neugestaltung: "Wir erleben hier nun nicht mehr nur eine Konfrontation mit dem Stein, sondern bekommen anschaulich Wissen, Verständnis und so letztlich auch Ehrfurcht vor der Schöpfung vermittelt."

Darin sah auch der Generaldirektor der staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, Professor Dr. Gerhard Haszprunar, das Hauptanliegen des Museums: "Die Grundfrage des Lebens ist: Wie und warum das alles entstanden ist" Hier begegneten sich die Kirche und der Staat mit ihrem jeweiligen Bildungsauftrag: "Nur was man kennt, kann man auch schätzen und erhalten."

Kölbl-Ebert blickt derweil schon dem dritten Bauabschnitt entgegen: Im nächsten Jahr will sie den Eingang neu gestalten.