Eichstätt
Eine karitative Aufgabe

Der Vinzenzverein Eichstätt ist der wohl älteste Sozialverein der Stadt – und braucht neue Mitglieder

09.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Regelmäßig jeden Donnerstag wird in der Seniorenbegegnungsstätte Caritas-Pirkheimer-Haus in der Schlaggasse 8 in Eichstätt eine Veranstaltung angeboten – wie hier Singen und Musizieren zum Herbst mit Rita und Michael Pesold - Foto: hr

Eichstätt (EK) Werben für den Vinzenzverein. Dieses Motto hat sich Bertram Blum, seit einem halben Jahr Vorsitzender eines der ältesten Sozialvereine in der Stadt, auf seine Fahnen geschrieben. Denn: Die Zahl der Mitglieder sinkt rapide.

Nur 34 der derzeit 720 Mitglieder des „Vinzenzvereins für soziale Dienste“, wie der im Jahr 1854 gegründete Verein heißt, sind unter 70 Jahre alt. „Da kann einem schon angst und bange werden“, meint Blum, der bis zu seiner Pensionierung vor drei Jahren für die Erwachsenenbildung in der Diözese Eichstätt zuständig war. Blum (Foto) bringt neben seinem sozialen Engagement vor allem auch ein Geschichtsbewusstsein mit. Während seiner Zeit als Abteilungsleiter im Ordinariat hat er promoviert – mit einer Arbeit über die Geschichte der Erwachsenenbildung. „Die Geschichte des Vinzenzvereins ist zugleich auch ein Stück Sozialgeschichte Eichstätts“, sagt er.

Neben diesem historischen Aspekt hat Blum auch die Person des Namensgebers fasziniert. Der heilige Vinzenz von Paul sei zu Beginn seiner Laufbahn eigentlich ein „karrierebewusster Kleriker“ gewesen, habe sich dann aber zu einem Mann entwickelt, den die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen und deren zum Teil miserablen Lebensumstände zur Umkehr veranlasst hätten. 1600 zum Priester geweiht, gründete er 1625 die Kongregation der Lazaristen und kurze Zeit später den Frauenorden der Vinzentinerinnen. Seine Regeln waren klar und präzise formuliert: „Euere Klöster sind die Häuser der Kranken, euer Kreuzgang sind die Straßen der Stadt“, schrieb er seinen Mitbrüdern und Schwestern ins Regelwerk. Überhaupt: „Das Christentum muss sich im Tun verwirklichen“, war die Leitschnur des Vinzenz von Paul, der es 1737 damit bis zum Schutzpatron der Caritas brachte.

Etwas tun, das hat sich auch Bertram Blum in seinem (Un)Ruhestand vorgenommen. Zwar ist die ehrenamtliche Pflege von erkrankten oder alten Menschen längst in professionelle Hände der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas-Sozialstation Eichstätt übergegangen. Dennoch, so sagt Blum, mangelt es nicht an der Notwendigkeit sozialer Dienste. Und deshalb sieht der Vorsitzende den Vinzenzverein auch nach wie vor als dringend notwendig an.

Wie die in den vergangenen Jahren gegründeten Krankenpflegevereine auf dem Land unterstützt der Vinzenzverein die Caritas-Sozialstation durch Spenden. Er ist der größte aller 24 Trägervereine der Sozialstation und damit auch der größte Gewährträger. Und er bietet selbst Unterstützung an: durch die Ökumenische Nachbarschaftshilfe in Eichstätt, die, initiiert von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde der Stadt, inzwischen dem Vinzenzverein angeschlossen ist. Angeboten werden Besuchsdienste im Krankenhaus oder Altenheim sowie Familienhilfen.

Mit seiner Begegnungsstätte im Caritas-Pirkheimer-Haus in der Schlaggasse 8 in Eichstätt ist der Verein zudem auf dem Gebiet der offenen Altenarbeit aktiv. Dort finden regelmäßig in der Woche Veranstaltungen statt. Am Mittwochvormittag immer „Tänze 50-Plus“ von 8.30 bis 10 Uhr und jeden Donnerstagnachmittag ab 14 Uhr eine Begegnung unter thematischen Schwerpunkten. Einmal sind es Vorträge, wie über Sturzprophylaxe oder Reisebeschreibungen, zum anderen sind es gesellige Treffen mit Musik und Gesang sowie Kaffee und Kuchen. Begegnungsstätte-Leiterin Agnes Gabel ist während dieser Zeit auch immer Ansprechpartnerin für Fragen jeglicher Art.

„Die Zukunft“, so sagt Bertram Blum, „kann es möglich machen, dass sich die sozialen Dienste des Vinzenzvereins noch ausweiten, vor allem dort, wo menschliches Leben und die Menschenwürde gefährdet sind“. So gesehen sei die Mitgliedschaft im Verein eine „Bereitschaftserklärung, sich auch als junger und gesunder Mensch mit den Kranken und Alten, den Armen und Schwachen unserer Gesellschaft zu solidarisieren und die karitativen Aufgaben zu unterstützen“.