Eichstätt
Eine "Boandlkrameriade" mit konträrem Plot

Das Kabarett-Duo BlöZinger gastierte vor fast vollem Haus auf der Gutmann-Bühne

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Rasante Rollenwechsel zeigten Robert Blöchl als Senior Franz (rechts) und Roland Penzinger als Tod (links) in ihrem neuen Programm "Bis morgen" auf der fast ausverkauften "Gutmann"-Bühne. −Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) So charmant, elegant, amüsant und, ja, sogar pikant kann man mit dem Tod nur dann umgehen, wenn man aus Österreich kommt. Diese Einsicht lag einfach nahe, als das österreichische Kabarett-Duo BlöZinger auf der "Gutmann"-Bühne zu Gast war; mit 110 Besuchern war der Saal fast ausverkauft. In ihrem neuen Programm geht es um die Begegnung zwischen dem Tod und dem Altersheim-Bewohner Franz, beide feilschen um das Sterben, aber ganz anders, als man das zu kennen glaubt: Denn Franz will sterben.

Doch der Tod will ihn nicht holen.

 

Dieses Programm, betitelt "Bis morgen", hat es in sich: Es präsentiert den typischen Ösi-Charme des Morbiden im Gewand des skurril-schrägen Schmähs. Denn obwohl es sich bei der Summe der lose gefügten Szenen dieses Programms, lauter kleine Dramolette, um eine Art "Boandlkrameriade" handelt, setzt diese in ihrem Plot eben gerade einen Kontrapunkt zu dem bekannten Stück vom "Brandner Kasper", der mit dem Tod darum verhandelt, dass der ihm bitteschön noch ein paar Jährchen gewähren möge. Franz bekommt im Heim immer nur Besuch vom Sensenmann, weil der sich von ihm Unterhaltung verspricht. So spielen die zwei miteinander Schach ("Du mischst …!") oder Schafkopf ("Du bist mit dem Würfeln dran!").

Dabei möchte Franz so gerne sterben und bettelt darum, dass der Tod ihn doch erhören und endlich holen möge. Der aber denkt gar nicht dran. Er holt immer nur andere, fatalerweise fast stets solche Figuren, die der Franz längst liebgewonnen hat, was dessen trübe Stimmung nicht gerade aufhellt. Dass es ihm nämlich nicht gut geht, liegt auf der Hand oder besser an der Inkontinenz: "Mit 60 hams mir die Blasn durch aan Nudelsieb aus'tauscht."

Innerhalb dieser Rahmenhandlung absolvieren die beiden aus Linz stammenden, nun aber in Wien lebenden Schauspieler Robert Blöchl und Roland Penzinger, die ihre Nachnamen zum Etikett "BlöZinger" vereint haben, mit bemerkenswerter Blitzgeschwindigkeit Rollenwechsel voller Rasanz. Denn an Personal mit von der Partie sind in diesen Szenen etwa Schwester Susi oder die alte Frau Gruber, eine Lustgreisin, die an die männlichen Senioren im Heim Bonbons voller Viagra-Generika verteilt, um sie sich gefügig zu machen. Versehentlich hat der Franz auch mal eins erwischt: "Do hob i dann ausg'sehn wie a menschliche Sonnenuhr!"

Dazu gehört auch Franzens Lieblings- Zivi Mario, dessen Dauerkiffen ihn zu grenzenloser Heiterkeit verleitet ("am Morgen ein Joint, und der Tag ist dein Freund!"), dann Herr Huber, ein weiterer Greis und Feind von Franz, der ihm sowohl das Gebiss wie auch das Schlussteil seines Puzzles mit 10000 Teilen versteckt hat. BlöZingers Pointen strotzen vor Wortwitz, und schwärzer kann Humor kaum mehr sein: Als Franz den Tod zum Eis einlädt, seufzt dieser aus tiefster Seele: "Jo, i glaub, i hob mir jetzt a Kugel verdient". Da entgegnet Franz lakonisch: "Des hot da Hitler am Schluss aa g'sagt…!"

Mit von der Partie ist auch eine kleine Göre mit Luftballon, deren Namen sich die Mutter nur per Tattoo am Oberarm merken kann: "Komm her, Tney! Na los, Tney!" Schließlich krempelt sie den Ärmel hoch und korrigiert sich: "Ah, na komm schon, Britney!"

Für Beschleunigung und Pep sorgen Franzens Träume, die den Handlungsablauf exakt portionieren und Pausen setzen: Schon zu Beginn reitet Franz als Cowboy durch den Wilden Westen, wobei der Tod seinem Pferd Mimik, Gestik, Stimme und Körper verleiht, später tanzt er in der Disco, natürlich zum Sound von "Staying alive". Es kommt zum Fallschirmsprung, wobei Franz sogar im Tandem-Flug von Frau Gruber angebaggert wird ("Love is in the Air, Franz!"). Ein anderer Traum erinnert an das bekannte Milgram-Experiment, worin Probanden in einem Test Stromschläge für falsche Antworten erhalten. Regelmäßig wacht Franz mit einer hoffnungsfrohen Frage an sein Gegenüber auf: "Bin ich tot?" Die Antwort: "Nein, ich bin der Tod!" - Ein äußerst heiterer Abend voller morbidem Witz!