Eichstätt
Einmal durchchecken, bitte

Wirkt sich der Vorsatz "mehr zu Fuß gehen" auf die Fitness aus? Eine Untersuchung im Diagnoselabor

31.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:53 Uhr

Radeln mit Maske, Manschette und Elektroden: Der Spiroergometrie-Test (oben) überprüft, wie gut der Stoffwechsel bei EK-Redakteurin Katrin Poese in unterschiedlichen Belastungsbereichen arbeitet. Im sportwissenschaftlichen Diagnoselabor der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt kann Klaus Lutter (unten links) viele Indikatoren für körperliche Fitness untersuchen. Zum Beispiel auch den Zustand der Rumpfmuskulatur mit einem Maximalkrafttest (rechts unten). - Fotos: Schneider

Eichstätt (EK) "Drückdrückdrück", befiehlt Luisa Adloff, "weiterweiterweiter!" Und: "Da geht noch mehr!" Das klingt zwar nach Drill, aber die studentische Hilfskraft im sportwissenschaftlichen Diagnoselabor meint das gar nicht böse. Im Gegenteil, sie will mich motivieren, 100 Prozent Leistung aus meinen Muskeln herauszukitzeln. "Da ist auch viel Psychologie dabei", weiß sie.

Ich hänge indes schnaufend an einem Gerät, das Back-check heißt und auch genau das tut: Es checkt, in welchem Zustand mein Rücken ist. Genauer, wie viel Kraft die Muskulatur in meinem Rumpf aufbringen kann. Damit sich das feststellen lässt, muss ich in verschiedenen Positionen an der Maschine drücken, ziehen oder mich, so fest es geht, nach vorne oder nach hinten lehnen. Und dabei je zehn Sekunden lang alles geben. "Maximalkrafttest" nennt sich das. Ich jedenfalls habe mein Maximum erreicht. Für einige Momente überkommt mich leichter Schwindel, nachdem ich an meine Grenze gegangen bin. Das ist nur ein Zeichen meiner Anstrengung, weiß Luisa Adloff. Auch manchen anderen Probanden geht es so.

Warum ich mir das antue? Ich will wissen, wie es um meine Fitness bestellt ist, und habe das Diagnoselabor der Katholischen Universität (KU) um Hilfe gebeten. Denn in diesem Jahr verfolge ich den Vorsatz, so viel wie möglich zu Fuß zu gehen. Ob das wohl meine körperliche Verfassung verändern wird? Für eine Vorher-Nachher-Betrachtung muss ich natürlich zunächst mal wissen, wie fit ich im Moment bin. Deshalb bin ich hier. "Das sind unsere Referenzwerte, mit denen wir im Laufe des Jahres arbeiten", drückt es Dr. Klaus Lutter wissenschaftlich korrekt aus. Er ist Leiter der Facheinheit Sport an der KU und verantwortlich für das Diagnoselabor. Lutter hat die Tests ausgewählt, denen ich mich unterziehe, und möchte sie zur Mitte des Jahres und im Dezember wiederholen, um meinen Zustand mitzuverfolgen. Wie er mir erläutert, kann man natürlich keine Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen dem Gehen und meiner Fitness herstellen, denn das Labor kann nicht kontrollieren, wie ich mich im Laufe des Jahres ernähre, wie viel ich schlafe und ob ich zusätzlich schwimme oder Yoga mache. Auch einen festen Trainingsplan habe ich nicht, denn ich möchte ja zum Vergnügen laufen. Trotzdem werden die Werte Hinweise darauf geben, was sich im Laufe des Jahres in meinem Körper verändert.

Doch zurück zum Anfangszustand. Der Back-check zeigt: Meinem Rücken geht es gar nicht so schlecht. Eine Software errechnet empfohlene Kraftwerte für eine 27-jährige Frau mit meinen Körpermaßen. Fast alle meine Muskelgruppen im Rumpf schaffen diesen Wert oder sogar mehr. Eine Schwachstelle ist meine Brustmuskulatur. Luisa Adloff empfiehlt mir Liegestützen. Denn das Wandern - zumindest, wenn ich es ohne Stöcke betreibe - wird sich wohl nicht so sehr auf die Muskeln in meinem Schultergürtel auswirken. Eine Verbesserung kann ich mir, wie ich höre, dagegen für die Muskelgruppen am Hüftgürtel und meine gesamte Körperstabilität erwarten.

Bei der Untersuchung meiner Fitness interessiert aber nicht nur Kraft, sondern auch Ausdauer. Um die zu ermitteln, mache ich gleich zwei Tests. Zunächst den "UKK Walking Test". Klaus Lutter hat ihn ausgesucht, weil er realitätsnah ist. Ich will in diesem Jahr wandern, beim Test muss ich flott walken. Und zwar auf einem komfortabel gedämpften Laufband unter standardisierten Bedingungen. Meine Geschwindigkeit bleibt auf der Strecke von genau zwei Kilometern gleich. Die Neigung des Laufbandes beträgt ein Grad, um den Luftwiderstand zu simulieren, dem ich draußen ausgesetzt wäre. Über meine Pulswerte und eine Formel wird dann meine maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit errechnet. Dieser Wert ist ein guter Indikator für meine Ausdauer. Und die ist: "Leicht unterdurchschnittlich", wie der Auswertungsbogen verkündet. "Das ist etwas, wo Sie in Ihrem Trainingsjahr deutlich was verbessern können", motiviert mich Klaus Lutter.

Darauf deutet auch ein weiteres Verfahren hin, für das ich an einem Extra-Termin ins Labor komme, damit ich fit und frisch bin: der Spiroergometrie-Test - der "Gold-Standard der Sportwissenschaft", wie Klaus Lutter sagt.

Nach Chancen auf Gold fühlt es sich für mich nicht gerade an, als ich auf dem Ergometer in die Pedale trete. Ich atme in eine etwas unbequeme Gummimaske auf meinem Gesicht, Elektroden an meinem Rücken messen meinen Herzschlag, eine Manschette an meinem Oberarm zieht sich immer wieder zusammen und erfasst meinen Blutdruck. Und die fiese Maschine erhöht den Widerstand beim Radeln immer weiter, bis es beim Schnaufen ganz schön pfeift in meiner Atemmaske. Das soll so sein. Denn so kann der Test mir sagen, wie mein Stoffwechsel bei unterschiedlicher Belastung arbeitet. Das Ergebnis: Meine Fettverbrennung ist im unteren Belastungsbereich optimal, bei Belastungsspitzen, im sogenannten anaeroben Bereich, mache ich aber schnell schlapp. "Ausdauer ist Ihr Ding", sagt Klaus Lutter und meint damit, dass ich besser darin bin, eine mäßige Belastung lange durchzuhalten, als an meine Grenzen zu gehen. Das zeigen verschiedene bunte Kurven und Grafiken auf dem Auswertungsbogen.

Noch ein weiterer Bogen der Wahrheit erwartet mich. Elena Horn, Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Sportabteilung, hat mich für einen sogenannten "Bioimpedanztest" genau vermessen: Körpergröße, Körpergewicht, Umfang meiner Taille, Hüfte, Oberarme, Unterarme, Oberschenkel und Waden. Eine Körperanalysewaage ermittelt mithilfe minimaler Stromstöße (von denen ich nichts spüre), wie viel Wasser, Muskeln und Fett sich in meinem Körper befinden. Da bleibt natürlich nichts verborgen. Elena Horn kann sehen, dass ich zu den Kandidaten gehöre, die gern mal zu wenig Wasser trinken. Das zeigt ihr der Körperwasser-Wert. Sie weiß auch, dass ich vermutlich keine Tennisspielerin bin, denn dann wären meine Muskeln auf der Seite, mit der ich den Schläger halte, wahrscheinlich etwas stärker entwickelt als auf der anderen. Bei mir ist das recht symmetrisch. Beim Blick auf meine Werte meint Klaus Lutter: "Das ist alles noch im grünen Bereich mit Potenzial nach oben." Heißt, ich bin gesund, aber da geht noch mehr. Zum Beispiel mehr Muskelmasse und dafür weniger Körperfett.

Jetzt heißt es erst mal: Raus und losgehen! Wie das Ganze meine körperliche Verfassung verändert, wird sich dann beim nächsten Test zur Halbzeit meines Vorsatz-Jahres zeigen.