Eichstätt
Drogeriemarkt fehlt

Geographie-Studenten legen Untersuchung über den Einzelhandel in der Innenstadt vor

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Diplomgeographin Anke Breitung erläuterte die Ergebnisse der Studie über den Einzelhandel in der Innenstadt. - Foto: Bartenschlager

Eichstätt (baj) "Handeln! in der Innenstadt" ist eine Untersuchung überschrieben, die Geografie-Studenten an der KU erarbeitet haben. Dabei nahmen sich die Studierenden das im wahrsten Wortsinn naheliegende Thema "Einzelhandel" vor. Die Ergebnisse wurden am Mittwoch im ehemaligen Kapuzinerkloster ausführlich vorgestellt und erläutert.

Die Einführung machte Standortbeauftragte Beate Michel, die, seinerzeit noch mit der damaligen Innenstadtmoderatorin Lisa Lorenz, die Studie begleitete. Wie Diplom-Geographin Anke Breitung, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Humangeographie vor OB Andreas Steppberger, Stadträten und zahlreichen Einzelhändlern ausführte, hat die zwölfköpfige Studentengruppe vier Fragen zu beantworten versucht: Wie nehmen verschiedene Kundengruppen und Geschäftsinhaber die Eichstätter Innenstadt wahr, wer kommt nach Eichstätt zum Shoppen, wie wirkt sich die Spitalstadt auf die Passantenfrequenzen aus? Das letzte Thema lautete "Welche Chancen bieten ,Online-Schaufenster'" (wir berichteten).

Zunächst analysierte Breitung die Ausgangslage: Die kleinräumig verschachtelte Altstadt sei geprägt durch hochspezialisierten, inhabergeführten Einzelhandel. Die Flächen seien oftmals zu klein, wenig barrierefrei und nicht entsprechend ausgestattet, um Filialisten und modernen Einzelhandel anzulocken. Im Gegensatz dazu wurde die großflächige und zeitgemäße Spitalstadt geschaffen, was massive Änderungen der Laufwege und Frequenzen bei den Kunden auslöste.

Wie eine Befragung von 106 Personen ergab, gehen fast 74 Prozent von ihnen in der Altstadt zum Einkaufen - in absoluten Zahlen 78 Personen. Von ihnen wohnen fast 68 Prozent in Eichstätt, rund 22 Prozent in der näheren Umgebung und zehn Prozent in Orten, die weiter als 15 Kilometer entfernt sind, wie Studentin Vivien Töpper darstellte. Die Kunden suchen hauptsächlich Bekleidungsgeschäfte und Buchhandlungen auf, kaufen aber auch Lebensmittel ein, zum Beispiel am Wochenmarkt, beim Bäcker oder beim Metzger.

Dabei geben 46 Prozent der Kunden bis zu 50 Euro pro Monat in der Innenstadt aus; hohe Beträge über 200 Euro sind selten. Wie Töpper zusammenfasste, komme ein Großteil der Kunden nicht zum "Bummeln" in die Innenstadt, sondern um gezielt bereits eingeplante Güter zu erwerben.

Mit einer Umfrage, die jedoch nicht als repräsentativ zu erachten ist, versuchte eine weitere Studentengruppe Aussagen über die Aufenthaltsqualität und die Wahrnehmung zu machen. Wie die Studentin Alexandra Wieczorek als Fazit herausstellte, existiere insgesamt eine gute Kenntnis der Läden in Eichstätt. Dabei werde das Fehlen eines Drogeriemarktes bemängelt. Manche wünschen sich mehr Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Ladenbesitzer lehnen den Spitalstadtbereich deutlich ab, sie mahnen mehr Parkplätze an und monieren das Fehlen von Herren- und Jugendausstattern. Rentner sehen die Aufenthaltsqualität am Marktplatz durch die Anwesenheit von Flüchtlingen beeinträchtigt, möchten mehr Sitzgelegenheiten haben und üben Kritik am Kundenservice. Die Ergebnisse der Passantenzählung stellte Anke Breitung vor. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass der Wochenmarkt als Kundenmagnet anzusehen ist, die Parkplätze in der Pfahlstraße stark gefragt sind und Personen, die beim Kieferorthopäden oder in der Apotheke in der Spitalstadt zu tun haben, auch mal bei der Bäckerei nebenan vorbeischauen und einkaufen.

Die meisten Leute frequentieren die Innenstadt zur Mittagszeit, weshalb manche Geschäftsinhaber ihre Öffnungszeiten überdenken sollten. Hier regte sich rasch Widerstand bei den Einzelhändlern. Es seien hauptsächlich Schüler und Behördenmitarbeiter, die mittags über den Marktplatz strömen, und die holen sich etwas zu essen und zu trinken, besuchen aber keine anderen Geschäfte. Die Diplom-Geographin gab zu bedenken, dass die Kaufkraft von Jugendlichen keinesfalls unterschätzt werden dürfe und auch die arbeitende Bevölkerung schätze einen stressfreien Einkauf über die Mittagszeit.