Eichstätt
Dienend Kirche sein

Der Ettaler Abt Barnabas Bögle hat mahnende Worte zum Walburgisfest nach Eichstätt mitgebracht

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Seit 980 Jahren singen die Benediktinerinnen von Sankt Walburg am Grab ihrer Patronin das Gotteslob. Die Schwestern Michaela (rechts) und Anna übernahmen gestern auch beim Festgottesdienst den Part der Vorsänger.

Eichstätt (EK) Mit mahnenden Worten hat der Ettaler Abt Barnabas Bögle gestern beim Walburgisfest seiner Kirche ins Gewissen geredet. Mit rund 600 Gläubigen – vorwiegend Frauen – feierte der Präses der bayerischen Benediktinerkongregation am Grab der Bistumspatronin das Wallfahrerfest.

Die Kirche war rappelvoll, aber längst nicht mehr so wie noch vor 20 Jahren, als die Gläubigen dicht gedrängt bis an das Speisgitter standen. Äbtissin Franziska Kloos, die vor dem Festgottesdienst noch eine Runde durch den Klosterladen drehte, bedauerte das. Eine Gruppe Frauen, die ihre Worte mitbekommen hatte, meinte: „Uns ist das so wichtig, wir fahren jedes Jahr über 100 Kilometer her.“ Und eine andere Frau, die gerade zur Tür hereinstrebte, sagte: „Und wir aus Beilngries!“ Aus dem ganzen Bistum und darüber hinaus waren die Menschen wieder an das Grab der 779 in Heidenheim gestorbenen Schwester von Bistumsgründer Willibald geeilt. Es ist seit jeher auch ein Begegnungstag, wie beim Gang über den Klosterhof schnell deutlich wird. Immer wieder sind die Worte zu hören: „Lang nicht gesehen, aber immer am Walburgitag.“ Die Wiedersehensfreude vieler Pilger ist groß.

„Wir sind alle als Wallfahrer gekommen“, sagte Abt Barnabas Bögle zu Beginn der Messfeier. Ein jeder mit seinem Päckchen, das er im Gebet an Walburgas Grab ablegen wolle. Bögle, der die Benediktinerabtei in Ettal leitet, vertrat den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der in dieser Woche an der Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Hildesheim teilnimmt. Der Abt, dessen Kloster in den vergangenen Jahren mehrmals durch den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in die Schlagzeilen geraten war, hatte deutliche Worte mitgebracht. „Die Kirche muss bereit sein, ihre festgefahrenen Spuren zu verlassen.“ Würde die Kirche nicht „dynamisch“ bleiben, sondern „hängenbleiben an ihren Privilegien“, gehöre sie „nicht zu Jesus“.

In einer Zeit, in der „viele an der Kirche rumnörgeln und sich über sie lustig machen“, tue es gut, auf „die Äbtissin zu schauen, um zu lernen, wie wir leben müssen“. Anhand ihres Lebensbildes entfaltete der Abt ein Bild der Kirche, wie es offenbar dem von Papst Franziskus entspricht. Die Kirche müsse missionarisch sein, „getrieben vom Auftrag Christi“ und die Kirche müsse „dienen“. Da könne Walburga nach den Worten des Abtes ein Beispiel sein. „Leute, die sich ins Rampenlicht stellen, gibt es schon genug, die braucht die Welt nicht mehr“, hob der Abt hervor. Vielmehr gehe es darum, den Weg „zu Christus hin“ mitzugehen und „den Menschen dort, wo das Leben uns hingestellt hat, in Liebe zu dienen“. Das gelte auch für die Kirche: „Wenn die Kirche nicht bereit ist zu dienen, dann ist sie nicht Kirche.“

Nach dem Gottesdienst, den Mitglieder des Frauenbundes zusammen mit Ordinariatsrätin Barbara Bagorski gestalteten, suchten die Gläubigen traditionell die Gruftkapelle auf, um am Grab der Heiligen zu beten. Dort, wo zwischen Oktober und Februar von den Nonnen der Abtei das sogenannte Walburgisöl aufgefangen und in kleinen Fläschchen verteilt wird.

Nicht nur das Öl, dem seit Jahrhunderten wundertätige Kräfte zugesprochen werden, wovon die unzähligen Votivgaben in der Gruft zeugen, fand hohen Zuspruch bei den Wallfahrern: Auch die angebotenen Kerzen – zu den verschiedensten Anlässen – waren gern gekaufte Mitbringsel, ebenso wie der selbst hergestellte Klosterlikör.

Zum gemeinsamen Ratsch trafen sich die Frauen abschließend in der vom Eichstätter Frauenbund eingerichteten Kaffeestube im Pfarrheim von Sankt Walburg.