Eichstätt
Die magische Marke überschritten

Die Blutspenden im Landkreis Eichstätt gehen leicht zurück – Das Rote Kreuz hofft auf die Jugend

11.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Eine Kampagne, die sich auszahlt: Blutspende-Sachbearbeiterin Andrea Hörauf vom BRK-Kreisverband Eichstätt hängt Transparente auf dem Gelände der Katholischen Uni in Eichstätt auf. - Fotos: Janczik/Auer

Eichstätt (EK) Die Zahl der Blutspender nimmt auch im Landkreis Eichstätt ab: Mit Müh und Not gelang es 2015, die magische Grenze von 10 000 Spenden zu überspringen. 10 122 Spender waren es letztlich bei insgesamt 80 Terminen. Der Rückgang zum Vorjahr beträgt 1,6 Prozent.

Allerdings gibt es auch eine richtig erfreuliche Nachricht. Die Zahl der Erstspender bei den Terminen des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Landkreis stieg 2015 deutlich an. 662 Menschen kamen zum ersten Mal. Das sind 16,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor – 2014 hatte das BRK in Eichstätt bei den Erstspendern einen noch nie gesehenen Negativ-Rekord von bloß noch 567 Erstspendern verkraften müssen.

Stefan Janczik (kleines Bild), der Kreisgeschäftsführer des BRK, meint zur Jahresbilanz: „Mich hat es gefreut, dass wir die 10 000 wieder überschritten haben, das ist eine magische Marke – das schaut einfach gut aus.“ Dabei standen die Chancen in diesem Jahr besonders schlecht: „Im Frühjahr hatten wir eine Grippewelle im Landkreis, dann kam der Poststreik, bei dem viele Spender unsere Einladungen zu spät bekommen haben, und im Sommer kam die Hitzewelle“, sagt Janczik. „Da sind wir jedes Mal voll reingetappt.“ Jenseits solcher widrigen Umstände gibt es aber ein grundsätzliches Problem: Viele zuverlässige „Stammspender“ scheiden momentan aufgrund ihres Alters aus. Und die jungen Leute machen nicht im gleichen Maße weiter. In den Spitzenjahren 2010 und 2011 kamen noch über 11 000 Menschen zu den Terminen.

Die Antwort auf die Erstspender-Flaute im Jahr 2014 waren Werbemaßnahmen für die Erst-, aber auch für die Zweitspender. Die Erfahrung der letzten Jahre hatte nämlich gezeigt, dass viele Erstspender einige Jahre vergehen lassen, bis sie wieder kommen.

Eine in der Vergangenheit zugkräftige Werbeaktion allerdings verliert offensichtlich an Schlagkraft: die Blutspende-Vereinsaktion. Im Landkreis Eichstätt erhalten Vereine, die ihre Mitglieder gezielt zum Blutspenden schicken, Getränkegutscheine von örtlichen Brauereien. Bedingung ist allerdings, dass immer zumindest ein paar Erstspender dabei sind, was manchen Vereinen dann anscheinend zu mühsam ist. Nur 34 Vereine machten in diesem Jahr mit, die Teilnehmerzahl war dann aber mit 760 Teilnehmern, davon 111 Erstspender, gar nicht schlecht.

80 Spendetermine führte der Blutspendedienst des BRK im vergangenen Jahr im Landkreis Eichstätt durch, jeweils enorm unterstützt durch die örtlichen ehrenamtlichen Rot-Kreuz-Mitglieder. Janczik: „Da bin ich wirklich stolz drauf.“

Der „Platzhirsch“ bei den Spendeorten ist seit Jahren Beilngries. 2035 Menschen kamen hier zu den angebotenen zehn Terminen, durchschnittlich 203 Personen pro Termin. Aber auch Altmannstein kann sich sehen lassen (durchschnittlich 185 Spender pro Termin), Kipfenberg (167) und Eichstätt (160).

Die meisten Erstspender gibt es bei den Terminen in Eichstätt: 202 Erstspender kamen hier im vergangenen Jahr, was überwiegend den Studierenden der Katholischen Universität zu verdanken ist, um die seit Jahren gezielt geworben wird. Janczik lässt auf dem Uni-Campus zu allen Eichstätter Spendeterminen eigene Transparente aufhängen. Außerdem wird beim Uni-Sommerfest gezielt geworben. Die Stadt Eichstätt ist dank der Studierenden bei den Erstspendern Spitze.

Andernorts allerdings sieht es nicht so gut aus: Versuchsweise eingeführte Spendetermine in Buxheim, Hepberg und Denkendorf wurden wegen zu geringer Nachfrage wieder eingestellt. „Termine unter 60 Personen sind nicht wirtschaftlich“, sagte Janczik und bittet um Verständnis. Verärgerte Kommentare bekommt er deswegen trotzdem regelmäßig zu hören. In Mörnsheim, Dollnstein und Wellheim wurde die Zahl der jährlichen Termine aus demselben Grund reduziert. Das Problem: Alternative Standorte werden von den „Stammspendern“ nur höchst ungern akzeptiert – eine Standorttreue, die man auch von dörflichen Kirchgängern kennt.

Und dann gibt es seit Langem das Problem des städtisch geprägten „Speckgürtels“ um Ingolstadt. „Je näher man an der Großstadt ist, desto weniger Spender hat man“, nennt Janczik ein bayernweites Phänomen. Gaimersheim zum Beispiel, ein Markt mit über 11 000 Einwohnern, bringt beim Blutspendetermin gerade mal 100 Menschen auf die Beine. „Das ist wirklich schwach“, sagt Janczik. Also ein dreifaches Hoch auf die Stadt Eichstätt, in der die Uhren immer ein bisschen anders gehen? O nein, sagt der BRK-Mann: „Bei den Terminen in Eichstätt reißen es die Stadtteile raus. Da bin ich heilfroh, dass wir die umliegenden Ortschaften haben.“

Rückgang hin oder her: In Oberbayern ist der Kreisverband Eichstätt des Bayerischen Roten Kreuzes bei der Zahl der Blutspenden auch 2015 wieder auf dem Spitzenplatz gelandet. Bayernweit führt an den unterfränkischen Spende-Hochburgen aber kein Weg vorbei. Da bleibt für Eichstätt Rang 17.