Eichstätt
Die Zukunft unserer Landwirtschaft

Eichstätter Umweltfilmtage starteten mit dem Dokumentarfilm "Code of Survival"

22.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Im Anschluss an seinen Film "Code of Survival" diskutierte Bertram Verhaag mit dem Publikum über Gentechnik, biologisch-dynamischen Landbau, die Zukunft unserer Landwirtschaft und die Macht des Verbrauchers. Links die Umweltreferentin des Bistums Eichstätt, Lisa Amon, - Foto: Kusche

Eichstätt (ddk) Das Thema Gentechnik brennt unter den Nägeln. Dies bewiesen die rund 60 interessierten Kinobesucher am Montagabend, die sich trotz hochsommerlich-tropischer Temperaturen den neuesten Dokumentarfilm von Bertram Verhaag "Code of Survival" nicht entgehen lassen wollten. Nach dem eindrucksvollen Film, den Altstadtkinobetreiber Ralph Feigl im Rahmen der diesjährigen Eichstätter Umweltfilmtage zusammen mit einem Bündnis von 22 Projektpartnern präsentierte, stellte sich der bekannte Regisseur einer Vielzahl von Fragen des sichtlich berührten Publikums und sprach sein Plädoyer für den biologischen Landbau aus.

Regisseur Bertram Verhaag, der sich schon bald nach seinem Studium an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen der kritischen Auseinandersetzung mit der Kernkraft und dann dem Thema der industriellen Landwirtschaft und Gentechnik zuwandte, stellt in seinem zehnten Dokumentarfilm "Code of Survival" die von Agro-Gentechnik geprägte US-amerikanische Landwirtschaft mehreren Beispielen biologisch-dynamischen Landbaus gegenüber. Der Gegensatz könnte extremer nicht sein. Da bietet Verhaag eindrucksvolle Einblicke in die Demeter-Plantage Sekem in Ägypten, den Teegarten Ambootia, eine alternative Rinderzucht in den USA und einen biologisch geführten Schweinehof in Bayern.

Demgegenüber präsentiert Verhaag die Arbeit eines Farmers aus den USA, der voller Zufriedenheit genmanipulierten Mais anbaut. Immer wieder untermauert der Regisseur seine Kritik am massiven Chemieeinsatz beim Anbau von genmanipuliertem Saatgut mit Experteninterviews. So kommt die britische Wissenschaftlerin Jane Goodall zu Wort, die die Profitgier und die Lügen der Industrie anprangert, die darauf beharrten, dass alle gentechnisch verarbeiteten Lebensmittel vollkommen sicher seien, oder der Agrarexperte Professor Don Huber, der die Gefahren der Breitband-Herbizide wie Glyphosat betont, die mit pathogenen Wirkstoffen verbunden seien, die signifikant die Gesundheit von Pflanzen, Tieren und Menschen beeinträchtigen: "Ihr Einsatz kann in letzter Konsequenz bis zu einem Zusammenbruch der Landwirtschaft führen."

Doch es sind vor allem die eindrucksvollen Bilder der Landschaften, in denen Landwirtschaft betrieben wird, die berühren, aufrütteln, ja teilweise erschüttern. Artenwüsten statt Biodiversität: Die weiten hoffnungslosen Mondlandschaften der industriellen Landwirtschaft in den USA stehen den Bildern lebendiger und vielfältigster Vegetation gegenüber, die die Arbeit der Ambootia-Teefarm in Indiens Hochland und der Sekem-Gemeinschaft auf den vormals ausgedörrten Böden Ägyptens und Libyens hervorgebracht hat. Denn dort in den USA, wo eigentlich genmanipulierter Mais wachsen sollte, so zeigt der Film, wächst auf steinhartem, ausgelaugtem Boden nur noch Unkraut, das sich als immun erweist gegen alle Chemiekeulen.

Dagegen ist der im Rahmen einer erstklassigen biologisch-dynamischen Landwirtschaft stets mühevoll umsorgte Boden im Teegarten Ambootia im indischen Distrikt Darjeeling lebendig, locker und fruchtbar - eben so, wie er sein sollte, um hervorragende Produkte hervorzubringen und gleichzeitig so wichtige Funktionen zu erfüllen wie Erosionsvermeidung, Wasserspeicherung und Grundlage Tausender von Mikrolebewesen zu sein. Eindrucksvoll blickt Verhaags Film daher mit vielen Aufnahmen in das "schwarze Gold" - den Boden - als Grundlage unseres Lebens hinein, der, so die Erfahrung des Sekem-Geschäftsführers Helmy Abouleish, überall auf der Welt die Grundlage für einen biologisch-dynamischen Landbau bilden könnte - ob in der Türkei, in Südafrika oder in Brasilien: "Es geht darum: Ist jemand hinter der Sache her und versucht, das unternehmerisch umzusetzen? Möglich ist es allemal."

Und natürlich überzeugen auch Verhaags dokumentierte Besuche bei Gegnern der Gentechnik, wie dem amerikanischen Rinderzüchter Howard Vlieger, der seinen Rindern genmanipuliertes und konventionelles Getreide als Futter anbot und feststellte, dass diese sich eindeutig für das konventionelle Futter entschieden, oder dem bayerischen Biobauern Franz Aunkofer aus Niederbayern. Das Fleisch seiner "glücklichen Schweine" begeistert schließlich alle seine Kunden, die Bilder der Biodiversität dürften jeden Zweifler von den Vorzügen biologischer Landwirtschaft überzeugen.

Genau mit diesen hoffnungsvollen Beispielen will Regisseur Bertram Verhaag seinem Publikum Mut und Zuversicht auf das "Ende der Gentechnik" machen, das er im Untertitel seines Films gewagt verspricht, wie er im Gespräch mit den Zuschauern nach dem Film erklärte. Denn, davon ist Verhaag überzeugt: "Wir haben noch eine Chance." Weniger bei der Politik als vielmehr bei jedem einzelnen Konsumenten sehe er die eigentliche Macht und Chance auf Veränderung: "Wir sind es, die tagtäglich mit unserem Konsumverhalten bestimmen, wie etwas angebaut wird, was wir kaufen und was wir essen wollen."