Eichstätt
Die "Unbelehrbaren" zum Reagieren zwingen

22.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:02 Uhr

Grünen-Landesvorsitzender Dieter Janecek sprach am Montagabend im Rahmen seines Eichstätt-Besuchs auch bei der Mahnwache gegen Atomkraft auf dem Marktplatz, rechts der Organisator der Demo, Martin Beck von der Greenpeace-Gruppe Eichstätt-Ingolstadt. - Foto: aur

Eichstätt (aur) Dass Dieter Janecek, der bayerische Landesvorsitzende der Grünen, ausgerechnet in solch politisch unruhigen Tagen nach Eichstätt kam, war blanker Zufall: Seit langem nämlich, als noch nie keiner in Europa den Ortsnamen Fukushima buchstabieren konnte, hatte er einen Termin im Bildungshaus Alte Schule in Morsbach (Markt Titting) vereinbart, ein Treff mit Jugendlichen.

Und weil er schon einmal da war, packte er noch einen weiteren Termin in seinen Eichstätt-Besuch: Zusammen mit der Grünen-Kreisvorsitzenden Manuela Knipp-Lillich erhielt Janecek eine Betriebsbesichtigung bei der Firma Osram. Diese Visite war Teil der "Grünen Wirtschaftstour" durch ganz Bayern, die seit zwei Jahren läuft.
 
"Die Firma Osram richtet zwei Drittel ihrer Produktion auf energieeffiziente Produkte", meinte Janecek bei einem Gespräch in der Redaktion des EICHSTÄTTER KURIER, er wolle sehen, wie es da in Eichstätt aussehe. Und Kreisvorsitzende Knipp-Lillich meinte zuvor: "Osram hat kürzlich Lagerräume abgegeben. Da ist für uns die Frage ganz wichtig: Wie geht es weiter mit Osram" Im Werk selbst konnten solche Bedenken, wie Knipp-Lillich anschließend berichtete, rasch zerstreut werden. Osram mit seinen 800 Beschäftigten in Eichstätt tätige im Moment große Investitionen, die dem Standort Eichstätt wichtige Perspektiven gäben.
 
Janecek erläuterte, die bayerischen Grünen hätten sich vorgenommen, verstärkt in Kontakt zu den großen Firmen, zu den Konzernen zu treten: "Da gibt es eigentlich keine Berührungsängste mehr." Und er habe bei seinen Besuchen durchaus schon Überraschungen erlebt. "Es ist spannend, was da in Sachen Umweltverträglichkeit diskutiert wird." Es sei wichtig, wenn die Grünen hier ihren Blick weiteten.
 
 
Überhaupt sieht Janecek die Grünen offenbar immer stärker in der Rolle der Volkspartei. "Oft sind die Grünen inzwischen der erste Gegenspieler der CSU, und diese Rolle nehmen wir gerne an. Wir sind dran, in Bayern zweitstärkste Kraft zu werden." Diesen Anspruch müsse man aber auch ausdrücken – und deswegen sei er glücklich, dass es für die Eichstätter OB-Wahl im Frühjahr 2012 mit Manuela Knipp-Lillich eine eigene Grünen-Kandidatin gebe. "Ich finde es toll, dass die Grünen sich sehr offensiv in dieses Rennen begeben." Es gebe genügend Beispiele, die zeigten: "Wir können auch mehrheitsfähig sein."

Das zentrale Thema der Grünen ist derzeit aber der Atomausstieg. Und so sprach Janecek am Abend auch kurz bei der Mahnwache auf dem Eichstätter Marktplatz. "Jetzt müssen wir den Druck so aufbauen, dass die Letzten, die immer noch unbelehrbar sind, keine Chance haben und reagieren müssen", sagte er im Gespräch.

Ein politisches Strohfeuer werde das Unglück von Fukushima nicht bleiben, meinte Janecek: "Es gibt in Deutschland ohnehin eine Mehrheit gegen die Atomkraft. Und die Leute haben die Schnauze voll. Das wird uns bleiben."

Der Termin in Morsbach übrigens erwies sich als Flop: Die Veranstaltung war offenbar ausgefallen, ohne dass Dieter Janecek davon erfahren hätte.