Eichstätt
Die Raumnot der Universität ist groß

Kanzler Thomas Kleinert denkt an Bürocontainer neben dem Hofgarten – Generalsanierung ab 2016

28.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:04 Uhr

 

Eichstätt (EK) Die „Raumnot der Universität“ ist in Eichstätt oft zitiert. Und sie ist, wie jetzt ein Gespräch unserer Zeitung mit Kanzler Thomas Kleinert bestätigt, tatsächlich groß. Etwas Entlastung bringen die neuen Räume im Volksbankgebäude am Marktplatz. Das alleine reicht aber noch lange nicht.

Kleinert rechnet vor: In den vergangenen fünf Jahren hat die Zahl der Studierenden um 1200 zugenommen, aktuell sind über 5200 Studierende an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt eingeschrieben. Dazu steigt die Zahl der durch Drittmittel finanzierten Forschungsprojekte in allen Fachbereichen kontinuierlich. Das ist für die Universität eigentlich eine gute Nachricht, führt aber dazu, dass es allein hier rund 50 bis 60 Personen mehr gibt, die für ihre Arbeit Büros und Räume brauchen als vor fünf Jahren. „Wir haben jetzt über 700 Mitarbeiter, dazu kommen rund 400 Lehrbeauftragte, das sind insgesamt über 1100 Beschäftigte“, sagt Thomas Kleinert. Dazu sollte die Universität im Zuge ihrer zunehmenden Internationalisierung mehr Büros für Gastprofessoren und -dozenten anbieten können: „Wir haben derzeit sechs Büros, das ist zu wenig.“

Eigentlich hatte die Universität nach dem Auszug der Maria-Ward-Realschule bekanntlich damit rechnen können, die ehemaligen Schulräume zu nutzen. Die Verhandlungen mit der Diözese als Besitzerin waren für die Uni positiv verlaufen. „Das hätte uns sehr gutgetan“, sagt Kleinert. Die Räume waren schon verplant, als nun im Oktober aus der Schule plötzlich ein Erstaufnahmelager für Flüchtlinge geworden ist. „Wir haben natürlich vollstes Verständnis für diese neue Priorität“, sagt Kleinert. Allerdings bemerkt er auch: „Wir haben noch keinen neuen Plan, was wir jetzt machen. Das ist ein Thema, das im ersten Halbjahr 2015 dringend gelöst sein muss.“ Der Uni-Kanzler hält es durchaus für möglich, dass nun, da es mit dem Einzug der Uni ins Maria-Ward-Gebäude nichts wird, als Übergangslösung Bürocontainer neben dem Hofgarten platziert werden müssen.

Der Kanzler braucht auch deshalb dringend neue Büroräume, weil die Universität demnächst „sukzessive“ aus dem ehemaligen Kapuzinerkloster ausziehen muss. Eigentlich hat die Universität die Räume bis 2020 vom Bistum gemietet, „und wir haben auch Signale, dass wir das ehemalige Kapuzinerkloster auch darüber hinaus nutzen dürfen, das wollen wir auch.“ Doch Bischof Gregor Maria Hanke unterstützt auch die Neuansiedlung der Passionisten in Eichstätt, deshalb musste die Uni bisher schon acht Büros für den Orden räumen, vier weitere folgen noch. „Dafür suchen wir ebenfalls gerade noch Ersatz.“

Auch aus dem Gebäudekomplex St. Michael am Burgberg, wo derzeit zwei kleine Forschungsinstitute untergebracht werden, muss die Uni ausziehen: Die Diözese hat das Haus verkauft, die Büros werden zu Studentenwohnungen umgewandelt. Auch das ist an sich ein Ansinnen, das Kleinert eigentlich grundsätzlich unterstützt, obwohl ihn natürlich jedes wegfallende Büro schmerzt. Deshalb ist die Entlastung durch den neuen Mietvertrag mit der Raiffeisenbank Volksbank Bayern Mitte „für uns sehr wichtig“, sagt Kleinert. Der Mietvertrag ist unterschrieben und läuft über zehn Jahre. Die Uni will zügig einziehen. „Für unsere Nutzung kann das Gebäue weitgehend unverändert bleiben“, sagt Kleinert. Die Universität wird sich das Gebäude künftig mit der Volksbank teilen (weiterer Bericht darüber folgt).

Parallel dazu hat der Kanzler die eigentlichen Universitätsgebäude im Blick: die Kollegiengebäude auf dem Campus an der Ostenstraße. Die stammen größtenteils noch von der Gründung der Pädagogischen Hochschule 1967, und Thomas Kleinert sagt: „Die Kollegiengebäude müssen ab 2016 grundlegend saniert werden.“ Das wird ein Millionenprojekt, das sich über vier bis fünf Jahre erstrecken wird und bei laufendem Universitätsbetrieb über die Bühne gehen muss: „Da werden wir immer wieder Ausweichräume benötigen“, sagt Kleinert. Wie das genau geregelt werden kann, muss sich noch zeigen, es wird ein logistischer Kraftakt nötig sein. Spätestens dabei bieten sich wohl auch wieder Bürocontainer an.

Wie sieht es angesichts dieser Raumnot mit Neubauten in Eichstätt aus? Diese Frage drängt sich auf, zumal das Areal des Waisenhausparkplatzes seit vielen Jahren von der Stadt als Erweiterungsgebiet für die Universität vorgehalten wird. Und das ist, wie Kleinert auf Nachfrage bestätigt, durchaus im Sinne der Universität: „Der Platz ist für die Entwicklung der Universität ideal.“ Noch hat er keine konkreten Pläne dafür. „Wir müssen erst die Sanierung der Kollegiengebäude stemmen.“ Dabei könnte sich aber durchaus herausstellen, dass noch ein Neubau nötig wäre. Kleinert steht dem nicht abgeneigt gegenüber und meint mit Blick auf den geschotterten Parkplatz: „Das wäre für die Stadt auch städtebaulich ein Gewinn.“ Das ebenfalls viel zitierte Parkproblem müsse sich anders lösen lassen, „unlösbar ist es sicher nicht“. Genügend Büro- und Arbeitsplätze zu schaffen, ist allerdings nur ein Aspekt der oft zitierten „Raumnot“. Wie sieht der Unikanzler die Wohnraumsituation für Studierende und Dozenten? „Das ist nach wie vor extrem schwierig und unbefriedigend“, sagt Kleinert. Die Probleme seien in Eichstätt in der Relation gesehen nicht kleiner als in München. Der Unikanzler sieht hier die Stadt stärker in der Pflicht. Schließlich sei es bei der Wahl des Studienortes auch entscheidend, ob man eine bezahlbare Wohnung findet. Kleinert ist der Überzeugung, dass inzwischen alle Privatvermieter mobilisiert seien, „da ist nichts mehr zu holen“.

Eine Studentenwohnanlage in der Antonistraße 30, wo bekanntlich die weitere Nutzung noch ungeklärt ist, würde er sehr begrüßen. Außerdem meint Kleinert: „Wir brauchen dringend ein neues großes Wohnheim.“ Ein geeignetes Baugebiet hätte Kleinert dafür schon im Visier: „Warum nicht in der Spitalstadt“, fragt er. Hier wäre ja wieder ein Baufeld frei, und das wäre eine sehr günstige Wohnlage, die den Universitätsstandort Eichstätt sicher noch attraktiver machen würde.