Eichstätt
"Die Menschen ziehen zu uns, weil wir hier alles haben"

25.01.2011 | Stand 03.12.2020, 3:13 Uhr

Seine Stadt Lauf gilt als Paradebeispiel für eine "zukunftsfähige Kommune": Benedikt Bisping bei seinem Vortrag in Eichstätt. - Foto: chl

Eichstätt (chl) "Das Eichstätter Stadtbus-Modell ist auch bei uns ein Erfolg und bringt mehr Kaufkraft in die Stadt als die Autos am unteren Marktplatz." Der Bürgermeister der Stadt Lauf, Benedikt Bisping, hatte dieses eine Lob für Eichstätt mit dabei, als er beim Zukunftskongress der Grünen über das Thema "zukunftsfähige Kommune" referierte.

Die fränkische Stadt an der Pegnitz vor den Toren Nürnbergs gilt bundesweit als Paradebeispiel für das Thema, zumindest seit 2008, als der 43-Jährige als erster grüner Bürgermeister das Ruder übernommen hat.
 
Bisping hat mit seiner Arbeit schon bundesweit für Aufsehen gesorgt – bis hin zu einem Porträt in der ehrwürdigen "Zeit". Beim Kongress in Eichstätt, den die hiesige grüne OB-Kandidatin Manuela Knipp-Lillich mit dem Kreisverband organisiert hatte, erläuterte Bisping sein Erfolgskonzept und erste spürbare Auswirkungen davon: "Wir hatten im vergangenen Jahr 1235 Zugezogene bei nun 27 199 Einwohnern im Erst- und Zweitwohnsitz. Auch die Zahl der Geburten steigt wieder. Es freut einen zu hören, dass wieder die Oma zur Familie nach Lauf zieht oder eine alleinerziehende Mutter in unserer Stadt Arbeit findet und zu uns zieht, weil wir neu gebaute Kinderkrippen mit Platz für ihre Tochter bieten."
 

Die Stadt Lauf gibt 30 Prozent ihres Haushaltes (rund 52 Millionen Euro) für Bildung aus: "Nicht zehn Prozent, wie von Kanzlerin Merkel anvisiert". Lauf wolle eine der kinderfreundlichsten Städte Bayerns werden. Ein neu geschaffener Kinder- und Jugendausschuss befasst sich mit Fragen wie Kinderbetreuung, Ganztagsschule und Schulstandortpolitik.

Der Laufer Bürgermeister geht es immer ganzheitlich an: Wenn wieder eine neue Tagesstätte für Kinder gebaut wird, dann gleich auf ökologisch höchstem Standard, das Essen für die Kinder ist selbstverständlich Bio-Essen, der Strom möglichst regenerativ erzeugt: "44 Prozent regenerativen Strom haben wir schon. Unser Ziel ist, bis 2030 alle städtischen Gebäude mit erneuerbaren Energien zu versorgen." Die Laufer Bürgerwerke ließen sich sofort mit Gewinn verkaufen, "das machen wir aber nicht". Bisping forciert nach eigenem Bekunden nachhaltige Finanz- und Wirtschaftspolitik: Er holt die örtlichen Unternehmer ins Boot und nutzt dabei seine beruflichen Fähigkeiten als gelernter Industriekaufmann und Werbeprofi. Die Geschäftsleute sitzen im neu gegründeten Arbeitskreis Stadtentwicklung, der "die Marke Lauf" auf allen Ebenen voranbringen will. Auch das Angebot an Ausbildungsplätzen soll mit einer Ausbildungs- und Arbeitsplatzbörse weiter ausgebaut werden, auf einem "Dorfmarkt" gibt es überwiegend regionale Produkte.

Finanziell stehe die Stadt gut da: Nach mehreren Jahren der Stagnation sei es gelungen, die ohnehin schon niedrige Pro-Kopf-Verschuldung von derzeit 451 Euro zu senken. So könnten Rücklagen für mittelfristige Investitionen gebildet werden.

"Die Menschen ziehen zu uns, weil wir hier alles haben", sagt Bisping. Und eine kinderfreuliche Stadt ist auch seniorenfreundlich: "Wenn wir für kinderwagenfreundliche Wege sorgen, dann kommen auch unsere Senioren mit ihren Rollatoren voran." Für Senioren werden auch eigene Stadtspaziergänge angeboten, bei denen sie ihre Themen vorbringen könnten, der Werbeprofi setzt auf Kommunikation und Information. Verstärkt geht Bisping auch die Aufenthaltsqualität in der Stadt an: "Die Menschen entdecken ihre Heimat wieder, nicht jeder fährt im Urlaub nach Mallorca – das freut die heimische Gastronomie."